Zwischen zwei Männern

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In den nächsten Tagen half jeder, der noch einigermaßen arbeitsfähig war, mit, die Schäden zu beseitigen. Aus dem Holz zimmerten die Schiffszimmerleute einen Notmast. Alles was noch verwendbar war, wurde repariert oder anderweitig verwendet. Ein Teil der Frauen war mit der Pflege der Verletzten betraut, während Eliza und Rose mit ein paar weiteren Frauen aus den zerrissenen Segeln neue Segel nähten. Das Wasser wurde aus dem Schiff geschöpft und die verrutschte Ladung wieder richtig gestaut. Jede kämpfte so gut er eben konnte mit, dass Schiff wieder flott zu machen.

Doch bevor Eliza sich abends müde und erschöpft zurückzog, erkundigte sie sich nach dem Gesundheitszustand von Peter. Er hatte inzwischen hohes Fieber und er hatte viel Blut verloren. Sie setzte sich an sein Bett und wischte ihm die Schweißperlen mit einem feuchten Tuch ab. Mary flüsterte ihr grinsend zu: "Er hat in seinen Fieberträumen mehrfach deinen Namen gerufen. Und als er wach war, hat er nach dir gefragt." Eliza sah ihn besorgt an und griff nach seiner Hand. "Eliza?", kam es schwach von Peter. "Ja, ich bin da, Herr." Sie drückte vorsichtig seine Hand und er erwiderte schwach den Druck. Sie gab ihm etwas zu trinken und blieb noch eine Weile an seinem Bett sitzen, bis er eingeschlafen war.

Seit dem Sturm wusste sie nun, dass Tom sie liebte und sie liebte ihn auch. Aber ihre Gefühle für Peter konnte sie nicht recht einordnen und was empfand Peter tatsächlich für sie? Sie spürte, dass Peter sie jetzt brauchte und der Gedanke, dass er sterben könnte, machte ihr Angst. Sie brauchte dringend Rat von ihrer Freundin.

Doch die folgenden Tage waren so voller Arbeit, dass Eliza und Rose keine Zeit hatten für ein vertrauliches Gespräch. Jeden späten Nachmittag sah sie nach Peter, dessen Zustand sich ein wenig besserte. Er freute sich jedes Mal über ihren Besuch, wirkte jedoch noch sehr schwach und zerbrechlich. Drei Tage später setzte sie sich wieder wie zuvor an sein Bett. "Wie fühlen sie sich heute?", fragte sie freundlich. "Danke, etwas besser.", antworte er kurz und sah sie seltsam an. Sie hatte den Eindruck, dass er mit den Gedanken woanders war. Er ergriff ihre  Hand und hielt sie fest. "Bitte bleib' heute bei mir, geh' nicht weg." Er sah sie bittend an. Sie nickte nur. Wenn ihre pure Anwesenheit dazu beitrug, dass er schnell wieder gesund werden würde, dann würde sie auch die ganze Nacht bei ihm bleiben. Er erkundigte sich nach dem Stand der Arbeiten und dem Zustand des Schiffes. Sie gab geduldig Auskunft und tupfte ihm immer wieder zwischendurch die Stirn ab. Er nahm ihre Hand küsste diese auf den Handrücken. "Eliza, bist die ungewöhnlichste und liebenswerteste junge Frau, die ich je getroffen habe." Sie errötete bei diesem Satz und sah beschämt zu Boden. Mit einem Lächeln auf dem Lippen schlief er schliesslich ein. Nachdenklich verließ sie Peters Kajüte und auf dem Weg lief sie dann noch Tom in die Arme. "Hey, was ist los, Eliza. Heute so nachdenklich?"  Er nahm sie in seine Arme. Dankbar vergrub sie ihr Gesicht an seiner Schulter. "Ich weiß nicht. Alles ist gerade so verwirrend.", seufzte sie. Ohne die tiefere Bedeutung ihrer Worte wirklich zu verstehen, beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie zärtlich. "Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst, mein Schatz." Sie nickte nur. "Am liebsten würde ich dich nie wieder loslassen, aber leider wartet der Kapitän auf mich.", sagte er schließlich lächelnd und löste behutsam ihre Umarmung. Sie sah ihm nach und seufzte. Sie brauchte dringend den Rat ihrer Freundin. Sie hätte nie gedacht dass sie irgendwann mal zwischen zwei Männern stehen würde.

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Was meint ihr wie sich Eliza entscheiden wird? Gebt mir gerne euer Feedback und votet weiter für meine Geschichte. Danke für eure Unterstützung.
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Eliza - zwischen Schicksal und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt