Vorsichtig schob ich seinen Kopf von meinem Bein und betette ihn auf einem Kissen, nachdem ich die Decke über ihn gebreitet hatte. Seine Augen waren geschlossen und seine Atemzüge gingen tief und gleichmäßig. Ich stand jetzt etwas unschlüssig in meinem eigenen Zimmer, Er murmelte etwas und drehte sich auf die andere Seite. Sein Gesicht sah so friedlich aus, wenn er schlief. Ich war immer davon ausgegangen, seine wunderbaren Augen ließen sein Gesicht so schön wirken, doch jetzt wo sie hinter seinen Augenlidern und den dichten Wimpern, die fast an Phips' heranreichten verborgen waren, fiel mir auf, dass es alles daran war. Die hohen Wangenknochen, die gerade Nase und die schönen, schmalen Lippen. Alles schien irgendwie ein wenig kantig und doch waren gerade genug weiche LInien gesetzte, der Übergang zwischen Lippen und Kinn, zwischen Kinn und Hals, dass es nicht hart wirkte. Schnell wandte ich meinen Blick ab. Es war merkwürdig jemand beim Schlafen zuzusehen. Es schien viel zu intim. Diesen Schutzlosigkeit und Unschuld, die Menschen dabei ausstrahlten. Ich biss auf meiner Lippe herum und sah mich im Zwielicht in meinem Zimmer um. Wo sollte ich bloß schlafen? Der Sessel, der dem Bett gegenüber stand war zu klein und ich konnte mich nicht einfach neben ihn legen. Zwar hatte er mich bereits geküsst, aber das bedeutete nicht, dass ich mich ihm einfach aufdrängen konnte. Zudem er immer noch einen Freund hatte. Ich seufzte und stapfte herunter in den Keller. Im Arbeitszimmer meines Vaters brannte noch Licht und Marian lachte gedämpft aus ihrem Zimmer. Vielleicht telefonierte sie ja mit dem Bruder von Charles. Ich schnappte mir meinen Lieblingslöffel und ein Glas Apfelmus. Es war kurz nach Mitternacht und ich hatte wieder Hunger. Außerdem fühlte ich mich nicht müde, obwohl ich so lange gelesen hatte. Wir hatten nicht geredet, da wir beide gewusst hatten, dass wir bloß auf unangenehme Dinge stoßen würden, Fragen, über die wir nicht nachdenken und Antworten, die wir gar nicht hören wollte, Und so hatten wir das Buch bis zum vorletzten Kapitel gelesen, die CD war schon längst durchgelaufen gewesen und dann war es eingeschlafen. Mit einem in der Dunkelheit zu laut wirkenden Klacken schraubte ich das Glas auf, ließ mich auf den Sessel fallen und ließ meinen Blick noch einmal über ihn huschen. Er lag falschherum, mit seinen Füßen auf den eigentlichen Kopfkissen, von denen ich viel zu viele hatte und schien zu groß für mein Bett. Plötzlich kam ich mir vor wie ein Zwerg. Ich zuckte erschrocken zusammen, als mein Klingelton durch die Stille schnitt und mein Handy sich blinkend durch das Vibrieren auf dem Schreibtisch drehte. Mit einem nervösen Blick auf Octavian, der gar nicht reagierte und dem Löffel zwischen den Lippen, schnappte ich es mir schnell und drückte auf die Anruf annehmen Taste, einfach bloß, um das Licht und den Lärm auszustellen. Stille. "Ja?", fragte ich flüsternd. "Ich stehe vor deiner Tür." Eine kleine Feststellung, aber mein Herz flatterte wie verrückt. Es war seine Stimme! Es war Blake! Irgendetwas fühlte sich anders an, aber ich achtete nicht darauf, da schon das Rufzeichen ertönte, dass er aufgelegt hatte und ich stand vorsichtig auf, um nicht noch mehr Lärm zu verursachen. Die Türe lehnte ich bloß ab, eilte die Treppen abermals herunter und bemerkte da erst, dass ich immer noch das Glas und den Löffel in Händen hielt. Schnell stellte ich sie irgendwo ab und öffnete die Haustüre. Eine dunkle Gestalt stand in der Finsternis, an die sich meine Augen bloß langsam gewöhnten. Mir wehte kühler Wind entgegenm und es roch nach Regen. Er hatte eine Zeitung über dem Kopf und dennoch klebten seine Haare durchnässt an seiner Stirn. Man konnte ihn glatt für irgendeinen Irren oder Obdachlosen halten, mit dem fleckigen Longsleeve und der zerschlissenen Baggy. Auch wenn er seine Zähne zusammenbiss, sah ich das Zittern in seinen Fingerspitzen. Mir war schoon kalt, wenn ich bloß so raus sah und er lief wer weiß wie lange schon dort herum. Zwar war es Sommernachtsregen, doch er fühlte sich kalt an. Wortlos trat ich zur Seite und hielt ihm die Türe auf. Er machte einen Schritt herein und ließ die Zeitung achtlos auf den Boden fallen. Seine Haltung war angespannt und wachsam, wie jedes Mal, wenn er einen neuen Raum betrat. Dann sah er mir kurz in die Augen. "Vielen Dank." Ein schmales Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er streifte sich seine Schuhe von den Füßen. Ich zuckte zusammen, als es draußen donnerte. "Ein Sauwetter ist das.", stellte er fest und wischte sich über sein Kinn. Erst da fiel mir auf, dass die Flecken dunkel aussahen, beinahe wie... Ich schnappte mir sein Handgelenk und zog ihn hinter mir her ins Wohnzimmer. "Hey?", fragte er, doch riss sich nicht los. Ich machte eine der Leselampen an. Seine LIppe war aufgeplatzt. "Oh man. Was hast du denn da gemacht?" Er lehnte sich an den Sofa und verdrehte die Augen. Dann fiel ihm anscheinend wieder ein, wie durchweicht er war und richtete sich wieder auf. "Das ist gar nichts." "Du bleibst hier stehen und bewegst dich nicht von der Stelle." Ich ließ ihm gar keine Zeit zu widersprechen und versuchte die Stimme in meinem Inneren zu ignorieren, die fröhlich jubelierte. Er ist bei dir zu Hause! Er ist zu dir gekommen! Ich schob vorsichtig die Türe zu Marians Zimmer auf. "Hast du noch die Kleider von Tom?", fragte ich flüsternd. Sie hielt ihre Hand vor ihr Handy, damit der Anrufer uns nicht hörte. "Wofür?" "Ein unverhoffter Fremder steht vor der Türe." Ich machte mir nicht die Mphe mich zu berichtigen. Nlake war weder fremd noch vor der Türe, aber das schienen unwichtige Details. Sie runzelte die Stirn, ließ jedoch die Hand sinken und nickte in eine Richtung. An ihrem Schreibtischstuhl hing eine Tüte. Ich schnappte sie mir schnell und verschwand wieder die Treppe herunter. Blake musterte mit gerunzelter Stirn alle Möbel, aber sich nicht von der Stelle gerührt. "Hier." Ich hielt ihm die Tüte hin. "Die Sachen sind gewaschen, aber Marians Freund hat früher Schluss gemacht, als sie sie ihm zurückgeben konnte. Ich hoffe sie passen." Zögernd griff er nach dem Plastik und zog eine Jeans und ein T-Shirt heraus, die nicht sein Stil waren, aber hoffentlich passten. Ich eilte während er sich umzog wieder in den Keller, ich hätte es nicht ausgehalten neben ihm zu stehen und nicht zu wissen, wo ich hinsehen sollte, während er sich umzog und holte den Erste-Hilfe-Koffer. Er knöpfte zu meiner Erleichterung gerade die Hose zu, die anliegender war, als alle die er sonst trug und mich an Howard Wolowitz erinnerte. Mir fiel jetzt erst auf wie schmal er eigentlich war. Das T-Shirt hatte am Kragen eine goldene Kette auf dem Schwarz und ein Hashtagzeichen auf einem Ärmel. Es sah geschmacklos aus. Blake schien das auch zu bemerken, denn er sah an sich herunter und seufzte. Dann fiel sein Blick auf den Kasten in meinen Händen. "Man kann auch übertreiben." Ich lächelte ihn schwach an, aber suchte schon zwischen den Millbinden und den Pflastern, die nach meiner Kindheit rochen nach dem Desinfektiosmitte. Seinen Blick spürte ich zu deutlich auf mir ruhen und ein feines Prickeln lief meine Wirbelsäule runter. Es war unangenehm und gleichzeitig genoss ich es. Sonst schienen mich seine Augen immer bloß zu streifen. "Was hast du mit deinen Haaren angestellt.?", fragte er und ehrliche Überraschung schwang in seiner Stimme mit. "Oh, jemand hat mich als Versuchsobjekt benutzt." "Ahhh..." Es klang langgezogen und ein wenig genervt, aber fast alles was er sagte klang so, also machte ich mir keine Gedanken darüber. "Ich hab's!", rief ich erleichtert, als ich endlich die Flasche in den Fingern hielt. Er vedrehte die Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich endlich an die Lehne des Sofas. "So." Ich träufelte ein wenig von der braunen Flüssigkeit auf einen Wattebausch, wobei mir sein skeptischer Blick nicht entging und stellte mich vor ihn. "Stillhalten." Als die Watte seine Lippe berühret zuckte er ein wenig zurück, aber wandte sein Gesicht nicht ab. Die Wunde sah tief aus udn es musste eigentlich höllisch wehtun, aber er ließ sich bis auf das kleine Zucken nichts anmerken und sah mich zu kritisch an, während ich meinen Blick auf seine Lippen geheftet hatte, damit ich ihm nicht mehr wehtat, als sowieso schon. "Nähen kann ich es leider nicht." Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten und beinahe spürte ich etwas wie Erleichterung aus seiner unmittelbaren Nähe heraus zu sein. Er machte mich immer noch nervös, aber irgendwie war dasd Gefühl nicht mehr so intensiv wie früher. "So schlimm ist es doch gar nicht.", erwiderte er bloß. Ich musterte sein Gesicht. Die Züge, die mir so bekannt vorkamen und die ich dennoch stundenlang betrachten können. Er strich sich durch die Haare. "Alles okay?" Schnell wandte ich meinen Blick ab. Sein Gesicht wirkte so anders, als Octavians. Als hätte jemand die ganzen feinen, weichen Linien ausradiert. Außerdem wirkte es schmaler. Ich spürte wie mein Herz mir zu schnell gegen die Rippen schlug. Aber irgendwie fehlte das sehnsüchtige Gefühl ihn küssen zu wollen und ich wusste nicht, ob ich darüber erleichtert war, da ich ihm jetzt in die Augen sehen konnte, ohne dieselbe Zärtlichkeit in ihnen zu suchen, die ich für ihm empfand oder beunruhigt, weil es bedeuten könnte, dass ich ihn durch Octavian ersetzte hatte. "hey? Ist alles in Ordnung?", fragte er skeptisch und fuchtelte vor meinem Gesicht herum. Ich lächelte verlegen, als mir auffiel, dass ich ihn angestarrt hatte. "Natürlich." Er zog eine Augenbraue hoch, aber sagte nichts mehr und sah sich um. "Kann ich hier schlafen?" "Ähm... Also..." Mir wurde heiß und ich spürte Beunruhigung meine Brust hochkriechen. "Da müssten wir schauen." "Wonach?" "Ein anderer Freund ist gerade da und er schläft in meinem Bett." Seine Augenbraue wanderte noch ein Stück höher, als könne er nicht glauben, dass ich tatsächlich noch andere Freunde hatte. "Und eine andere Matratze oder ein Sofa?" Ich überlegte schnell. "Im Keller müsste noch eine Sein. Ich hole Decke und KIssen und du gehst in den Keller, nimmst den Erste-Hilfe-KAsten mit und holst die Matratze." Schnell erklärte ich ihm wo alles hin musste und wo er es finden konnte. Er nickte knapp und verschwand die Treppe runter. Ich sammelte die Sachen zusammen, die mir brauchten und wartete im Flur. Er kam dir Treppe wieder hoch und zog die Matratze hinter sich her. "Schlafen wir dort zusammen drauf?", fragte er kritisch und strich sich ein paar Haarträhnen aus den Augen. "Das sehen wir dann und jetzt komm." Ich ging vor ihm die Treppe hoch und hörte die Schleifgeräusche der Matratze auf der Treooe. Als ich ihm die Türe aufhielt, ließ er leise ächzend die Matratze fallen und musterte Octavian teils kühl, teils neugierig. "Und wer ist das?" Ich konnte nicht einschätzen, ob ihm die Tatsache missfiel, dass ich noch andere Freunde neben ihm hatte. "Octavian.", antwortete ich knapp und sah mich um. Wo sollten sie alle nur schlafen? "Ich schlaf bei ihm und du auf dem Boden?", fragte er und verstaute seine Hönde in den Jeanstaschen, wobei sich fast jeder Finger unter dem dünnen Stoff abzeichnete. "Nein." Er verdrehte die Augen. "Du bist wirklich verdammt keusch." Ich spürte wie meine Wangen heiß wurden und hoffte, dass er es nicht bemerkte. "Und du nervst.", entgegnete ich bloß und sah mich um. "Und wie sollen wir es dann machen, du Mönch? Das Zimmer ist zu klein, als dass wir alle eine eigene Matratze haben könnten." "Es kann ja nicht jeder seine eigene Wohnung haben, so wie du.", zickte ich zurück. Er seufzte ohne den Blick von Octavian zu wenden. "Ich bin müde!" Langsam klang er wie ein kleines, nörgelndes Kind. "Dann schlafe ich im Sessel und du kannst die Matratze nehmen." Er warf mir einen Seitenblick zu, den ich in dem Zwielicht aber nicht deuten konnte. "Und wieso...?" Er wurde von einem Geräusch vom Bett aus unterbrochen, wo Octavian sich aufsetzte. "Wer ist das?", fragte er verschlafen und fuhr sich über die Augen. "Die Theorie.", antwortete ich bloß. Er nickte bedeutungsschwanger und Blake runzelte verwirrt die Stirn. "Können wir das Vorstellen auf morgen verschieben?", fragte er genervt und ließ sich kurzerhand auf die Matratze fallen. Octavian lächelte mich an und klopfte neben sich auf die Bettdecke. Ich stieg über Blakes Beine, der sich grummelnd in die Decke gewickelte hatte. Octavian drückte so lange wahllosnung herum, bis der Rollladen runter ging und schlang seine Arme um mich. Bevor ich wusste, was er tat zog er mich zurück, schmiegte sich an mich, nachdem er die Decke über uns zog und legte seinen Kopf an mein Schlüsselbein. "Was machst du?" "Schlafen.", nuschelte er und sein warmer Atem jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich seufzte und mir wurde die Absurdität der Situation bewusst. Ich schlief mit dem Jungen in den ich verliebt gewesen war und dem Jungen in den ich höchstwahsrcheinlich verliebt war in einem Bett, während einer der beiden sich an mich kuschelte. Wir war ich bloß hier reingeraten? Mit Octavoans Atem am Hals konnte ich mich sowieso nicht darauf konzentrieren einzuschlafen, obwohl Schlaf in dieser situation die einzig sinnvolle Flucht zu sein schien. Außerdem genoss ich die Arme, die sich wie ein Schraubstock um meine Brust lagen auch ein wenig. Octavian roch gut und am liebsten hätte ich einfach zurück gekuschelt. Ich drehte mich auf die andere Seite, seine Arme lockerten sich kein bisschen und schloss meine Augen. Irgendwann musste ich ja Schlaf abbekommen, auch wenn Octavian mich jetzt noch näher an sich gezogen hatte. "Gute Nacht" und ich hoffte inständig, dass ich diese Nacht ohne Albträume überstand.
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2 refracted Boys.
RomanceOctavian & Keys. »Ich kann auch ohne dich unglücklich sein.« Octavian steckt in einer Beziehung, von der er nicht weiß, wie es weitergehen soll und ob er damit noch glücklich ist. Keys ist unglücklich verliebt und hat sich geschworen seine alte Lieb...