Nicht ohne dich!

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Als Eliza das erste Mal zu sich kam, war es bereits hell und Sonne schien warm am Himmel. Erst nach und nach nahm sie ihre Umgebung war. Sie lag im feuchten Sand an irgendeinem Strand. Ihr taten alle Knochen weh, ihr Bein schmerzte besonders, außerdem war ihr übel. Sie erbrach sich in den Sand. Dann versuchte sie aufzustehen, doch sie fühlte sich zu schwach und ihr Körper erschien ihr schwer wie Blei. Sie schaffte es lediglich wenig mehr den Strand herauf zu robben, dann brach erschöpft wieder zusammen. Bevor sie wieder das Bewusstsein verlor, hörte sie noch Stimmen, die sich ihr näherten. Ihr letzter Gedanke war: Rettung!!

Als sie das nächste Mal zu sich kam, befand sie sich nicht mehr am Strand sondern in einem Bett, welches sich in einem nur schwach beleuchtetem Raum befand. Im Hintergrund konnte man leise Stimmen hören. Ihr Bein schmerzte noch ziemlich und sie fühlte sich noch immer unendlich schlapp. Aber jedenfalls sie schien gerettet zu sein und man kümmerte sich um sie.

Sie konnte sich nur bruchstückhaft an die Ereignisse der letzten Nacht erinnern. Immer wieder sah sie Tom vor sich bevor sie von Bord gerissen wurde. Die Frage, was mit der Mary Lane geschehen war und ob es Überlebende gab, beschäftigte sie sehr. Aber am meisten quälte sie die Ungewissheit, ob auch Tom überlebt hatte. Da erinnerte sie sich an seine letzten Worte an sie: "Sag meinem Sohn, dass ich ihn liebe." Sie zuckte erschrocken zusammen und ihre Hand ging reflexartig zu ihrem gewölbten Bauch. So als wenn ihr gerade erst wieder bewusst wurde, dass sie ja schwanger war. Lebte ihr Kind überhaupt noch nach all den Strapazen? Sie wollte nicht auch noch das Kind verlieren. Womöglich war dieses Kind das einzige, was ihr von Tom geblieben war. Die Hand auf ihrem Bauch horchte sie in sich hinein und wartete auf ein Lebenszeichen. Es dauerte eine Weile, dann spürte sie wie von innen etwas gegen ihre Hand stupste. Unendlich erleichtert und mit einem Lächeln schlief sie erschöpft wieder ein.

Die ersten Tage nach seiner Rettung befand sich Tom in einer Art Schockstarre. Der Verlust der Mary Lane und seiner Besatzung so kurz vor dem Ziel wog schon schwer genug, doch der Verlust seiner Frau und seines ungeborenen Kindes stürzte ihn in ein tiefes schwarzes Loch. So saß er völlig apathisch auf der Terrasse ihres Hauses in eine Decke gehüllt und starrte mit leeren Augen auf das Meer. Immer wieder sah er Bilder von den glücklichen Tagen mit Eliza vor sich, aber vorallem quälten ihn die Bilder von der Schicksalsnacht. Immer wieder fragte er sich, ob und wie er hätte das Unglück verhindern können. Es gab aber auch Momente, in denen er gedankenleer nur das Meer anstarrte. Das Meer hatte ihm alles gegeben, Glück, Freiheit und noch vieles mehr. Doch nun hatte eben das Meer auch alles dies wieder genommen in nur einer Nacht. Wieder einmal waren seine Gedanken bei seiner geliebten Frau. "Ich kann....ich will nicht ohne dich leben, Eliza." Eine Träne lief über sein Gesicht.

Tom verließ in den kommenden Tag kaum das Haus. Er fühlte sich kraftlos und zu nichts fähig. Peter dagegen wollte sich nicht mit der Tatsache abfinden sein Schiff UND seine kleine Schwester verloren zu haben. Auch wenn die Überlebenschancen gering waren, so wollte er nicht aufgeben bis er sie gefunden hatte. Er hatte es seiner Frau versprochen. Peter beauftragte Männer damit, regelmäßig die Küste abzusuchen und nach Hinweisen zu suchen zum möglichen Verbleib von Eliza. In der zweiten Woche ließ er auch in küstennahen Dörfern und Hütten nachfragen und weitere Nachforschungen anstellen. Zunächst blieben jedoch alle Bemühungen ohne Erfolg.

Eliza ging es langsam aber jeden Tag ein wenig besser, sie wurde von der Fischerfamilie liebevoll umsorgt. Doch die Ungewissheit, ob Tom noch lebte, quälte sie jeden Tag mehr. Sie wollte, sie musste Gewissheit haben, daher drängte sie darauf wieder zurück nach Bendton zu kommen. Doch die Frau des Fischers bremste und vertröstete sie immer wieder. Sie sei noch zu schwach und ihrem ungeborenen Kind zuliebe müsse sie sich in Geduld üben und vorher noch mehr zu Kräften kommen. So ergab sie sich in ihr Schicksal, denn tief in ihr drin wusste sie, dass die Frau recht hatte. Doch abends lag sie wie fast jeden Abend wieder wach, sah Tom vor sich und hörte sein letzten Worte. Dann liefen ihr die Tränen über die Wagen: "Oh Tom, ich bete so zu Gott, dass du noch lebst. Ich kann nicht.......ich will nicht ohne dich weiterleben und unser Kind alleine großziehen müssen."

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Ich wüsche euch allen treuen Leser einen guten Rutsch ins Neue Jahr und alles Gute für 2016.
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Eliza - zwischen Schicksal und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt