Die Wölfe in uns

20.

P.o.V Emily

Doch noch bevor er etwas anstellen konnte, worauf ich ganz und gar nicht vorbereitet war, schob ich ihn über die Badezimmerschwelle und hinaus auf den Flur. Fix schloss ich ab. "He, was soll das denn?" Rief Jay gedämpft durch die Tür. "Sorry, aber wenn Jasmin gleich kommt, möchte ich frisch geduscht sein. Das verstehst du doch oder? Du würdest nur ablenken!" Meine Hand ließ den Schlüssel endlich los und ich konnte mich ein wenig entspannen. "Ach, würde ich das also? Erklär mir das doch bitte etwas genauer." Meinte er hämisch und ich konnte spüren wie er grinste. Dieser Idiot, nun schoss mir glatt schon wieder die Farbe ins Gesicht. Der lacht sich jetzt garantiert heimlich ins Fäußtchen. "Ach, sei doch still du spinner!" Rief ich. "Du weißt das ich ganz einfach zu dir reinkommen könnte, oder? Das ist bloß eine Tür." Meine Augen weiteten sich. "Aber das würdest du doch nicht tun. Du kannst sie doch nicht einfach kaputt machen!" Ein tiefes Lachen ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen. Keine Antwort. Heißt das er würde es doch machen? Dann hörte man Schritte und er schien sich vom Bad zu entfernen. Meine Schultern entkrampften sich und ich entledigte mich endlich meiner Klamotten. Mit lauter Musik duschte ich und das lang ersehnte Wasser prasselte angenehm auf meine Haut. Gerade stimmte das Lied Sugar Von Robin Schulz an, da vernahmen meine Ohren einen klick laut. Ich war ohnehin fertig und stieg aus der Dusche. Was war das denn? Ich wickelte mir ein Handtuch um den Kopf und ein weiteres um den Körper. Suchend sah ich mich um. Nichts, absolut gar nichts. Und schon wieder! Klick. Was war das denn nur? Mir kam eine Idee und ich lief zum Fenster, zog den Sichtschutz beiseite und sah runter in den Garten. Ich umklammerte den Griff und riss das Fenster auf. "Hallo?" Ein Schatten huschte hinter einem Busch umher. "Ich kann dich sehen! Komm gefälligst raus und sag mir was du willst!" Forderte ich wütend. Was war das denn bitte für ein Spinner?! Doch nichts geschah. Bis dato kam mir nichts in den Sinn was ich hätte tun können. Wenn ich jetzt runter und in den Garten gehen würde, wäre dieser Kerl doch schon längst über alle Berge! Aber dann kam mir ein, meiner Meinung nach, birllianter Einfall. "Jay!" Rief ich, hielt meinen Blick aber standahft auf den Busch gerichtet. "Was denn?" Hörte ich von unten. "Hilf mir mal bitte!" Wenige Sekunden später konnte ich ihn vor der Türe hören. "Was ist denn? Hast du dich verletzt?" Die Zweige raschelten leicht. "Nein mir geht es gut. Aber da ist jemand im Garten. Das ist mir unheimlich. Ich weiß nicht wer das ist, er versteckt sich hinter dem großen Busch!" Vielleicht war es wirklich ein Einbrecher oder so. Unbehagen breitete sich in mir aus. Jay knurrte. "Ist gut. Ich schau mir das mal an." Damit verschwand er wieder und ich beruhigte mich ein bisschen. Er schafft das schon. Ich meine, wer sonst könnte es besser? In kürzester Zeit sah ich ihn unter mir auf der Terasse. Wow, er war wirklich schnell. Ich beobachtete aufgeregt wie er langsam und vorsichtig auf den besagten Busch zutrat. War in seiner Haltung auch ein wenig Angriffslust zu erkennen? Vermulich. Er will mich ja bloß beschützen.

P.o.V Jay

Mit geschmeidigen Schritten bewegte ich mich auf die Pflanze zu. Man konnte deutlich eine Silhouette dahinter erkennen, von dem Geruch ganz zu schweigen. Und ich war mir sicher ihn zu kennen. Dann stand ich genau vor dem Eindringling. Nur der Wachholderbeerbusch trennte uns. Meine Augen verengten sich. Dann ging ich um ihn herum und erschreckte mich fast so heftig, das ich beinahe nach hinten umkippte. "Hm!? Was machst du denn hier?" Ein dunkel grauer Wolf knabberte auf einem Stock herum. Er war dürr und seine Rippen zeichneten sich deutlich unter dem verfilzten Fell ab. Ich habe jemanden gebraucht! Ich musste irgendwo hin. Perplex schaute ich auf das Tier zu meinen Füßen, das mit mir kommunizierte. "Aber warum?" Mach dir nichts vor! Sieh mich doch an! Ich brauche hilfe. Deine Hilfe. Ich schluckte. "Okay. Komm mit rein." Ein freudiges Winseln kam aus dem Maul des Wolfes. Ich lief zur Gartentür und mein alter Freund trottete hinter mir her. Emily wartete schon auf uns. Mittlerweile hatte sie auch etwas an und schaute nur fassungslos auf das Tier. "Wer ist das?" Fragte sie. "Das ist Ryan. Ein guter Freund von mir. Er hat damals sein Rudel verloren und ist seit dem ein Einzelgänger. Wir lernten uns kennen und ich bot ihm an, mitglied meines Rudels zu werden. Doch er hat abgelehnt und beschlossen lieber ein Einzelgänger zu sein. Trotzdem haben wir viel Zeit miteinander verbracht und einige Abenteuer erlebt." Emily betrachtete den Wolf und streichelte ihn sanft. Stolz flammte in mir auf. Sie weiß bescheid? Ohne eine Antwort ging ich zu meiner Gefährtin rüber und hielt sie selbsterklärend bei der Tallie. Ryan schnurrte laut und offensichtlich schien Emily etwas bemerkt zu haben. "Was ist?" Fragte sie. "Nichts, es ist alles bestens." Emily schaute wieder zu Ryan. "Soso. Na dann, du siehst aber gar nicht gut aus. Jay kümmert sich um ein paar Klamotten für dich und ich bereite etwas zu Essen vor, okay?" Ryan nickte und freute sich. "Vergiss aber nicht Jasmin!" Wandte sie sich nun an mich. Ich nickte und wies meinem Freund an mir zu folgen.

P.o.V Emily

Der arme Kerl. Er sah ziemlich zerzaust und mitgenommen aus. Was ihm wohl passiert ist? Während ich so umher rätselte briet ich schnell eine große Portion Speck mit Rührei an. Dann hörte ich die Jungs die Treppe runter kommen und erblickte sofort den Fremden. So sieht Ryan also aus. Er war ungefähr so groß wie mein Bruder, also ca. 10cm kleiner als Jay. Er hatte Wasserstoffblonde Haare die ihm wild in die Stirn fielen. Er war mager und auch ein wenig schlacksig, hatte aber ein schönes Gesicht und strahlend blaue Augen. Er trug ein graues Shirt und eine Jogging Hose. "Hier ich hab was für euch beide gemacht." Dann setzten sie sich und langten kräfitg zu. Gerade als ich beginnen wollte meine neue Bekannschaft auszufragen und zum erstenmal seine Stimme zu hören, klingelte es an der Tür.

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