In der folgenden Woche waren Tom und Eliza mit den Vorbeitungen auf die bevorstehende Handelreise beschäftigt. Während Tom zusammen mit Peter und Kapitän Stevens die Route und die Beladung der Mary Lane, einem weiteren Handelschiff des Woods'schen Handelsunternehmes, planten und überwachten, kümmerte sich Eliza zusammen mit Rose um Vorräte für die Versorgung der Mannschaft an Bord. Rose war natürlich nicht besonders glücklich, dass ihre beste Freundin für längere Zeit abwesend sein würde. Doch sie sah wie glücklich Eliza war und wie sehr sie sich sich zusammen mit Tom auf die Reise freute. Daher unternahm sie auch keinen Versuch, Eliza noch umzustimmen, zumal sie ja genau wusste, dass wenn Eliza etwas sich in den Kopf gesetzt hatte, sie auch nicht mehr davon abzubringen war. So unterstützte sie ihre junge Freundin mit gemischten Gefühlen bei den Vorbereitungen.
Erstaunt war Eliza als eines Tages Peter sie zu einem vertraulichen Gespräch in sein Büro rufen ließ. Zunächst dachte sie, dass etwas mit Tom sei, doch damit lag sie völlig falsch. Peter stand am Fenster als Eliza den Raum betrat. Er drehte sich herum und sie konnte an seinem ernsten Gesicht sehen, dass in etwas beschäftigte. "Eliza, ich brauche deinen Rat bzw. deine Hilfe. Ich mache mir Sorgen um Rose." "Um Rose? Aus welchem Anlass?", fragte Eliza irritiert. "Sie versucht es vor mir zu verbergen, aber ich habe das Gefühl, dass es ihr gesundheitlich nicht gut geht. Sie hatte jetzt schon mehrere Male Ohnmachtsanfälle, was ich von ihr voher nicht kannte. Sie wirkt auch bisweilen blass und hat keinen Appetit. Sie klagte auch schon über Übelkeit. Ich habe sie gebeten, den Arzt zu konsultieren, aber sie wehrt alles ab und meint, es wäre nichts oder nichts von Bedeutung." Er machte eine kurze nachdenkliche Pause bevor er an Eliza gerichtet fortfuhr: "Schwesterchen, du bist die beste Freundin meiner Frau. Bitte, kannst du nicht versuchen rauszufinden, was ihr fehlt oder auf sie einwirken, sich wenigstens untersuchen zu lassen. Ich mache mir wirklich Sorgen." Eliza nickte: "Auch auf mich wirkte sie etwas blass und müde. Ich habe es leichtfertig auf den Trennungsschmerz und viele Arbeit geschoben. Doch nach deinem ausführlicheren Bericht werde ich doch mal etwas eindringlicher nach der Ursache forschen und dir dann Mitteilung machen. Aber mach dir nicht zuviele Sorgen, Bruderherz, ich kenne Rose schon lange und sie ist eine starke Persönlichkeit, die manche Dinge lieber mit sich selbst ausmacht." Peter drückte Eliza und seufzte leise: "Ich weiß. Danke dir."
Nach einem arbeitsreichen Vormittag an dem Eliza Rose sehr genau beobachtet hatte, saßen die beiden Freundinnen nun im Salon bei einer Tasse Tee. Rose wirkte tatsächlich blass und müde, auch wenn sie versuchte, dies hinter Puder zu verstecken. "Kann es ein, dass es dir in letzter Zeit nicht so gut geht?", fragte Eliza besorgt. "Nein, nein, alles ok.", wehrte Rose ab. "Bist du sicher?", fragte Eliza eindringlich, "Ich bin deine beste Freundin, vor mir kannst du nicht verbergen, dass es dir nicht gut geht." Rose sah ihre Freundin fast ein wenig erleichtert an: "Ich habe es mir gedacht, dass es mir bei dir nicht gelingen wird." "Hast du denn schon den Arzt konsultiert? Weißt du denn was dir fehlt?", hakte Eliza nach. Rose nickte: "Mir fehlt nichts...." Rose lächlte vor sich hin. " Ich hab viel mehr etwas dazu bekommen." Rose musste lachen ob Eliza's verwirrtem Gesicht. "Ich verstehe nicht, Rose." "Das wundert mich nicht. Aber weil du meine beste Freundin bist, will ich mich dir anvertrauen.", antworte Rose leise lächelnd. Erwartungsvoll sah Eliza Rose an. Rose musste wieder lachen. "Es ist eigentlich nichts Schlimmes, doch bringt es mein Leben ziemlich durch einander." Rose seufzte. " Nun spanne mich nicht so auf die Folter.", beschwerte sich Eliza. Rose legte schützend ihre Hand auf ihren Bauch: "Ich bekomme ein Baby." Eliza war zunächst sprachlos. Schließlich fand sie ihre Worte wieder und es sprudelte aus ihr heraus: "Oh mann, dass ist ja wundervoll! Ich freue mich so für dich. Aber freust du dich denn nicht? Warum hast du es Peter noch nicht gesagt, er macht sich große Sorgen um dich." Rose schüttelte den Kopf: "Ich wollte eigentlich nicht, dass ihr euch Sorgen macht - vorallem Peter. Deshalb habe ich versucht, es so gut wie möglich zu verbergen. Scheint mir anscheinend nicht so gut gelungen zu sein." Eliza schüttelte energisch den Kopf: "Nein, ganz und gar nicht. Guten Freunden und Menschen, die einem lieben, kann und sollte man nichts vormachen. Und? Freust du dich denn?" Rose nickte: "Natürlich, nur hätte ich dich während meiner Schwangerschaft gerne an meiner Seite gehabt. Nun hoffe ich, dass ihr wenigstens rechtzeitig zur Geburt wieder da seid." Rose hatte den Kopf traurig gesenkt. Eliza stand auf und nahm ihre Freundin tröstend in die Arme. "Ich bin an deiner Seite, wenn dein Baby auf die Welt kommt. Allerdings vorausgesetzt es hat es nicht zu eilig." "Ich werd's versuchen, es dem kleinen Wurm klar zu machen: Es wird gewartet, bis du wieder da bist." Die beiden Frauen mussten lachen. Da betrat Peter den Raum. "Hier scheint ja gute Stimmung zu sein. Lasst ihr mich daran teilhaben?" Eliza sah Rose auffordernd an. Rose zögerte kurz, dann stand sie langsam auf und ging zu Peter. "Liebling, es tut mir leid, dass ich es dir nicht schon früher gesagt habe, ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst." ".....dass du dir Sorgen machst....", wiederholte Peter fassungslos, "Ich mache mir aber große Sorgen. Was ist denn nun mit dir?" Rose sah Eliza hilfesuchend an. Eliza lächelte aufmunternd. Rose fasste sich ein Herz: "Ich bekomme ein Baby, Peter. Ansonsten ist alles ok." Peter war wie vom Donner gerührt. "Ist das war?", fragte er ungläubig. "Ja, Liebling, du wirst Vater.", lächelte Rose. Immer noch völlig überwältigt nahm er seine Frau vorsichtig in den Arm und küsste sie liebevoll.
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Eliza - zwischen Schicksal und Liebe
Historical FictionEliza gehört als Dienstmagd einer Handelsfamilie auch zur Besatzung des Handelsschiffs, der "Star of Hope". Auf einer der Handelsfahrt wird sie brutal von Mitglieder der Crew vergewaltigt. Doch trotz ihres jungen Alters ist Eliza stark und überlebt...