Warum gehst du mir aus dem Weg?

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Der Wind und das Wetter waren der Star of Hope nach dem schweren Schicksalsschlag wohl gesonnen. Der angeschlagene Segler kam trotz allem gut voran, so dass der Kapitän der Mannschaft mitteilen lies, dass sie den Heimathafen wohl früher als zunächst gedacht erreichen würden.
Eliza hatte sich in den letzten Tagen sehr in ihre Arbeit vertieft und war sehr still gewesen. Nun stand sie abends an der Reling, sah wie die Sonne am Horizont das Meer küsste. Der Wind strich sanft durch die Strähnen, die sich unter ihrer Haube gelöst hatten. Sie dachte über Alles nach, was sich in den letzten Wochen ereignet hatte und dann sah sie wieder Tom und Peter in Gedanken vor sich und seufzte. Doch bevor sie weiter ihre Gedanken an die beiden Männer verschwenden konnte, die ihr Leben innerhalb von wenigen Wochen komplett auf den Kopf gestellt hatten, hörte sie wie sich Schritte von hinten näherten. Sie drehte sich rasch um und zuckte fürchterlich zusammen als Peter Woods vor ihr stand gestützt auf einen Stock immernoch ziemlich blass. Verwirrt fragte Sie: "Sollten Sie sich nicht besser noch Ruhe gönnen und schonen? Das Laufen strengt sie doch viel zu sehr an." Ohne auf ihre Frage in irgendeiner Weise einzugehen sah er sie vorwurfsvoll an. "Warum gehst du mir plötzlich aus dem Weg, Eliza? Was habe ich dir angetan oder an mir, dass du mich meidest und jedes Mal wenn du mich siehst, den Eindruck machst, als sei ich plötzlich zu einem Ungeheuer geworden?", fuhr er sie scharf an. Er fühlt sich tief in seiner Seele verletzt, schoss es ihr durch den Kopf "Es tut mir leid!", antwortete sie leise mit gesenktem Kopf, sie fühlte sich irgendwie schuldig. "Ich wollte euch nicht wehtun." "Nicht wehtun?", schnaubte er leicht verächtlich. "In der Zeit wo ich dich am dringendsten gebraucht hätte, hast du mich im Stich gelassen." Das ist nicht wahr, hätte sie ihm am liebsten ins Gesicht geschrien. Seine Worte trafen sie wie Schläge ins Gesicht. Sie kämpfte  mit den Tränen. "Warum tust du mir das an?", flüsterte sie leise. Sonst war sie immer so stark gewesen, doch diese Worte und seine Blicke waren wie Messerstich ins Herz. Doch plötzlich trat eine Wandlung ein und ihr Kämpferherz gewann wieder an Kraft. Sie straffte ihren Rücken, die Tränen schluckte sie herunter und begegnete schließlich seinem vorwurfsvollem Blick mit ihrer zurückgewonnenen Selbstsicherheit. "Ich hatte meine Gründe, die ich zu gegebener Zeit gerne euch dargelegt hätte. Doch nun habt ihr schon euer eignes Urteil gefällt ohne mich gehört zu haben. Da bleibt mir nichts mehr übrig als festzustellen, dass es mir leid tut - für euch und mich." Hoch erhobenen Hauptes ließ sie ihn stehen. In der folgenden Nacht jedoch vergoss Eliza bittere Tränen. Warum machte Peter ihre ohnehin schwierige Situation noch schlimmer? Das erste Mal kamen Zweifel bei ihr auf, ob sie mit ihren jungen Jahren dieser für sie völlig neuen Situation noch gewachsen war. Rose hatte Recht, ein liebendes Herz war besonders verwundbar.
Die Beiden ahnten nicht, dass jemand ihr Gespräch stirnrunzelnd verfolgt und Eliza nachdenklich hinterher gesehen hatte.

Eliza - zwischen Schicksal und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt