5 Familie

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Als ich durch den Bogen in unser Esszimmer trat, waren fast alle zu beschäftigt, um mich zu beachten.

Mr.Gaardt diskutierte mit dem Hausmädchen und meiner Tante Silva über die Dekoration für heute Abend. Silva hatte wohl wieder zu dick aufgetragen und tausende Dekoartikel bestellt, die selbst in unseren Salon nicht gepasst hätten. Während sie immer mit gerümpfter Nase an den normalen Geschäften in der Stadt vorbeiging, orderte sie zum Beispiel Eisskulpturen mitten im Sommer aus Asien und bezeichnete das dann als "angemessen".

Auch heute war sie der Meinung, dass eine meterhohe Elfe aus Eis durchaus zu einem dezent dekorierten Salon passte.

"Madam... Natürlich ist die Elfe wunderschön gearbeitet. Aber es ist nunmal August und wir wollen die Herrschaften ja nicht mit nassen Füßen bewirten, " versuchte der Butler meine Tante gerade zu beruhigen als ich vorbeiging.

Am großen Fenster stand meine Mutter und beobachtete kritisch die Gärtner, die zum 10.mal die Lichterkette verstellen mussten und es ihr immer noch nicht recht machen konnten.

Aber leider waren nur fast alle beschäftigt. Mein Vater saß völlig entspannt am Tisch und genoß seinen Kaffee.

Als ich mich zum ihm hindrehte, um mich zu setzen, sah er meine Schürfwunde an der Schläfe und zog fragend die Augenbraue hoch.

"Eine harte Nacht gehabt, meine Kleine?"

Ich verdrehte die Augen.

"Sieht ganz so aus, oder?"

Mehr würde er von mir nicht erfahren. Solange meine Schwester dichthielt, die sich gegenüber von mir mit Croissants vollstopfte, würde ich mich nicht erklären müssen.

Leider freute ich mich zu früh. Linn begann zu lachen und hustete die Hälfte eines Croissants aus, um etwas zu sagen. Schnell trat ich ihr gegen das Schienbein und deutete ihr lieber den Mund zu halten.

Mein Vater sah verwirrt zwischen uns her, entschied dann aber zum Glück, dass er wichtigere Probleme hatte, als seine Tochter.

Zum Beispiel eine schmelzende Elfe mitten auf dem teuren Teppich.

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Als ich mich abends in meinem Zimmer für das Essen fertigmachte, rief meine Mutter nach mir.

Ich blickte ein letztes mal in den Spiegel. Um nicht zu sehr aufzufallen, hatte ich ein knielanges olivgrünes Kleid angezogen, das perfekt zu meinen Augen passte. Die Haare lagen in Wellen auf meinem Rücken, vorne hatte ich sie zurückgesteckt.

Fast schwebend ging ich vorsichtig die Treppe hinunter, die Augen immer auf die Stufe vor mir gerichtet. Es könnte peinlich werden, falls ich noch einmal fast hinfiel.

"Das Kleid steht dir."

Mit einem Ruck sah ich auf und konnte es nicht glauben.

Das durfte doch nicht wahr sein.

Neben meiner Mutter stand vor der Treppe Taylor, in einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd, in der Hand hielt er fast hinter seinem Rücken versteckt ein schmales, rotes Tablett. Das flackernde Kerzenlicht spiegelte sich in der glänzenden Krawatte.

Meine Mutter schnalzte mit der Zunge.

"Bitte sprechen sie hier NIEMANDEN mit einem du an."

Taylor zwinkerte mir kurz zu und nickte dann meiner Mutter entschuldigend zu.

Immer noch stand ich wie angewurzelt auf einer der letzten Stufen. Schüchtern lächelte ich und versuchte dabei nicht rot zu werden. Im Gegensatz zu Taylor würde mir das Licht nicht schmeicheln. Wenn sich meine Wangen auch nur einen Hauch verfärbten, würde ich aussehen wie eine Tomate. Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich keine Tonne Make-Up aufgelegt hatte.

Ich starrte meine Mutter an, bis sie mir in die Augen sah.

"Was stehst du da noch rum? Ich habe dich gerufen, damit du Herrn Sanchez hier ein wenig herumführst. Er wird dem Mädchen heute Abend ein wenig aushelfen."

Ich nahm an, dass Taylor mit Herr Sanchez gemeint war. Dieser grinste mich jetzt ganz offen an und leckte sich über die Lippen, wofür er einen Stoß in die Rippen von meiner Mutter bekam.

"Benehmen sie sich. Sonst wird es das letzte mal sein, dass sich Ihnen solch eine Chance bietet!"

Seufzend ließ sie uns allein, um im Salon nach dem Rechten zu sehen.

"Ähm... Hi?" begann ich, doch ich würde unterbrochen.

"Einen wunderschönen Abend. Sie sehen bezaubernd aus. Bis auf diese schreckliche Wunde in ihrem hübschen Gesicht." mit diesen Worten kam Taylor die Treppe zu mir herauf und führte mich wieder hinunter.

"Haha - Danke. Auch für gestern." stammelte ich schnell, bevor ich rot werden konnte.

"Ich wusste ja nicht, dass ich eine Prinzessin rette. Bei dem Schuppen hier..." er pfiff durch die Zähne "Hätte ich mir überlegen sollen, ob ich dich nicht lieber entführen hätte sollen, anstatt dich zu retten."

Mit einem kurzen Seitenblick registrierte ich, dass er sich nur über mich lustig machte.

"Mhm, dann hättest du wohl heute nicht kellnern müssen."

Langsam gewann ich mein Selbstvertrauen zurück. Ich ließ seinen Arm los, den er mir vorhin angeboten hatte.

"Aber da du mich nicht entführt hast, bin ich jetzt wohl deine Chefin."

Mit schnellen Schritten ging ich voran, um ihm das Erdgeschoss zu zeigen. Dieses bestand aus dem Flur, dem Salon, dem Esszimmer, einer Küche und dem Wohnbereich, von dem aus man durch eine Tür in der Glasfront auf die Terrasse und auf einem kleinen Steinweg bis zum Pavillon gehen konnte.

Sobald Taylor diesen erblickte, konnte ich ein Funkeln in seinen Augen erkennen. Er schaute über seine Schulter, aber meine Familie war schon im Salon, um dort auf die Gäste zu warten. Mit einem Ruck zog er mich heraus auf die Terrasse, die nur von dem Licht von innen und den Lichterketten, die heute morgen aufgehangen wurden, beschienen wurde.

Dann drehte er sich zu mir um.


Ich bin zurück!

Leider musstet ihr auf diesen Teil sehr lange warten, da ich im Urlaub war, aber ab jetzt kommen wieder regelmäßig neue Kapitel.

Ich freue mich wie immer über Feedback :)


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