Mein Körper erstarrte. Ich spürte seine Lippen, überdeutlich auf meinen und ein Kribbeln bahnte sich von ihnen bis in meine Brust und ließ mein Herz rasen. Ich war sogar zu perplex, um sauer auf diesen wildfremden Jungen zu sein, der mich aus heiterem Himmel küsste. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie die beiden Mädchen tuschelten und kicherten. Aber ich sah auch wieder Mann mit einem abfälligen Blick aufstand und wegging. Was tat ich hier? Was tat er? Wieso küsste er mich? Was sollte das? Wie kam er dazu, mich einfach so zu küssen? In alles Öffentlichkeit... Während ich mir die ganzen Fragen stellte, kam ich auf die Idee, dass ich vielleicht langsam mal etwas dagegen tun sollte. Behutsam schob ich ihn von mir. Er war wahrscheinlich stärker als ich, aber ließ es geschehen. Seine Lippen lösten sich von meinen. Wie konnten seine so gut passe, wo meine doch für einen anderen bestimmt waren? Ich spürte dumpf seinen Herzschlag durch die Haut an meiner Handfläche, die ich flach gegen seinen Brustkorb gelegt hatte. Schnell ließ ich die Hand sinken. Er lächelte schräg, doch es sah ein wenig müde aus, und ließ sich wieder auf seinen Stuhl nieder. „Es tut mir leid, wenn du den Kuss unangebracht fandest.", begann er. Kurzes Schweigen. „Aber ich entschuldige mich nicht dafür, weil ich ihm nicht bereue." War das sein Ernst? Ich sah ihn stumm an und Empörung kochte in mir hoch. Lag in meinem Blick ein Vorwurf? „Ich habe bloß...", setzte er zu einer Erklärung an. sein Handy klingelte so unvermittelt, dass ich erschrocken zusammenzuckte. Ich erkannte den Song seines Klingeltons. Don't think twice, it's alright. Ich sah ganz genau wie er bleich wurde. Aber oder vielleicht genau deswegen ließ er sein Handy klingeln. Ignorierte es, während er angespannt auf das leuchtende Display sah. Nach ein paar Mal Klingeln hörte es auf, bloß kurz darauf wieder loszugehen. Mit einem scharfen Ausatmen, das klang, als müsse er genug Kraft und Mut dafür schöpfen drückte er den Anrufer weg. Als es wieder losging, schenkte er mir ein entschuldigendes Lächeln, es wirkte schmal. „Entschuldige mich kurz, ja?" Ich nickte. Eigentlich wollte ich nicht, dass er mich hier alleine sitzen ließ, aber ich sagte nichts. Es wäre mir kindisch vorgekommen. Er schlängelte sich durch die Tische hindurch zur Türe. Jetzt saß ich hier in diesem Café, geküsst und von zwei Studentinnen beobachtet und wartete bis er wieder kam. Dieser fremde Junge, mit dem schrägen Kleiderstyle. Sollte ich einfach bezahlen und gehen? Aber konnte ich das entschuldigen? Er war nett und einmal davon abgesehen, dass er mich aus heiterem Himmel geküsst hatte, hatte er nichts falsch gemacht. Und streng genommen war an einem Kuss nichts falsch... Ich hing bloß immer noch zu sehr an Blake, was lächerlich war, dass es sich anfühlte wie Verrat und ich war überrascht gewesen. Aber sonst? Er hatte an sich nichts falsch gemacht. Da konnte ich mich nicht einfach aus dem Staub machen. Ich würde hier warten. Ich sah zu ihm aus dem Fenster, um mich von den Blicken abzulenken, die mir ein paar Leute verstohlen zuwarfen, unter anderem auch der Kellner. Er wirkte nervös. Octavian blinzelte in die Sonne. Er wirkte angespannt. Wer war der Anrufer? Was hatte Octavian für eine Beziehung zu ihm? Und wieso verdammt nochmal interessierte mich das? Ich richtete meinen Blick verärgert auf meinen Chai Latte und nahm einen Schluck. Dieser Junge war wirklich merkwürdig. Und genau deshalb würde er sich wahrscheinlich so gut einprägen. Wie lästig. Aber das alles war ein merkwürdiger Zufall. Wenn es so etwas wie Zufälle gab...
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2 refracted Boys.
RomanceOctavian & Keys. »Ich kann auch ohne dich unglücklich sein.« Octavian steckt in einer Beziehung, von der er nicht weiß, wie es weitergehen soll und ob er damit noch glücklich ist. Keys ist unglücklich verliebt und hat sich geschworen seine alte Lieb...