Wieder vereint

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Erschöpft, aber glücklich verliess Eliza am nächsten Morgen das Wood'sche Anwesen. Rose hatte in der Nacht einen kräftigen, gesunden Sohn geboren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Geburt ging es nun Mutter und Kind gut. Doch jetzt aber konnte sie nichts mehr davon abhalten, endlich zu ihrem geliebten Mann zurückzukehren, so dass auch bei ihnen endlich das Glück wieder Einzug halten konnte.

Aufgeregt betrat sie das Haus, ihr Herz klopfte bis zu Hals. Plötzlich gab es ein überraschendes Geräusch, dass wie ein kurzes schrilles Glucksen klang. Vor ihr in der Stube stand Mary mit aufgerissen Augen, sich den Mund zu haltend. Mary hatte als Haushälterin in den letzten Tagen sich um Tom und das Haus gekümmert. Sie hatte genauso wie Tom von Eliza's Rettung nichts erfahren. Nun stand sie da völlig fassungslos, stützte sich auf die neben ihr stehende Kommode und starrte Eliza an als wäre sie ein Geist. Eliza bekam zunächst auch kein Wort raus. Sie humpelte langsam auf Mary zu. Dann mit einem Mal löste sich Mary's Schockstarre.  Sie breitete ihre Arme aus und schloss Eliza wortlos in die Arme. Nachdem viele Freudentränen vergossen worden waren, erzählte Eliza kurz von ihrer glücklichen Rettung und dass Peter sie hatte suchen lassen. Mary wiederum erzählte, wie sie und wenige Andere die Sturmnacht und den Untergang der Mary Lane überlebt hatten und dass Tom sehr schwermütig und in sich gekehrt sei seit damals.  Er habe ihren mutmasslichen Tod nicht verwinden können und sich vollkommen zurückgezogen. Es schien als sein ein wesentlicher Teil von ihm zusammen mit der Mary Lane und ihr in der Schicksalsnacht untergegangen. "Dann wird es höchste Zeit, dass alles wieder vereint wird.", seufzte Eliza besorgt. "Wo ist er denn?", fragte sie dann und sah sich suchend um. "Er sitzt wie jeden der letzten Tage auf der Terasse und starrt aufs Meer.", wies Mary in Richtung der Terassentür, die offen stand. Durch die Scheibe sah Eliza einen blonden Haarschopf über der Lehne einer der Gartensessel rausschauen. Ihr Herz klopfte wie wild. "Nun geh schon, mein Liebes, damit endlich wieder zusammenkommt was für immer zusammen gehört.", lächelte Mary Eliza aufmunternd an und wischte ihr die Tränen von der Wange. Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ließ Eliza allein.

"Guten Tag Tom.", sagte sie vorsichtig als sie die Terasse betreten hatte. Er zuckte nur kurz zusammen, aber reagierte nicht weiter. 'Meine Sinne spielen mir mal wieder einen Streich', dachte Tom und seufzte. 'Jetzt sehe ich nicht nur Bilder, jetzt höre ich sogar schon ihre Stimme.' Er schüttelte den Kopf, Tränen hatte er schon lange nicht mehr.

Eliza lief um den Sessel herum und stand nun nur 2 Meter entfernt vor ihm als sie ein weiteren Versuch unternahm: "Hallo Tom." Er drehte den Kopf langsam in ihre Richtung, riss dann plötzlich die Augen weit auf und starrte sie an, als wenn ein Geist vor ihm stünde - genauso wie zuvor Mary. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Als er die Augen wieder öffnete, stand sie immernoch da.  "Eliza?", flüsterte er kaum hörbar. "Ja, Tom, ich bin es, ich bin wieder da.", antworte Eliza sichtlich ergriffen von seiner Reaktion. "Du....Du...lebst?!", stammelte er. "Ja, Tom wir leben noch.", antworte Eliza und sah lächelnd auf ihren gewölbten Bauch hinunter, "und sind froh, jetzt endlich wieder bei dir zu sein." Immer noch völlig gefangen von der Situation folgte er ihrem Blick. Doch mit einem Mal sprang er auf und schloss seine Frau überglücklich in seine Arme. Beide ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich wieder von einander. Vom Glücksgefühl überströmt hob er sie kurz hoch und wirbelte sie herum. "Mein Frau leeeeebt!!!!!", brüllte er auf das Meer hinaus und sich damit die ganze Anspannung von der Seele. "Ich bin wieder ganz.", meinte er anschließend zu Eliza. "Wir sind wieder vereint.", lächelte sie glücklich.

Den Rest des Tages saßen sie eng an einander geschmiegt auf der Terasse als wollten sie sich nie wieder loslasssen. Später am Abend als die untergehende Sonne den Himmel in leuchtendes Violett tauchte, meinte Eliza nachdenklich: "Das ist wohl unsere gemeinsame Bestimmung........" Tom sah sie fragend und leicht verwirrt an. "Na Schicksal und Liebe, das ist wohl unsere gemeinsame Bestimmung", antworte sie. "Von beidem hatten wir in der Vergangenheit schon reichlich.", stellte Tom trocken fest, "Doch für die Zukunft würde mir Liebe alleine als unsere Bestimmung schon vollkommen reichen. Und davon allerdings dann haufenweise.", ergänzte Tom lächelnd. Eliza sah Tom leicht verwirrt an und beide mussten schließlich lachen. "Gerne, mir wär's mehr als recht.", erwiderte Eliza lachend.


Eliza - zwischen Schicksal und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt