Keys #23

529 51 2
                                    

Die Wärme meiner Bettdecke umgab mich und die Musik, die ich gehört hatte, bevor ich über meinem Buch eingeschlafen war, sickerte leise und sanft zu mir durch den Schlaf hindurch. Ich spürte die Strahlen der überraschend starken Morgensonne auf meiner Haut und sah den orangegelben Schein durch meine Augenlider. Ich vergrub mein Gesicht tiefer im Kissen und wünschte mir den Schlaf zurück. Die Schwere legte sich auf meinen Körper und schien mich weiter in meine Matratze zu drücken. Sie schien mich in letzter Zeit überallhin zu begleiten, aber besonders schlimm war sie vor dem Einschlafen und beim Erwachen. Manchmal überlegte ich mir einfach nicht mehr zu schlafen. Ich sah alle zwei Minuten auf mein Handy und verließ kaum das Haus. Meine Mutter schenkte mir immer einen dieser halb wissenden, halb besorgten Mutter-Blicke, während mein Vater nicht aus seinem Arbeitszimmer heraus kam, nicht einmal zum Schlafen, Marian kichernd und entzückt am Telefon hing und Phips immer irgendetwas mit mir spielen wollte. Aber egal, ob ich auf dem Sofa lag und las oder gegen Phips bei Mensch ärgere dich nicht verlor, dachte ich an ihn. Er ging nicht aus meinem Kopf und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was ich tun sollte, wenn er sich gar nicht mehr meldete. War es zu aufdringlich die Initiative zu ergreifen? Ich wollte ihn nicht nerven oder unter Druck setzen... Und Blake hatte sich auch nicht mehr gemeldet. Jetzt wurde es erst richtig schlimm; jetzt bräuchte ich dringend Ablenkung. Aber ich wollte lieber alleine in meinem Zimmer Musik hören, die Wand anstarren und mir auszumalen, was Octavian alles in der Zwischenzweit hätte passieren können, als bedürftig zu wirken. Ich wusste nicht welche von den Szenarien, die ich mir ausmalte, um mich zu beruhigen beunruhigender waren. Dass er noch mit Hektor zusammen war, glücklich und mich schon längst vergessen hatte. Oder dass er zusammengeschlagen in einem Krankenhaus lag und man ihn vor lauter Blutergüssen kaum wiedererkannte. Bei beiden würde mir schlecht, aber ich fand einfach keinen Weg nicht daran zu denken, nicht an ihn zu denken. Nicht einmal, als ich gedacht hatte in Blake verliebt zu sein, war es so schlimm gewesen.
Ich seufzte und zwang mich dazu mich aufzusetzen, nachdem ich die Hand gehoben und den CD-Player ausgeschaltet hatte. Ich fühlte mich so müde, als hätte ich gerade keine neuneinhalb Stunden geschlafen, doch ich stand immer noch verschlafen auf und nahm mir die Kleider, die ich heute anziehen wollte. Irgendwie variierten meine Outfits nur von den Oberteilen her die ich trug. Sonst hätte ich immer meine liebste Jogginghose an. Das letzte Mal war sie vor zweit Tagen gewaschen worden und den Tag hatte ich einfach im Bett verbracht. Ich gähnte, strich mir durch die Haare und tapste ins Bad, um zu duschen. In etwas weniger als drei Wochen würde die Schule wieder beginnen und beinahe kam mir der Gedanke daran, wie die Erlösung vor. Zwar bedeutete wieder in die Schule zu kommen das triste Schulgebäude, meine Lehrer und Mitschüler wiederzusehen und beginnen zu müssen fürs Abi zu lernen, aber wenigstens gab es dann genug andere Dinge, die ich tun könnte, um mich abzulenken, falls ich bis dahin tatsächlich nichts von ihm gehört haben sollte, woran ich aber gar nicht denken wollte. Ich stellte mich unter die Dusche, stellte sie auf kalt und unterdrückte den Drang kreischend unter dem eisigen Wasser hervorzuspringen, während ich hoffte dass es die ganzen Gedanken, an diesen einen außergewöhnlichen Jungen fortspülen könnte und mich ausgeruht und um einige Sorgen erleichtert zurücklassen würde.

2 refracted Boys.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt