4 Trautes Heim

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Wie sollte ich so nach hause kommen?

Die Frage war eher, was würde mit mir passieren, wenn ich so nach hause kam?

Ich hatte gerade sehr wenig Nerven für einen Panikanfall meiner Mutter.

Während ich noch grübelte, was ich diesmal für eine Ausrede verwenden sollte, hielt der Bus schon an meiner Haltestelle. Ich stieg aus und befand mich nur wenige Schritte von einem wunderschönen Park entfernt.

 Das war einer der Vorteile, wenn man in einer solchen Gegend wohnte. Die Nachbarn und natürlich auch meine Eltern gaben sehr gerne ihr Geld aus, um Einrichtungen wie den Park und den Golfclub zu erhalten, während schon 2 Kilometer weiter ihre Töchter von Obdachlosen angegriffen wurden, die nicht einmal etwas zu Essen hatten.

Aber sie konnten es sich ja leisten.

Ich ging um den Park herum, da ich sah, dass die Sprinkleranlagen noch liefen, die dafür sorgten, dass der Rasen immer saftig grün aussah, selbst wenn außen herum kein grüner Zweig mehr zu sehen war. 

Vielleicht würden sie in Ohnmacht fallen, wenn ich nicht nur spät und verletzt nach hause kam, sondern auch noch nass. Dann hätte ich vorerst Ruhe.

Andererseits musste ich mein Schicksal ja nicht herausfordern.

Schließlich erblickte ich endlich mein trautes Heim (hust), dass eingebettet von den dunkel gestalteten Villen unserer Nachbarn wie ein weißer Tempel aussah.

Obwohl die Hölle das Haus besser beschrieben hätte. Vor dem Eingang war ein perfekt angelegter Vorgarten mit einem Bachlauf, der die gesamte Nachbarschaft umrundete, und einem Steg, der den Weg über diesen erleichtern sollte. Aus den großen Fensterfronten schien noch Licht.


Ich atmete noch einmal tief durch, öffnete dann die Tür und machte mich auf mein Unglück gefasst.

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Mit einem erneuten Knall schlug ich meine Zimmertür zu und schloss die nervenden Stimmen meiner Tanten somit aus. Ich hatte starke Kopfschmerzen und mein Kopf dröhnte, als ob ich damit gegen einen Stein geschlagen hätte.

(Was ich lieber getan hätte, als mir den Vortrag der Verwandten anzuhören, die geradezu empört waren, dass ich einfach gegangen war. Dass ich völlig fertig war, schienen sie nicht zu bemerken).

Ich ging in das Bad, dass ich mir mit meiner Schwester teilte und duschte mich schnell ab. Das Brennen, das das Wasser auf meiner Haut hinterließ ignorierte ich, so gut ich konnte. Ohne noch einmal in den riesigen Spiegel zu schauen, schlürfte ich zurück in mein Zimmer und warf mich auf das Bett.

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Am nächsten Morgen wachte ich frisch und erholt wegen dem süßen Gesang der Vögel auf, die ich danach am liebsten erschossen hätte. Ich versuchte noch einmal einzuschlafen, aber keine Chance. Ich mochte den großen Ahornbaum, der neben meinem Fenster wuchs wirklich. Aber gegen diesen Krach musste dringend etwas getan werden, denn die Vögel flogen nicht nur zum Baum sondern auch gerne gegen meine Fenster.

Doch dann drang das rege Getriebe im Erdgeschoss an meine Ohren und ich stöhnte.

Es war Sonntag.

Jeden Sonntag musste die gesamte Familie das Theaterstück unseres Lebensspielen, denn mein Vater lud immer wechselnde Geschäftspartner zum Dinner ein. Natürlich wollte er, um seine Vertrauenswürdigkeit zu beweisen, eine intakte Familie vorweisen. Nur so konnte er sich des nächsten Auftrags sicher sein, behauptete er.

Das hieß aber: Kein Streit, keine Kritik und vor allem: kein Gekreische!

Sonntag war also der Tag, an dem ich meinen Ohren und meiner Seele eine kleine Pause gönnte, bevor das Fegefeuer am nächsten Tag wieder entflammen würde.

Seufzend stand ich auf, machte mein Bett (Dabei war ich die einzige im Haus. Alle anderen ließen sich solche Dinge von einem der Hausmädchen erledigen, aber mir war das längst viel zu umständlich geworden.Wer wollte schon ständig irgendwelche halbwegs Fremde Personen ins einem Zimmer sehen? Ich nicht).

Anschließend trat ich durch die Verbindungstür in das Bad und erschrak bei meinem Anblick im Spiegel. Auf einmal fielen mir die Ereignisse von gestern Abend wieder ein und ich musste mich am Rand des Waschbeckens festhalten, um nicht umzukippen. Wie in Trance ließ ich mich dann langsam auf den Boden sinken.

Wie konnte ich das nur vergessen?

Ich betastete vorsichtig meinen Körper, um sicherzustellen, dass ich nicht ernsthaft verletzt war, aber abgesehen von meiner Schläfe war alles heil. Immerhin.

Wieder in meinem Zimmer suchte ich mir die passende Kleidung für einen Sonntag heraus. Da die Sonne wieder schien, entschied ich mich für eine weiße Jeans und ein hellblaues Designershirt, dass wegen der Wasserfalloptik fast zu fließen schien.

Auf dem Weg zum Frühstück, ohne das ich nicht leben konnte, tippte ich schnell eine Nachricht in mein Handy.


„Hier ist Kate. Danke für gestern."


Zögernd blickte ich immer wieder auf mein Handy und auf den Boden. Sollte ich ihm das so schicken?

Konnte ich mich überhaupt mit so einfachen Worten bei Taylor bedanken?

Die Entscheidung wurde mir von meiner Schwester Linn abgenommen, denn sie rannte die Treppe herunter und konnte erst stoppen, nachdem sie mich fast umgestoßen hatte. Obwohl sie 2 Jahre älter war als ich, benahm sie sich selten so, wenn wir zuhause waren. Wir hielten uns aneinander fest und konnten nur knapp vermeiden, dass wir die restlichen Stufen hinunterflogen.

Allerdings hatte ich während der Aktion auf Senden getippt.

„Wieso stehst du denn wie eingefroren auf der Treppe? Keinen Hunger?"

Ich zog sie etwas beiseite und erzählte ihr schnell von gestern, ohne einmal Luft zu holen. Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Mit jedem Satz wurden ihre Augen ein Stück größer, bis sie am Ende wie ein kleines Kind quietschte und aufgeregt auf der Stelle hüpfte.

„Uuuuund ist er süß? Erzähl mir ALLES!" drängelte sie

„Linn! Er hat mich ... nur gerettet." zischte ich, aber ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht.

Sie wackelte nur mit ihren Augenbrauen und stürmte dann zum Essen. Ich folgte ihr, nachdem ich einen kurzen Blick auf mein Handy geworfen hatte.

Nein, daraus würde nichts werden. Absolut nichts.



Hallo zurück :)

Ich wollte mich erstmal bei denjenigen bedanken, die sich die Geschichte bis jetzt durchgelesen haben, für sie gevotet und mir eine Kritik geschrieben haben <3

Diesmal habe ich auch einige Zeitsprünge eingebaut, damit die Handlung nicht so schleppend vorangeht.

Das nächste Kapitel wird voraussichtlich erst in 14+ Tagen erscheinen,da ich im Urlaub sein werde.

Weiterhin freue ich mich über Vorschläge, Kritik, Votes usw <3


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