Schlammblut!

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Nach dem Festmahl bekamen wir unsere Stundenpläne ausgeteilt und erfreut stellte ich fest, dass ich direkt am nächsten Tag Zaubertränke mit den Hufflepuffs hatte.
Ich mochte das Fach recht gerne und es gehörte definitiv zu denen, die ich sogar ganz gut konnte.
Ebenfalls war ich froh, nicht in einem Kurs mit den Gryffindors zu sein, da mir die ewigen Rivalitäten zwischen unseren Häusern ziemlich auf die Nerven gingen. Hufflepuffs waren sehr umgängliche Menschen und konnten auch den ein oder anderen dummen Spruch gut ignorieren, bei dem ein Gryffindor schon lange den ersten Streit begonnen hätte.
Natürlich ist das sehr verallgemeinernd, aber nach so vielen Jahren in Hogwarts konnte ich einfach nur bestätigen, dass die Realität tatsächlich so klischeehaft war.

Schnell machte ich mich auf den Weg zu unseren Räumen in die Kerker. Ich wollte dem großen Ansturm entgehen, wenn die Mehrheit der Schüler aus der Halle strömt und man droht in Menschenmassen zu versinken.
Als die ersten gerade dabei waren langsam aufzustehen, war ich schon lange durch die Tür und konnte mich problemlos auf den Weg machen, ohne mich zu ärgern, dass mir jemand auf den Umhang tritt oder im Weg steht.
Effektiv ist es auch, vor allem jüngere Schüler einzeln böse anzustarren. Einer der wenigen Vorteile, wenn man ein Slytherin war. So wird man relativ schnell durchgelassen.

Grinsend musste ich feststellen, dass ich nicht die einzige war, die diese Taktik der Vermeidung des Zusammentreffens mit Menschenmassen fuhr.
Severus Snape huschte nur wenige Sekunden nach mir durch die Tür, unauffällig wie gewohnt, mit schnellen Schritten in Richtung der Kerker.
Er würdigte mich keines Blickes, obwohl er von nun an mein Hauslehrer war.

In meinem Schlafraum angekommen setzte ich mich erst einmal auf das mir zugeteilte Bett.
Ich war die Erste und fühlte mich tatsächlich ein bisschen unwohl. Ich kannte die Mädchen, mit denen ich mir bis zum Ende des Jahres ein Zimmer teilen sollte nur vom sehen.
Warum kam nur immer ich in solche Situationen?, fragte ich mich innerlich seufzend.

Nach und nach kamen auch die anderen eingetrudelt. Neben einer einsilbigen Begrüßung und einem gezwungenen Lächeln fand keine Konversation statt.
Zumindest, bis ein blondes Mädchen den Raum betrat, das kurz stehen blieb, mich mit ihren eisig blauen Augen ansah und mit arrogantem Unterton sagte: "Du bist das Schlammblut, hm?"
"Korrekt!", antwortete ich ihr nur und begann meine Schlafsachen aus meinem Koffer zu ziehen, der wie immer am Ende des Bettes bereit stand.
Sie sprach weiter mit einer anderen unserer Zimmerkameradinnen. Ich verstand nur Stichworte: "Lächerlich... Eine Schande für Slytherin..."
Mehr als ein müdes Lächeln hatte ich nicht dafür übrig.
"Serena, lass gut sein!", hörte ich eine genervte Stimme vom anderen Ende des Raumes.
"Mary, das musst du gerade sagen, du liebst die auch nicht gerade!", konterte die Angesprochene. Mit 'die' waren natürlich Leute wie ich, Muggelgeborene, gemeint.
Mary - die eigentlich Marietta hieß, wie ich später erfuhr - blieb trotzdem bei ihrer Meinung: "Klar, aber sie ist auch eine Slytherin, das wird seine Gründe haben und zählt für mich erstmal mehr. Ich hab keine Lust auf so einen Kram, zumindest nicht in meinem Zimmer..."
Und damit war die Debatte fürs Erste beendet.
"Schlaf gut!", fügte Mary noch mit einem Lächeln an mich gewandt hinzu. "Danke, du auch", antwortete ich ihr. Ich hatte mir, um ehrlich zu sein, schlimmeres vorgestellt.
Serena schien die einzige zu sein, die mir anscheinend nicht gerade wohl gesonnen gegenüber stand. Die anderen wollten einfach nur ihre Ruhe. Genau wie ich. Also war das ein guter Kompromiss.

Kurz wurden noch ein paar Worte gewechselt, doch konnte ich die Stimmen der Mädchen noch nicht auseinanderhalten:
"Ich find's schade, dass Professor Slughorn nicht mehr unterrichtet - "
"Übermäßig traurig bin ich jetzt nicht!"
" - der hatte zwar immer seine Lieblinge - und ich hab ganz sicher nicht dazugehört - aber sein Unterricht und die Benotung waren immer fair... Und dieser Snape? Ich weiß ja nicht!"
"Wirkt so, als hätte Dumbledore so schnell keinen besseren gefunden..."
"Stimmt einfach!"
"Gut, werden wir morgen sehen... Aber sich in so einem wichtigen Jahr nochmal auf einen neuen Lehrer einstellen? Ich weiß ja nicht..."
"Seh ich genauso..."

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