10 Zwei Welten

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Nachdem mich Linn einigermaßen aufgebaut hatte und wir unser wunderbar friedliches Abendessen hinter uns hatten (Unsere Eltern hatten Grandma und Tante Silva Karten zu einer modernen Oper geschenkt und waren selbst auf Geschäftsreise), nahm ich ein langes Bad.

Man konnte den Schaum fast mit den Augen sinken sehen, bis kaum noch welcher da war und das Wasser war schon lange nicht mehr dampfend heiß, aber ich wollte nicht aus der unwirklichen Welt meines Bades gerissen werden. Ich konnte einfach nicht an negative Dinge denken, während ich mich mit geschlossenen Augen wie in einem Rosengarten fühlte, ganz weit weg von allen Problemen.

Bis vor hatte ich nur ein Problem gehabt: meine Familie. Mittlerweile war mir klar, dass das kein Problem war, sondern den Segen den jeder haben sollte. Das Verhalten von Taylor und Jake machte mir hingegen mehr zu schaffen. Warum war so Taylor so launisch? Warum hatte er Jake vor meinen Augen geschlagen? Und warum in aller Welt wollte mir keiner der beiden sagen, was los war?

Noch einmal schloss ich die Augen, aber ich konnte die Gedanken trotz des Bades nicht verdrängen, also trocknete ich meine aufgeweichte Haut vorsichtig ab, cremte mich ein und zog mich an. Es war spät geworden und ich war unendlich müde.

In meinem Zimmer war es warm und meine Augen fielen mir schon zu, bevor ich das Bett erreicht hatte. Im Halbschlaf taumelte ich dorthin und wickelte mich in die flauschigen Decken. Ich bemerkte, dass mein Handy in der Ecke blinkte, aber in diesem Moment schlief ich ein.

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Am nächsten Morgen war ich so fertig, als ob ich die ganze Nacht kein Auge zugetan hätte. Außerdem hatte ich einen fiesen Muskelkater. War ich wirklich so unsportlich, dass mir wegen 10 Minuten Rennen meine Beine weh taten wie nach einem Marathon? Ich hatte noch nie an einem teilgenommen und wie es aussah, würde ich auf der Hälfte der Strecke Umkippen.

Erst als ich schon fast aus unserer Schwingtür hinausgelaufen war, einen Kaffee in der einen, mein Handy in der anderen Hand, sah ich, dass ich unendlich viele verpasste Anrufe hatte. Beim Lesen des Namens des Anrufers blieb ich abrupt stehen.

Ein weiterer meiner alltäglichen fatalen Fehler.

Die Tür schwang zurück und da ich noch immer auf der Schwelle stand knallte das Holz gegen mich. Vor Schreck ließ ich den Kaffeebecher fallen um mir meine Nase zu halten, gegen die die Tür gefallen war.

Fluchend versuchte ich gleichzeitig den Blutstrom aus meiner Nase zu stoppen und den Kaffee vom Boden aufzuwischen, als das Hausmädchen in die Küche kam.

Das Bild, das ich abgab, musste wirklich erschreckend sein, denn sie geriet in Panik wegen dem Blut-Kaffee-Gemisch auf dem glatten, hellen Fliesenboden. Kurz bevor sie den Notarzt rief, beruhigte ich sie und hielt sie davon ab. Trotz meiner Bemühungen ihr zu erklären, dass ich kein Massaker veranstaltet, sondern nur die Tür abbekommen hatte, wollte sie mich nicht in die Schule gehen lassen.

"In diesem Zustand kann keine Lady in die Schule."

"Zum Glück bin ich keine Lady," lachte ich, aber sie verstand heute keinen Spaß.

"Ich werde die Schule benachrichtigen, dass sie wegen einer Verletzung verhindert sind," beharrte sie auf ihrer Meinung, also gab ich nach und ließ mich von ihr in mein Zimmer schieben.

"Sie ruhen sich hier aus und ich koche ihnen Tee."

"Nein, danke. Gina, Ich bin nicht krank, mir geht es gut. Ich hatte nur Nasenbluten." seufzte ich, aber sie schnalzte nur mit der Zunge und ging wieder nach unten.

Jetzt endlich konnte ich wieder auf mein Handy schauen, das ich immer noch in der Hand hielt.

Warum hatte Taylor mich angerufen?

Warum nahm er immer wieder Kontakt mit mir auf, wenn ich dachte, dass er nie wieder mit mir reden würde?

Warum kribbelte es jedes mal in meinem Bauch, wenn ich seinen Namen auf meinem Bildschirm sah?

So viele Fragen, doch als ich ihn zurückrief meldete sich nur die Mailbox. Bis die Schule aus war, würde es für mich kein darum geben.

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Die ganze Nacht hatte er abwechselnd Kate und seinen besten Freund in Venezuela angerufen, aber keiner von beiden hatte seinen Anruf angenommen. Ramiro arbeitete wahrscheinlich wie immer vom Morgen bis in den späten Abend. Dann musste er seine Geschwister zu Bett bringen und seiner Mutter helfen. Die beiden waren fast wie eine Familie geworden für ihn, sodass sie ihre Nachtaktivität meist zusammen verbracht hatten. Wenn es dunkel war, konnten sie viel besser nach Materialien suchen, die Ramiros Mutter zu ihren grandiosen Kunstwerken verarbeitete und verkaufte. Besser war es, da sie niemand blöd anstarrte oder die Polizei rief, leichter war es nicht. Bevor er nach Europa kam, hatte er ihnen regelmäßig geholfen. Ramiro konnte er nichts übel nehmen.

Kate hingegen wohnte in einem Schloss und verhielt sich auch genau so. Als wäre sie etwas besseres. Eigentlich wollte er sich bei ihr entschuldigen. Aber mit ihr zu reden, allein ihre Stimme zu hören erschien ihm auf einmal viel wichtiger. Und es fiel ihm immer schwerer ihre schöne Stimme aus seinem Ohr zu bekommen, wo vor ihm Mr.Bernard so leiernd seinen Vortrag über den Bevölkerungszuwachs in Asien hielt. Jede Minute schaute er auf die Uhr, wartete nur darauf um aus dem Schulgebäude herauszukommen und sich von dem Gedanken an sie zu befreien.

Obwohl diese Gedanken ihm immer mehr gefielen.

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Über 200 (!) reads, ich kann es fast nicht glauben :O

DANKE <3

Es kam lange kein Kapitel, weil ich nett gesagt "technische Probleme" hatte, aber ich versuche das wieder gerade zu biegen :D

Kritik erwünscht!

Storyteller_95 gewidmet, weil sie mich mit ihrem wunderbaren Buch "Before the worst" (Unbedingt lesen!) inspiriert hat. <3




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