Eliza bekam von all den Bemühungen nichts mit. Sie brauchte ihre ganze Kraft, um sich zurück ins Leben zu kämpfen. Dabei war ihr Rose eine unentbehrliche Stütze. Abgesehen von der intensiven Pflege, war die moralische und seelische Unterstützung für Eliza ganz wichtig. Immer wieder, wenn Eliza's Kraft zu schwinden schien und die Hoffnungslosigkeit drohte sich breit zu machen, dann war Rose da. Sie fand immer wieder die richtigen Worte und Gesten, die Eliza schliesslich die Kraft gaben, weiterzukämpfen. Diese besondere Kraft schöpfte Rose aus ihrer Liebe zu Peter, die sie manchmal über sich hinauswachsen ließ. Doch Rose wusste auch, dass ihre Anstrengungen letztlich nicht die Nähe und die Liebe einer bestimmten Person werden auf lange Sicht ersetzen können.
Einen Tag bevor Peter die gute Nachricht von Tom's zuerwarteten Rückkehr erhielt, bestand Eliza darauf, zum ersten Mal zu versuchen aufzustehen. Rose reagierte erwartungsgemäß entsetzt: "Du bist verrückt, du riskierst, dass die Wunde wieder aufgeht." Eliza schüttelte den Kopf: "Ich habe jetzt lange genug gelegen, ich muss jetzt den nächsten Schritt wagen." Rose flehte sie an: "Bitte Eliza, du könntest damit zuviel riskieren, tu es nicht!" Doch Rose kannte ihre Freundin gut genug um zu wissen, dass, wenn sich Eliza etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war sie davon auch nicht mehr abzubringen. Und als ihr Eliza's entschlosser Blick begegnete, wusste sie, dass es hoffnungslos war, weiter auf Eliza einzuwirken. Rose seufzte und nickte. Sie half Eliza zu nächst ein Mal sich aufzusetzen. Man konnte Eliza's Gesicht ansehen, dass sie Schmerzen hatte. Doch sie biss die Zähne zusammen und kämpfte solange, bis sie auf Rose gestützt nach langer Zeit endlich wieder auf ihren eigenen Beinen stand. Erschöpft, aber glücklich und stolz auf sich selbst ließ sich Eliza schließlich wieder in ihre Kissen sinken. Rose war erleichtert und wollte wissen, warum Eliza gerade jetzt auf diese Idee kam. Eliza lächelte glücklich vor sich hin: "Ach Rose, Tom ist nicht mehr weit und wird bald nach Hause kommen, da will ich doch aufrecht stehen können, um ihn in meine Arme schließen zu können." "Woher willst das so genau wissen?", fragte Rose verwundert. "Ich kann es einfach spüren.....seine Nähe....", antworte Eliza glücklich und schloss die Augen.
Einen Tag später, als nach einem weiteren Geh-Versuch Eliza erschöpft eingeschlafen war, suchte Rose Peter in seinem Büro auf. Dort erfuhr sie von Peter, was er kurz zuvor über die Mirage erfahren hatte. Völlig irritiert erwiderte Rose: "Weißt du, was Eliza am Tag zuvor zu mir sagte?" Ohne Peter's Antwort abzuwarten fuhr sie fort: "Eliza, meinte, sie spüre, dass Tom schon auf dem Rückweg sei." Peter lächelte: "Tja, die Liebe scheint bisweilen einem Menschen ganz besondere Fähigkeiten zu verleihen." Sanft zog Rose an sich und küsste sie. Nachdem sie sich wieder gelöst hatten, gab Rose zu bedenken: "Das mag schon sein, aber ich denke wir sollten Tom einfühlsam auf den derzeitigen Zustand von Eliza vorbereiten, bevor sie einander wiedersehen. Sie macht zwar große Fortschritte. Doch ist sie noch weit entfernt von der Person, die er damals am Hafen zurückließ." Peter nickte nachdenklich. "Da hast du sicherlich recht, meine Liebe, da mit Rücksicht auf ihren Zustand Vorsicht walten zu lassen. Aber er wird sie erst recht sehen wollen, wenn er erfährt, was geschehen ist und ihn davon abzuhalten, wird schwer." Rose lächelte: "Ich vertraue da ganz deiner Diplomatie und Überzeugungskraft, Liebster." Peter verzog kurz das Gesicht, nickte aber dann und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. "Ich werde morgen zwei meiner Leute zum Hafen schicken und nach der Mirage Ausschau halten lassen.", lies Peter verlauten während er sich schon wieder mit den Papieren auf seinem Schreibtisch beschäftigte. Rose kehrte zurück in Eliza's Krankenzimmer.
Später sass Eliza auf einem Stuhl vor einem großen Spiegel während Rose versuchte, ihre rotbraune Mähne mit einer Bürste zu bändigen. "Wie eine Vogelscheuche....", jammerte Eliza leise vor sich vor sich hin, "...AU!.." Rose hatte ihren Kommentar mit einem energischen Bürstenstrich durch die Haare quittiert. Trocken bemerkte Rose: "Für eine Vogelscheuche bist du aber doch ganz schön lebendig." Spontan mussten beide Frauen lachen. Wobei Eliza sofort wieder mit Lachen innehielt und mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht sich nach dem Bauch griff. "Lachen ist leider doch noch etwas schmerzhaft.", stellte Eliza fest und versuchte zu lächeln, als sie Rose besorgtes Gesicht sah. Rose steckte Eliza's Haare zu einem Nackenknoten zusammen und half ihr dann in den Rollstuhl, den ihr der Kapitän hatte bringen lassen. Damit konnte Eliza nun endlich auch wieder das Zimmer verlassen und etwas mehr am häuslichen Leben teilhaben. Als man sich zum abendlichen Essen im Speisezimmer versammelt hatte, stellt der alte Kapitän zufrieden fest, dass sie wieder mehr Energie und Lebensmut ausstrahle. Auch sei ihre blasse Gesichtsfarbe einem leicht rosigeren Ton gewichen. Ob sovieler Komplimente errötete Eliza verlegen. "Ich hatte ja auch die beste Pflegerin, die man sich nur wünschen kann," erwiderte Eliza bescheiden und sah zu Rose hinüber. Nun war es an Rose leicht zu erröten. Peter ergriff ihre Hand und küsste diese dankbar und liebevoll. Dabei flüsterte er Rose zu: "Du biste das Beste, was diesem Haus und allen Bewohnern passieren konnte."
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Sorry, dass dieses Kapitel solange auf sich warten ließ. Ich war zwischen zeitlich krank und hatte auch viel zu tun. Ich hoffe, dass ich bald wieder mehr Zeit zum Schreiben habe. Bis dahin viel Spass beim Lesen des neuen Kapitels. Ich hoffe, es gefällt euch. LG eure StarClipper99
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Eliza - zwischen Schicksal und Liebe
Historical FictionEliza gehört als Dienstmagd einer Handelsfamilie auch zur Besatzung des Handelsschiffs, der "Star of Hope". Auf einer der Handelsfahrt wird sie brutal von Mitglieder der Crew vergewaltigt. Doch trotz ihres jungen Alters ist Eliza stark und überlebt...