47 Back to school

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Zumindest dachte ich, dass wir das zusammen schaffen würden. Aber offensichtlich hatte Taylor sich etwas anderes überlegt.

Anders konnte ich die Szene, die ich gerade versteckt hinter einer Gruppe kichernder Schulmädchen beobachtete, nicht erklären. Erst konnte ich meinen Augen nicht trauen. Gut gelaunt war ich aus dem Klassenzimmer gekommen, um die Mittagspause mit Taylor zu verbringen. Da ich ihn in den Gängen nicht finden konnte, beschloss ich schon einmal etwas zu Essen zu holen, um dann gegenüber vom nächsten Imbiss verwundert meine Augen zu reiben. Vielleicht hatte ich zu viel geblinzelt, weil der Verkäufer direkt vor mir seine Zwiebeln gehackt hatte. Oder Taylor und Kyle unterhielten sich wirklich gerade angeregt.

Irgendetwas hielt ich mich davon ab, einfach zu ihnen zu stürmen und ihnen die Salatsoße über den Kopf zu kippen und ganz freundlich um eine Erklärung zu bitten. Vielleicht war es die Tatsache, dass die beiden erstaunlich vertraut miteinander umgingen. Fast so, als würden sie sich verstehen. Und das wollte mir einfach nicht in den Kopf gehen, weshalb ich wie ein in die Jahre gekommener Geheimagent hinter dieser Mädchengruppe kauerte und versuchte ihnen klarzumachen, dass ich nicht vollkommen verrückt war. Was sie mir verständlicherweise nicht glaubten und von den Bänken aufstanden. Somit war mein Versteck weg und ich beeilte mich, auch zu verschwinden, bevor die beiden mich sahen.

Nachdem ich das gekaufte Essen alleine verspeist hatte (Strafe muss sein) und Taylor immer noch nicht am Treffpunkt erschienen war, wurde es Zeit wieder in den Unterricht zu gehen. Eigentlich hatte ich das Fach mit meinem Freund zusammen, doch auch zur Stunde kam er nicht. Langsam wurde ich noch unruhiger, aber etwas in mir sagte mir, ich solle nicht wieder Panik bekommen. Immerhin war ich nur wegen ihm um die halbe Welt gereist, bedeutete das nichts? Und er hatte schweren Herzens seine Familie zurückgelassen. Ich sollte ihm vertrauen.

Völlig in diesen Gedanken versunken bemerkte ich erst gar nicht, dass jemand seit einiger Zeit versuchte, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Erst als Kyle mir mit seinem spitzen Bleistift in die Schulter stach, schreckte ich auf,

"Spinnst du?" zischte ich nach hinten. Mir war nicht klar gewesen, dass er dort saß.

"Nicht so sehr wie du" gab er trocken zurück, überlegte es sich dann jedoch anders "kann ich mit dir reden? Nach der Stunde?"

Ich sah auf die Uhr und tat so, als würde ich überlegen. Leider war ich viel zu neugierig, um ihm nein zu sagen, weshalb ich nickte.

20 Minuten später lehnten wir an der altbekannten Schulhofmauer. Kyle fuhr sich ein mal zu oft, durch seine blonden Haare und ich hielt das Schweigen nicht mehr aus.

"Also, was ist los?" fragte ich barsch.

"Ehm..." fing er an herumzustammeln. Betreten sah er zu Boden. Sein Verhalten verwirrte mich. Kyle würde niemals nach unten schauen. Oder nicht die richtigen Worte finden.

"Wie läufts denn so in der Schule? Ich hab gehört, du musst ein paar Fehltage nachholen." brachte er dann doch einen ganzen Satz heraus.

"Ist das dein Ernst? Deshalb wolltest du mit mir reden?!" Meine Unruhe war deutlich hörbar.

"Vielleicht willst du ja meine Unterlagen haben. Kannst sie dir ausleihen." Murmelte er und drückte mir ein paar Hefte in die Hand. 

Genervt steckte ich die Hefte in meine Tasche und schulterte diese. "Wenn du mir nicht sagen willst, was das mit dir und Taylor war und wo er jetzt ist, kann ich ja jetzt gehen." sagte ich und machte mich auf den Weg. Allerdings nicht ohne vorher die Überraschung in seinen Augen zu bemerken. Sie hatten mich also wirklich nicht gesehen.

Zuhause warf ich die Tasche auf die Couch und setzte mich mit meinem Handy daneben. Doch egal wie oft ich Taylor anrief, es meldete sich jedes Mal seine Mailbox. Meine Mutter lief einige Male an mir vorbei, doch sie wich meinem Blick aus. Trotzdem schien sie mich irgendwie zu beobachten.

"Was?" fragte ich.

"Nichts, Liebes." säuselte sie, für sie untypisch.

Warum verhielt sich jeder so seltsam? Und wo zur Hölle war Taylor? Er würde doch nicht einfach so eine kleine Verabredung zum Essen sausen lassen und dann verschwinden.

Selbst mein Vater schaute mich lange Zeit über die Zeitung hinweg an. Doch bei ihm traute ich mich gar nicht erst zu fragen. Alle schienen auf etwas zu warten, auf eine Reaktion von mir auf etwas, dass ich noch nicht wusste. Und das machte mich verrückt.


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