Octavian #2

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Ich stand vor dem Café. Die Sonne hatte fast ihren höchsten Punkt erreicht, aber ich fröstelte. Meine Finger zitterten, als ich den Anruf annahm und das Handy an mein Ohr hob. Ich atmete bloß. Sagte nichts zur Begrüßung. Meldete mich nicht. Er würde merken, dass ich abgenommen hatte. Stumm hoffte ich, dass er aufgelegt hatte oder ich ihn diesmal aus Versehen weggedrückt hatte. Wieso rief er gerade jetzt an? „Du hast mich weggedrückt?" Seine Stimme war ein einziger Vorwurf. „Wo bist du?" Seine Eifersucht konnte von der Wut in seiner nicht überdeckt werden. Sie unterstrich sie eher noch. „I...Im Magix." Ich versuchte nicht zu stottern. Er hasste es, wenn ich stotterte. „Alleine?" Seine Stimme klang scharf, aber ruhig. Er schrie nicht mehr. Was aber nicht hieß, dass er weniger gefährlich war. Panik und Angst vernebelten mein Gehirn. Was sollte ich sagen? Mir wurde schlecht, als ich an den Kuss dachte. „J...ja." „Aha." Ich konnte den Zweifel aus seiner Stimme heraus hören. Förmlich spüren. Er kroch mit giftigen Fingerspitzen unter meine Haut und zog mir meine Brust zusammen. Machte er das hier, weil er mich liebte oder weil er mir nicht vertraute? Oder einfach bloß, weil er jemand brauchte, den er kontrollieren konnte? „Ich komm dich abholen. Ich bin in zehn Minuten da." Ich wollte gerade dazu ansetzten, dass das doch nicht nötig sei, da hatte er schon aufgelegt. Ich wollte weinen. Der Schmerz in meiner Brust begann zu pulsieren, als würde mit jedem Herzschlag der Schmerz durch meine Adern gepumpt werden. Ich wollte seine liebevollen Arme um mich spüren, seinen Atem, der sich mit meinem mischte und seinem Herzschlag lauschen, der beruhigend ging, im Gegensatz zu meinem rasenden. Doch ich wusste, dass es selbstzerstörerisch war, sich nach etwas zu sehen, das einen verletzte. Der Schmerz und die Furcht, was geschehen würde, wenn er sah, dass ich ihn tatsächlich angelogen hatte, vernebelten mir meinen Kopf und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte diesen Jungen, dessen Lippen ich noch auf meinen schmeckte, nicht in so etwas hinein ziehen. Zum einen musste ich es selbst schaffen, es war nicht seine Sache und sollte es auch nicht werden. Andererseits mochte ich ihn wirklich und wollte nicht, dass er wegen mir in Schwierigkeiten kam. Ich sah auf den schwarz gewordenen Display meines Handys, wo ich verzerrt mein Gesicht erahnen konnte und biss auf meiner Unterlippe herum. Etwas in meiner Brust fühlte sich an, als hätte es sich verkantet und ein schmerzender Faden schien sich um mein Herz gezogen zu haben. Mir war schwindelig. Alles wirkte surreal, wie ein Albtraum, bloß dass ich wusste, dass ich nicht erwachen konnte. Kurz stützte ich mich an der Wand ab, ich war wahrscheinlich blass wie ein Geist, schloss meine Augen und atmete ein, doch ich konnte das, was in meiner Brust festsaß nicht einfach wegatmen. Wie naiv alleine der Versuch gewesen war... Ich richtete mich auf und riss mich zusammen. Ich hatte jetzt noch knapp acht Minuten bis er käme und die sollte ich nutzen, statt hier zu stehen und zu versuchen meine Angst wegzuatmen, weil das normalerweise sinnlos war. Jetzt half bloß noch tapfer sein. Ich stieß die Türe auf und stapfte entschlossener als ich mich fühlte auf den Tisch zu. Ich war für alles gewappnet, was geschehen würde.

2 refracted Boys.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt