Sie fand Peter schließlich auf dem Hinterdeck. Er stand hinten an der Reling und starrte auf das Kielwasser der Star of Hope. Schweigend standen sie eine ganze Weile neben einander. Sie wollte gerade ansetzen und die Stille unterbrechen, als er ihr zuvorkam. "Ich war dumm......und ungerecht.", sagte er plötzlich ohne seinen Blick ihr zu zuwenden. Nicht wissend was sie darauf erwidern sollte schloss sie ihren Mund wieder. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit der Stille fragte sie Peter: "Wirst du deinem Vater eines Tages verzeihen können?" Sie schaut ihn fragend an und versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten. "Ich weiß es noch nicht, doch wenn Mutter als die Hauptleidtragende ihm verzeihen konnte, sollte ich das auch tun können. Ich brauche noch etwas Zeit, das Ganze zu verarbeiten.", antworte er nachdenklich. "Letztlich hat der Fehltritt meines Vaters für mich auch etwas Gutes gebracht. Er hat mir die kleine Schwester beschert, die ich mir immer schon gewünscht habe.", lächelte er Eliza an. "Verzeih' mir Eliza, dass ich so ungerecht war zu dir." Sie nickte nur. Ein dicker Klos schnürte ihr die Kehle zu und ihre Augen wurden feucht. Er sah sie an und zog sie in seine Arme. "Kleine geliebte Schwester, ich werde dich beschützen und auf dich Acht geben und nur Gott kann dies beenden." Eliza ließ ihren Tränen freien Lauf.
Sie musste sich erst einmal daran gewöhnen, aber es fühlte sich gut an endlich zu wissen wo man her kommt und eine Familie zu haben. Sie hatte auch ihrem Vater und ihrem Bruder direkt klar gemacht, dass sie an ihrem Status der Dienstmagd nichts ändern wollte und auch nur wenige Personen sollten überhaupt wissen wer sie wirklich war. Die Männer versuchten vergeblich sie davon zu überzeugen, ihren Stand der Dienstmagd aufzugeben und ins Kapitänshaus überzusiedeln offiziell als Kapitän Woods Tochter und Peters Halbschwester. Aber Sturheit war nicht die einzige Eigenschaft, die sie eindeutig von ihrem Vater geerbt hatte.
Neben dem Kapitän und seinem Sohn wurden nur noch Tom und Rose in die neuen Verhältnisse eingeweiht. Rose freute sich sehr für ihre kleine Freundin und obwohl sie Eliza's Entscheidung nicht ganz verstand, bewunderte sie Eliza für ihre Standhaftigkeit. Außerdem konnten sie so weiter einander nahe sein. Tom dagegen war reichlich verwirrt und auch ein wenig eingeschüchtert, von dem Umstand, dass Eliza nun einer mächtigen Handelsfamilie angehörte. Würde dann Eliza überhaupt noch bei ihm bleiben wollen oder würde ihr ihre neue Familie den Umgang mit ihm verbieten? Anfangs hatte er sich Hoffnung auf eine bescheidene gemeinsame Zukunft mit Eliza gemacht, aber einer Kapitänstochter würde er kein adäquates Heim bieten können. Seine Gedanken kreisten wild, Zweifel und viele Fragen quälten Tom. Doch es war Eliza, die mit wenigen aber sehr einfühlsamen Worten vermochte, viele seiner Fragen und Zweifel in Luft aufzulösen. "Tom Foulder, mich interessiert nicht woher du kommst oder was du hast, sondern was für ein Mensch du bist, was für ein Herz und eine Seele in der Brust wohnen und daran hat sich bis heute nichts geändert und daran wird sich auch nichts ändern. Ich liebe dich......so wie du bist und weil du so bist." Erleichtert zog Tom Eliza in seine Arme und ein langer Kuss ließen ihn alle seine Sorgen in diesem Augenblick vergessen.
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Eliza - zwischen Schicksal und Liebe
Historical FictionEliza gehört als Dienstmagd einer Handelsfamilie auch zur Besatzung des Handelsschiffs, der "Star of Hope". Auf einer der Handelsfahrt wird sie brutal von Mitglieder der Crew vergewaltigt. Doch trotz ihres jungen Alters ist Eliza stark und überlebt...