12 Explosion

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In mir explodierte etwas. Tausende kleine Splitter bohrten sich in jede meiner Zellen, brachten mein Herz wieder zum schlagen und meinen Mund zum Lächeln.

Seine Lippen waren weich und so unglaublich süß, dass ich Angst vor einem Zuckerschock gehabt hätte, wenn mein Gehirn gearbeitet hätte. So stand ich einfach vor ihm, mit geschlossenen Augen und küsste ihn zurück, als würde mein Leben davon abhängen.

Nach einigen Minuten, die sich wie Stunden, Tage angefühlten nahm Taylor seine Hände viel zu langsam von meiner Taille und zog mich noch enger an ihn. Kaum ein Blatt passte noch zwischen unsere Körper, aber ich wollte immer noch näher zu ihm. Jetzt war mein Kopf genau unter seinem, sodass er mein Gesicht in seine Hände nahm und den Kuss auflöste.

Seine Augen waren dunkel und funkelten schöner als jeder Sternenhimmel, den ich je gesehen hatte. Mit leicht geöffneten Lippen schaute ich ihn an, wie ein verlorener Hund und konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Noch immer klopfte mein Herz wie nach einem Sprint und meine Haut war wie elektrisiert, wo er sie berührt hatte.

Dann ließ er mein Gesicht los und schob seine Hände verlegen in die Hosentaschen. Auch ich schlug meine Augen nieder, aber aus dem Augenwinkel beobachtete ich ihn natürlich und hoffte auf ein winzig kleines Zeichen, das mir zeigte, dass er genauso empfunden hatte wie ich. Ein Feuerwerk.

"Du riechst gut" murmelte er in meine Richtung und der kleine Funken Hoffnung erlosch.

Das konnte doch nicht sein Ernst sein.

"Mehr hast du nicht zu sagen? Vielleicht Antworten auf meine Fragen? Oder wenigstens eine einzige Antwort: Warum hast du das gemacht?" zischte ich ihn an

"Ich weiß nicht."

"Was?"

"Ich weiß nicht, warum ich dich geküsst habe. Du bist die zickigste Person, die ich kenne und noch dazu verwöhnt bis über alle Ohren. Aber am Schlimmsten ist, dass du es nicht einmal versteckst. Du kannst nicht einfach in einem Leben auftauchen, alles durcheinander bringen und dann noch sauer sein."

Das war mehr, als ich je von ihm gehört hatte, nur leider gefiel mir nicht was er da sagte.

"Was soll das heißen? Ich habe dir NICHTS getan! Wenn überhaupt bist du ein Arschloch. Du kannst nicht einfach jemanden küssen und dann nicht wissen, warum."

Während ich auf eine gute Antwort wartete, blickte er mich nur stumm an.

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Wie konnte man einem Mädchen klar machen, warum man es geküsst hatte, wenn man selbst keine Ahnung hatte?

Sie war wunderschön mit ihrem leicht geröteten Wangen, die Lippen leicht geöffnet und mit diesem starken Blick, unter dem er fast niedersank.

"Es war... einfach so."

Schon an wegen Reaktion, während ihm dieser Satz herausrutschte, wusste er, dass er etwas falsches gesagt hatte. Etwas sehr falsches, denn in ihren Augen glitzerte auf einmal nicht mehr die Leidenschaft sondern Tränen.

"Hey, ich meinte damit, es ist doch nichts besonderes, oder? Vergessen wir das."

Jetzt klappte ihr Mund wieder zu und sie atmete schwer ein und aus. Dann drehte sie sich mit einem Schluchzen um und verschwand in der Menge, die sich um die Tanzfläche versammelt hatte um sich anzusehen, wer sich dort anschrie.

Vergeblich sah er über die vielen Köpfe hinweg, aber nirgends konnte er Kate entdecken und bevor er ihr nachlaufen konnte, wurde er von Bella aufgehalten. Dafür, dass sie aussah wie lebloses, angemaltes Plastik war sie überraschend stark und sie zog ihn von der Mitte des Raumes in eine Ecke, um ihn auszufragen, ob Kate ihn angemacht hatte und wie er sie abserviert hatte.

"Die Aktion kommt ins Jahrbuch!" rief sie voller Vorfreude, ohne dass er auf eine ihrer Fragen etwas erwidert hatte. Wenn das passierte, würde Kate nie wieder mit ihm reden.

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Die kleinen Splitter in meinem Körper wurden immer größer und rissen meine inneren Schutzwände auf, wie Papier. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten und damit ich nicht blind wegen den hohen Schuhen hinfiel, zog ich sie mir von den Füßen und wich gleichzeitig den zu neugierigen Menschen aus, die rücksichtslos im Weg herumstanden. Über den Fuß von einem Riesen stolperte ich schließlich doch, weil ich den Raum durch das viele bunte Licht, das sie in den Tränen spiegelte, nur noch verschwommen sehen konnte.

Als ich mich wieder aufrappelte und meine Knie abklopfte (Reiner Reflex, der Boden war spiegelglatt und man hätte von ihm Essen können), tat sich eine kleine Schneise auf und ich sah Taylor an eine Wand gelehnt. Neben ihm stand Bella. Sie lachte.

Größer konnte ich ja wohl nicht blamiert werden.

Den hübschesten Jungen der Schule zu küssen, als gebe es kein Morgen und dann von ihm weggestoßen zu werden, damit er sich mit Bella über mich lustig machen können. Zurecht.

Ich war so dämlich.

Es war, als würde das hässliche Entlein den großen Schwan anschmachten.

Wie in Trance hob ich die Schuhe auf, die mir runtergefallen waren, und schob mich durch die Menschen in Richtung Haustür. Erst als ich wieder draußen war, ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf und ich kam mir vor, wie das letzte Häufchen Elend auf der Welt, das im Vorgarten einer Villa saß und sich die Augen aus dem Kopf heulte.

Mit schweren Schritten schlürfte ich die Straßen entlang, bis ich endlich unser Haus erreichte. Noch nie war ich so froh gewesen, die weißen Mauern zu sehen.


300 (!) Leser :O Ich fass es nicht! Ihr seid einfach die Besten <3

Ein großes Dankeschön an alle, die von Anfang an mitlesen.

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