Keys #12

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"Und er hat dich geküsst und mit der Serviette ieinfach im Café sitzen lassen?" Marian lachte und wickelte ein paar Nudeln um ihre Gabel. Wir aßen zu dritt. Unsere Eltern waren zu sehr in ihrer kreative Phse vesunken, als dass sie Zeit gehabt hätten zu essen. Phips sah abwechselnd zwischen uns und seinen Nudeln hin und her, während er seine kurzen Beine vom Stuhl baumeln ließ. Ich schob eine Nudel hin und her und stützte meinen Kopf auf meine Hand. Sie hatte mich über Octavian und Hektor ausgefragt. Dafür dass ich gedacht hatte, sie würde sich bloß nich für Schminke, Mode und Typen interessieren, hatte es mich überrascht, dass sie immer noch ein solches Interesse an Geschichte und Mythologie hatte. Früher hatte sie stundenlang mit unserem Vater darüber diskutieren können, ob Odysseus ein Held oder ein verachtenswertes Arschloch war. Aber vor ein paar Jahren hatte sie damit aufgehört. Ich hatte immer gedacht, da es sie einfacg nicht mehr interessierte, aber vielleicht hatte ich mich auch einfach bloß geweigert zu sehen, dass sie sich für das Leben, das sie versuchte zu leben, verbiegen musste und die Jungs, zumindest die die sie anschleppte, nicht auf gebildete, griechische-Mythologie-versessene-Mädchen standen. Durch dieses Interesse, waren Hektor und Octavian, besonders auch durch die Tatsache, dass die beiden ein Paar waren ihr Highlight Thema meiner "Freunde" geworden und ich hatte schlussendlich auch zugegeben, dass ich sie erst seit zwei Tagen kannte. Sie hatte darüber gerätselt, wie wohl der andere Junge heißen könnte, dessen Namen ich nicht kannte. Und schlussendlich hatte sie mich so sehr bedrängt, dass ich keine andere Wahl gehabt hatte, als ihr von all den ersten Begegnungen zu erzählen, die ich in den letzten Tage alle gehabt hatte. Sie hatte mir aufmerksam zugehört und nicht einmal einen dummen Kommentar darüber gegeben, dass ich nun mal eine Schwäche für Jungs hatte. In den letzten zwei Stunden, in denen wir gekocht und auf der Couch darauf gewartet hatten, dass das Essen endlich ferrtig war und wir unsere knurrenden Mägen versuchten zu ignorieren, hatten wir mehr geredet als in den gesamten  letzten fünf Jahren zusammen und es fühlte sich schön an. Als sei ein wichtiges Puzzleteil wieder an seinem alten Platz, dort wo es hingehörte. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie lange das anhalten würde und hatte beschlossen es so gut wie möglich zu genießen, statt mir wie sonst immer darüber übermäßig den Kopf zu zerbrechen. Ich hatte in letzter Zeit genug Albträume und andere Dinge, die mich genug auf Trab hielten. "Und du weißt wo Octavian wohnte?", fragte meine Schwester und räumte die dreckigen Teller ab. Ich stand auf und trug ihr den Topf hinterher. Ich nickte bis mir einfiel, dass sie das über die Spülmaschine gebeugt nicht sehen konnte. "ja." Sie richtete sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. Sie sah so viel hübscher aus in dem blau-rot gemusterten T-Shirt unter der Jeans-Latzhose und den wallenden, braunen Locken. "Gut. Hast du heute Nachmittag Zeit?" Ich sah zu ihr auf und eine leise Befürchtung, was sie vorhatte schlich sich in meinen Kopf. "Also... Ich... Äh... Ich hatte eigentlich etwas vor...", durckste ich herum, wich ihrem Blick aus, der sich in meine Haut zu borhen schien und füllte die restlichen Nudeln in eine Tupperbox. "Ach und was? Dir Kuroko no Basket oder wie auch immer diese ganzen Anime heißen, ansehen und Chips essen?" Es freute mich mehr, als ich erwartet hätte, dass sie sich den Titel gemerkt hatte. Das war aber ziemlich genau das, was ich vor hatte. Oder Limonade machen und ein Buch lesen. Sie lachte. "Jetzt komm schon!" Ihre Stimme war die eines kleinen Mädchens. Lebhaft und voller Tatendrang. "Was hast du denn vor?" Ich stellte die Box in den Kühlschrank und wich immer noch ihrem Blick aus, während sie in die Knie ging und den schön gemusterten Teller, der Katze, die immer wieder zu uns kam und uns ansah, als würde sie gleich verhungern, weshalb unsere Mutter begonnen hatte Futter zu kaufen, in die Spülmaschine stellte. "Wir liefern Phips bei Mama ab, schnappen uns unsere Fahrräder und fahren zu ihm. Wenn er da ist haben wir Glück und wenn nicht gehen wir ein Eis essen." Ich biss auf der Innenseite meiner Wange herum. Zum einen wusste ich nicht, ob ich mit meinem Orientierungssinn seine Wohnung wieder finden würde und zum anderen, war es nicht komisch, vor seiner Haustüre zu stehen, zudem mit meiner Schwster und "Hi" zu sagen? Ja, okay... Dieser Junge schien aus Merkwürdigkeiten und fantastisch, komischen Begegnungen zu bestehen, aber ich wusste nicht, ob es etwas für mich war... Vielleicht sollte ich ihn mir aus dem Kopf schlagen. Vielleicht hätte ich Marian niemals von ihm und den ganzen anderen Typen erzählen sollen. Ich zuckte überrascht zusammen, als die Türe der Spülmaschine etwas zu heftig zugeschlagen wurde und das Geschirr und Besteck darin klirrte. Sie nahm Phips auf den Arm und trig ihn die Treppenstufen hoch. "Und du ziehst die Schuhe an und keine Ausreden.", rief sie von oben, in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Am liebsten hätte ich "Sonst?" gefragt, doch ich verkniff es mir, setzte mich auf die zweite Stufe, der knarrenden Holztreppe und zog meine Schuhe an. Mein Herz schlug mir den Hals hoch, bei der Vorstellung von dem, was wir im Begriff waren zu tun. Bei einem beinahe wildfremden Jungen zu klingeln, auch wenn er ausgesprochen nett war. Und meine Wangen fühlten sich heiß an, als ich daran dachte, dass die Tatsache ihn wieder zu sehen, auch für einen erhöhten Puls und das ungewohnte Kribbeln in meinem Bauch verantwortlich war. Ich biss mir auf die Lippe und presste meine Handballen gegen meine geschlossenen augen, bis ich nichts als durch die Dunkelheit zuckende Lichtblitze sah. Wie lange hatte ich nicht mehr an Blake gedacht? War es so über jemand hinweg zu kommen? Irgendwie hatte ich mir das immer anders vorgestellt. Marian riss mich aus meinen Gedanken, als sie mich an meinem Ellenbogen hoch und hinter sich her zog. Sie hatte den Schlüssel für das Fahrradschloss schon geholt und mit einem leisen Klack sprang es auf. "So. Auf ins Abenteuer.", sagte sie lachend und stieg auf ihr Fahrrad. "Mom hat uns ein wenig Geld für das Eis gegeben, falls wir scheitern sollten." Ich holte sie ein, Alles schien merkwürdig zu leuchten. Ich lächelte sie an. "Du bist nervös.", stellte sie fest, schloss die Augen und genoss den Fahrtwind, der mit lauwarmen, angenehmen Fingern durch ihre Haare fuhr und sie nach hinten wehte. Ich sah mich um, ohne auf ihre Aussage einzugehen. Diese Straßen kannte ich noch und wir kamen dort an, wo er mich erneut angesprochen hatte. Ich bog in eine Seitenstraße und dann mussten wir noch einmal um ein paar Ecken und schon standen wir vor dem Betonhaus. Der Weg war mir so viel länger vorgekommen und ich konnte es nicht fassen, dass ich schon wieder tatsächlich vor seiner Haustüre stand. Marian ließ ihren Zeigefinger über die Klingelknöpfe gleiten. "Wie ist sein Nachname?" Ich biss mir auf die Lippe. Sie sah mich fassungslos an. "Du weißt nicht einmal das? Und seine Nummer hast du weggeschmißen? willst du ihn etwa mit Thelepatie dazu bewegen uns die Türe zu öffnen?" "Nein, natürlich nicht.", entgegnete ich und musterte die Klingelschilder. "Es muss eins der unteren sein." Sie verschränkte die Arme, verlagerte ihr Gewicht und tappte mit einem Fuß ungeduldig auf den Boden. Das machte es mir nicht gerade leichter. Ich überlegte darüber wo seine Wohnung noch einmal genau lag und in welcher logischen Reihenfolge angeordnet sein könnten. "Okay.", sagte ich eher, um mich selbst von meinem Vorhaben zu überzeugen, als ihr irgendetwas zu verkünden. Ich atmete tief durch. Mein Herz schlug wieder zu schnell gegen mein Brustbein. Ich senkte meinen Finger auf den Klingelknopf unter dem "Vontura" stand, wobei ich mich nicht von dem darunter stehenden Namen versuchte rausbringen zu lassen und von innen klang ein sattes, tiefes Dingdong. Es kam aus der richtigen Richtung und auch aus dem richtigen Stockwerk. Ich hielt die Luft an und starrte die Türe an, während Marian neben mir von einem Fuß auf den anderen trat. "Es sieht aus, als sei niemand da.", sagte ich, nachdem wir ein paar Sekunden, in denen keine Reaktion gefolgt war gewartet hatten. "Gehen wir." Ich wollte mich  umdrehen, ich wusste nicht was überwog, die Enttäuschung, die gefärhlich schmeckte oder die Erleichterung, als sie mich am Arm festhielt und sich auf die Betonstufe vor der Türe fallen ließ- "Wenn er nicht zu Hause ist, warten wir eben." Sie grinste und zog mich neben sich. Sie legte ihre Fußsohlen aneinander und sah den Weg entlang, den wir gekommen waren. "Keys?" Ich sah sie von der Seite an. "Du musst aufhören, wegzulaufen." 

Endlich bin ich wieder zum Abtippen gekommen. ^^

2 refracted Boys.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt