Der Tag hatte ganz normal begonnen. Die Sonne schien und die Star of Hope machte gut Fahrt. In ca. einer Woche sollten sie wieder im Heimathafen festmachen. Als Eliza jedoch am Nachmittag das Deck betrat, spürte sie sofort die ernste Stimmung, die an Deck herrschte. Die Mannschaft blickte sorgenvoll auf eine schwarze Wand, die am Horizont aufzog. Der Kapitän erschien an Deck mit sorgenvoller Miene und verkündete mit lauter Stimme: "Der nächste, rettende Hafen ist zu weit entfernt. Dem Sturm großräumig auszuweichen, macht keinen Sinn. Der Befehl lautet, den Kurs zu halten und das Schiff sturmsicher zu machen." Die Mannschaft nickte sorgenvoll. Jeder wusste was er oder sie zu tun hatte. Die Frauen halfen unter Deck alles sturmsicher zu vertäuen und zu befestigen. Mehrfach begegnete Eliza dabei Tom. Als sie ihm das letzte Mal begegnetete bevor der Sturm losbrach, hielt er sie kurz fest und sah ihr tief in die Augen. "Ich weiß nicht, ob wir diesen Sturm überleben. Daher möchte ich dir hier und jetzt danken, dass du dich für mich eingesetzt hast und mich vor einem Todesurteil bewahrt hast. Ich stehe tief in deiner Schuld." Er stoppte und sah verlegen zu Boden. Sie lächelte ihn an und nickte anerkennend. "Da ist noch was, was du unbedingt wissen sollst, bevor es vielleicht zu spät ist." Er sah sie an mit leicht verlegenem Blick. "Ja, und was?", fragte sie neugierig. "Ich hätte dir nie wirklich etwas antun können, weil...." Er unterbrach sich und sah sie flehend an: "Bitte lach' mich nicht aus." "Nein, tue ich nicht. Also, warum nun?" "Weil ich dich, seit wir uns das erste Mal hier begegnet sind, liebe. Bitte glaube mir, trotz allem was geschehen ist." "Ich liebe dich auch, Tom Foulder.", erwiderte sie leise, " trotz allem was geschehen ist." Sein Blick traf sie bis Herz und sie spürte ein seltsames Kribbeln. Plötzlich zog er sie zu sich und küsste sie zärtlich auf dem Mund. Lächelnd eilte er schließlich an Deck zurück und ließ sie mit ihrem Gefühlschaos zurück. Da tauchte Peter Woods auf und meinte sorgenvoll zu ihr: "Der Sturm wird heftig und ich hoffe, dass wir das alle überleben." So angespannt und besorgt hatte sie ihn noch nie erlebt. "Kann ich noch irgend etwas helfen?" "Nein! Oder doch: Beten!", antwortete er impulsiv. Sie sah ihn entsetzt an. "Geh bitte jetzt zu den anderen Frauen unter Deck." Eliza hatte sich bereits umgedreht, als er ihr hinterrief: "Eliza!" Sie drehte sich rum und sah ihm fragend an: "Ja?" Er zögerte kurz, dann sagte er leise und besorgt: "Bitte, pass auf dich auf." Sie nickte und eilte davon. Auch in ihrem Herzen herrschte inzwischen auch Sturm - ein Sturm der Gefühle.
Als dann der Sturm tatsächlich mit voller Härte losbrach, klammerten sich die Frauen angstvoll aneinander. Es war ein ohrenbetäubender Lärm, der Donner war laut wie gigantische Kanonenschläge, das Schiff ächzte und stöhnte. Immer mehr Wasser brach ein. Durch das Heulen des Sturmes hörten sie ab und zu das Schreien der Mannschaft. Alle Frauen klammerten sich angstvoll aneinander und dachten, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen, kreischten, heulten und beteten. Lediglich Eliza sass in all dem Chaos, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz am Kopf und alles wurde Schwarz.
DU LIEST GERADE
Eliza - zwischen Schicksal und Liebe
Historical FictionEliza gehört als Dienstmagd einer Handelsfamilie auch zur Besatzung des Handelsschiffs, der "Star of Hope". Auf einer der Handelsfahrt wird sie brutal von Mitglieder der Crew vergewaltigt. Doch trotz ihres jungen Alters ist Eliza stark und überlebt...