Kapitel 12

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Nathan und Sami saßen schweigend nebeneinander. Die Stimmung war schwer und angespannt. Jeder hielt etwas zurück. Der Nachmittag, der so schön begonnen hatte, war zu einem Test geworden. Niemand traute sich, den ersten Schritt zu machen. Schließlich durchbrach Nathan die Stille.

„Sami, ich frage mich... warum es dir so schwerfällt, einfach hier zu sein. Bei mir, im Moment." Seine Stimme klang ruhig, aber ein Hauch von Frustration schwang mit. „Es fühlt sich manchmal so an, als wärst du immer woanders. Aus Angst würdest du schon die Flucht vorbereiten."

Sami spürte, wie die Worte ihn trafen, scharf und ungewollt. Er hatte sich Mühe gegeben, sich Nathan zu öffnen. Doch, eine Stimme in seinem Kopf flüsterte, es würde nie genug sein - für Nathan, für sich selbst. Die Zweifel, die Unsicherheiten fraßen ihn von innen auf, und er wusste nicht, wie er sie Nathan erklären sollte.

„Nathan, du verstehst es nicht", erwiderte Sami schließlich, und seine Stimme klang härter, als er wollte. „Ich... ich versuche es doch. Aber es ist einfach nicht so leicht für mich. Du denkst, ich mache das absichtlich? Dass ich es genießen würde, ständig in meinem Kopf gefangen zu sein?"

Nathan schüttelte den Kopf, und seine Augen funkelten kühl. „Ich denke nicht, dass du es genießt, Sami. Aber ich habe das Gefühl, dass du nicht wirklich willst, dass sich etwas ändert. "Als ob du so daran gewöhnt bist, dich in deine Unsicherheiten zu vergraben, dass alles andere... zu anstrengend ist."

Die Worte trafen Sami wie ein Schlag. Er fühlte, wie Wut in ihm aufstieg, heiß und unkontrolliert. „Du tust so, als ob ich mich absichtlich selbst sabotiere", fauchte er zurück. „Aber das hier ist verdammt schwer für mich, Nathan! Du verstehst nicht, wie es ist, ständig Angst zu haben, dass am Ende wieder alles in Scherben liegt."

„Und du verstehst nicht, wie es ist, sich für jemanden zu öffnen, der einen dann doch wieder wegstößt. Bei jedemGeben Sie hier eine Formel ein. Schritt, den man näherkommt", erwiderte Nathan, nun ebenfalls lauter werdend. „Du willst Vertrauen, aber du lässt mir nicht mal die Chance, dir zu zeigen, dass ich es ernst meine. Immer schiebst du mich weg, immer schließt du die Tür, bevor ich auch nur einen Fuß durchsetzen kann."

„Weil ich es nicht anders kenne!", schrie Sami zurück, sein ganzer Körper bebte vor unterdrückter Wut und Verletzung. „Vielleicht ist das hier ein Fehler. Vielleicht bin ich nicht der Mensch, den du dir vorgestellt hast."

„Vielleicht bin ich auch nicht der, den du dir vorgestellt hast", entgegnete Nathan kalt. „Vielleicht hast du dir nur eingebildet, bereit zu sein, jemandem zu vertrauen."

Die Worte hallten zwischen ihnen nach, scharf und unversöhnlich. Sami spürte, wie sich eine tiefe, bedrohliche Kluft zwischen ihnen auftat. Für einen Moment dachte er, es wäre damit vorbei. Beide schwiegen und atmeten schwer. Ihre Worte schwebten wie Scherben in der Luft.

Ohne ein weiteres Wort stand Sami auf, zitternd und innerlich aufgewühlt. „Vielleicht sollte ich gehen", murmelte er, sein Blick starr auf den Boden gerichtet. „Vielleicht sollte ich dir den Raum geben, den du offenbar brauchst."

Nathan beobachtete ihn mit einem Ausdruck, der Schmerz und Wut zugleich zeigte. Doch auch er schwieg, ließ ihn gehen, ohne ein weiteres Wort. Als Sami die Tür schloss, spürte er die kalte Leere in ihm. Sie bestätigte seine größten Ängste.

Dieser Konflikt zeigt die innere Zerrissenheit beider Figuren. Es sind ihre Missverständnisse und die Unfähigkeit, sich zu öffnen. Das Kapitel endet ohne Versöhnung. Die Spannung bleibt ungelöst. So bleibt Raum für Entwicklungen im nächsten Kapitel.

Whisper of the ScarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt