1 Der Pub

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Mit einem Knall schlug die gläserne Haustür hinter mir zu, sodass ich die hysterischen Stimmen im Inneren unserer Villa nicht mehr hören musste. Schon seit Stunden wurden meine Ohren überbelastet - nicht durch laute Musik, wie es sich in meinem Alter gehört - nein. Mit dem Gekreisch aller weiblichen Familienangehörigen über 40, die wie aufgescheuchte Hühner um mich herum rannten und mich demütigten. Endlich konnte ich befreit atmen. Ein kurzer Blick über meine Schulter sagte mir, dass ich noch nicht verfolgt wurde - weder von dem Butler, noch von meiner aufgelösten Mutter, die es nicht akzeptierte, dass ich mit fast 18 ein eigenes Leben hatte. Ja, viele Mädchen hätten sich so ein Zuhause gewünscht, doch mir bereitete es (fast) nur noch Probleme. Abgesehen von einigen Annehmlichkeiten, wie Mr.Gaardt, dem Butler, der mir schon in wirklich jeder Situation geholfen hatte, bewahrheitete sich durch die makellose Fassade unserer Familie nur ein Sprichwort: Der Schein trügt.

Schnell lief ich um die Ecke und setzte meinen Weg in Richtung Innenstadt fort. Ein genaues Ziel hatte ich noch nicht und, wie ich leider feststellen musste, hatte ich in der Hektik vergessen mir einen Hoodie mitzunehmen.  In dem Moment, in dem sich für einen kurzen Augenblick die gesamte Aufmerksamkeit an meine Schwester richtete, die gerade nachhause gekommen war und ungeschickt ihr Piercing zu verbergen versucht hatte, hatte ich unbemerkt die Villa verlassen können. Wie sie sich das vorgestellt hatte, war mir ein Rätsel. Obwohl sie 2 Jahre älter war, stellte sie sich im Umgang mit der Familie sehr unbeholfen an. Vielleicht war das aber auch ihre Taktik, um im täglichen Gefecht nicht unterzugehen: Provokation.

Unglücklicherweise war es nicht der wärmste Tag des Spätsommers und bald würde es dunkel werden. In meinem relativ knappen Klamotten würde ich schnell frieren. Aber an Umkehren war nicht zu denken, also beschloss ich in einen Pub in der Altstadt zu gehen und mich dort aufzuwärmen. Normalerweise waren Pubs nicht meine gewohnte Umgebung, aber nur so konnte ich sicher sein, dass die Familie mich nicht fand. Meine Tante würde wohl eher in Ohnmacht fallen, als freiwillig in einen hineinzugehen.

Der Pub befand sich an einer der turbulentesten Straßen Dublins, sodass er mit seinen kleinen hölzernen Türen fast unsichtbar war. Innen spielte leise eine Jazzband, die Atmosphäre war wie in einem gemütlichen Wohnzimmer, nur viel größer. An der Bar stand ein gut aussehender Südländer, der jedoch jeder Frau im Umkreis von 50 Metern schöne Augen machte. Ich versuchte mich unauffällig hinzusetzen, damit er mich nicht bemerkte, als er auch schon auf mich zukam und mich einmal von oben bis unten abcheckte. Okay, zugegeben,ich war auch etwas auffällig für den Laden gekleidet, mit meiner zerissenen Jeans und einem schulterfreien Shirt. Trotzdem war das kein Grund so zu gaffen. Das machte ich ihm hoffentlich auch klar.

„Hast du alles gefunden oder suchst du noch was.... an MEINEM Körper?" fragte ich ihn mit einem frechen Funkeln in den Augen.

„Naja, vielleicht kannst du dich ja umdrehen..." bekam ich auch sofort eine Antwort, die mich sogar etwas zum Lachen brachte. „Sonst noch was?"

Hastig setzte ich mich, so dass er nur noch meinen Oberkörper sah und der Rest von der Theke bedeckt war hinter der er stand. Wie auf ein Zeichen wurde er von einem etwas älterem Paar beschäftigt. So hatte ich nun auch die Chance ihn genauer zu betrachten und - Wow.

Mir fiel auf, dass er viel jünger war, als ich ihn zu Beginn eingeschätzt hatte, vielleicht 18. Durch sein weißes Shirt konnte man einen muskulösen Oberkörper sehen, der Rest war von einer Schürze bedeckt. Im Kontrast dazu sah seine Haut sehr gebräunt aus. Am meisten faszinierten mich jedoch seine ausdrucksstarken, dunklen Augen, die immer wieder zu mir blinzelten und seine vollen Lippen,die zu einem neckischen Lächeln geformt waren.

Oh nein. Jetzt war ich diejenige, die gaffte.

Ich bemerkte, wie auch mir ein Lächeln über die Lippen huschte, aber ich senkte meinen Blick. Ein fataler Fehler. So konnte er sich vor mir aufbauen, ohne dass ich es bemerkte, und mir einen Zettel in die Hand schieben.

„Ich weiß doch, was du brauchst, ähm...." 

Plötzlich erschien er mir schüchtern. Verlegen strich er sich die Haare am Hinterkopf glatt, die er soeben verwuschelt hatte. Seine andere Hand lag noch in meiner und sie fühlte sich unglaublich gut darin an.

Ein „Was?!" entfuhr mir etwas lauter als geplant. Was sollte das?

„Okay. Also ruf an," flüsterte er mir ins Ohr und zwinkerte mir dabei zu, als ob er mich überhaupt nicht gehört hatte. Hastig nahm er seine Hand aus meiner und kurz bevor er sich umdrehte errötete er leicht. 

„Ich hab jetzt Feierabend und leider schon was vor. Aber vielleicht sieht man sich ja."



Soo das ist der erste Teil meines ersten Buchs, also bitte seid nicht so streng mit mir. Ich würde mich trotzdem sehr über Kritik,Vorschläge oder einfach eine Rückmeldung freuen. (Zum Beispiel zum Schreibstil, Rechtschreibung/Grammatik, der Länge, usw)




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