Nach guten Geschäften in Benshep und vollbeladen mit neuen Waren war die Mary Lane inzwischen wieder auf Kurs. Mit frischem Wind aus Nordwest ging es weiter die Küste entlang Richtung Süden. Mit jedem Tag schien die Sonne wärmer von einen nur leicht bewölktem Himmel. Und nachts begleiteten sie hunderte von Sternen an einem tief schwarzblauem Himmel. Das Mondlicht spiegelte sich silbrig auf der Wasseroberfläche. Eliza war immer wieder fasziniert von dieser nächtlichen Stimmung. In dieser Nacht konnte sie mal wieder nicht schlafen und ging daher an Deck. Gebannt von der nächtlichen Stimmung sah sie zu den Sternen am Himmel hinauf. Daher bemerkte sie auch nicht, wie sich Tom zu ihr gesellte. Sie zuckte kurz zusammen, als er sie ansprach: "Wunderschönes Lichtermeer, nicht wahr." Sie nickte nur und lehnt sich mit einem leisen Seufzer an ihn. Er legte seinen Arm um sie und sie sahen beide zum Himmel hinauf. Doch dann hob er sie plötzlich hoch und trug sie auf das Hinterdeck und legte sie auf ein Segel, welches dort eigentlich zur Reparatur lag. Er holte zwei Decken, legte sich neben Sie und deckte sie sorgfältig zu. Doch statt weiter die Sterne zu beobachten, sah er sie an. Sein Blick war voller Leidenschaft als er sie schließlich küsste. "Ich denke mir immer, womit habe ich dieses Glück bloß verdient? Ich kann auf See meinem Beruf nachgehen, die Freiheit des Meeres genießen mit der Frau an meiner Seite, die ich über Alles liebe." "Ich weiß es auch nicht womit du das verdienst hast, aber ich habe meine Entscheidung, dich auf deiner Fahrt zu begleiten zu keiner Zeit bereut. Mit dir zusammen kann ich diese Art von Freiheit richtig spüren und genießen. Ich habe das Gefühl, dass uns jeder Sturm und jede Herausforderung nur noch mehr zusammenschweißt. Einzig meine Freundin und mein Bruder fehlen mir hin und wieder.", antwortete sie. Wieder küsste er sie, dies mal aus Dankbarkeit. Eng an ihn gekuschelt schlief sie schließlich glücklich ein.
Am nächsten Tag schien die Sonne schon hell am Himmel als sie schließlich erwachte, ein wenig erschrocken, dass sie so lange geschlafen hatte. Sie sprang auf, richtete ihre Haube und ihre Röcke, und eilte dann unter Deck ohne auf das Grinsen der Matrosen zu achten. Später am Vormittag merkte sie, dass auf Deck eine gewisse Anspannung herrschte, man hörte nur ab zu die laute Stimme des Kapitäns wie er Anweisungen gab. Neugierig ging sie an Deck und fragte Tom, was denn los sei. "Nicht jetzt.", antwortete er nur kurz, hochkonzentriert den Blick nach vorn gerichtet. Rechts und links von Schiff waren steile Felsen zu sehen, die mehr weniger hoch aus dem Wasser ragten. Die Mary Lane schlängelte sich durch dieses Labyrinth, teilweise kamen die Felsen bedrohlich nah. Ab und zu war auch ein Knirschen zu hören, was aus dem Inneren des Schiffes zu kommen schien. Ein Wrack, welches wie ein Mahnmal in einem der Felsen hing, machte deutlich wie gefählich diese Passage war. Sie verlangte der Crew ihr ganzes Können ab, man konnte die Anspannung wie ein Knistern in der Luft förmlich spüren. Am Ende der Passage öffnete sich das Meer wieder und der Blick auf eine wunderschöne Insel wurde frei. An Bord löste sich die Anspannung in einem lauten Gejohle der Mannschaft. Erleichtert verließ der Kaptän das Deck, man konnte sehen wie erschöpft er war und die Schweissperlen auf seiner Stirn glänzten in der Sonne. Tom kam auf Eliza zu und drückte sie erleichtert. "Tut mir leid, mein Schatz, dass ich vorhin so kurz angebunden war, aber hier war vollste Konzentration nötig." Sie lächelte: "Schon verziehen. Aber mussten wir hier durch, wenn das hier doch so gefährlich ist?" "Wir hätten die Passage auch umfahren können, das hätte uns aber fast eine ganze Woche mehr gekostet. Der Kapitän hat uns vor die Wahl gestellt und die Mehrheit hat sich für die Passage entschieden." Sie nickte: "Ich verstehe." Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: "Wir werden heute nachmittag hier vor der Insel vor Anker gehen. Ich möchte mit dir nachher einen Bootsausflug zu diesem kleinen Paradies machen." Er hatte sich schon halb abgewandt, als er noch hinzufügte: "Achja und nimm der etwas weiteres zum Anziehen mit und zum Abtrockenen, es könnte nass werden." Bevor sie noch etwas fragen konnte, war er schon ausser Reichweite. Was hatte er schon wieder vor? Sie schüttelte den Kopf. Immer wieder Flausen im Kopf, dachte sie nur. Doch sie war neugierig und freute sich darauf jede Möglichkeit, Zeit mit Tom allein verbringen zu können. Mit einem Lächeln ging sie wieder unter Deck.
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Eliza - zwischen Schicksal und Liebe
Historical FictionEliza gehört als Dienstmagd einer Handelsfamilie auch zur Besatzung des Handelsschiffs, der "Star of Hope". Auf einer der Handelsfahrt wird sie brutal von Mitglieder der Crew vergewaltigt. Doch trotz ihres jungen Alters ist Eliza stark und überlebt...