Die folgenden Wochen waren stressiger, als ich es mir hätte vorstellen können. Die Schule war anspruchsvoll und gleichzeitig half ich Professor Snape.
Je mehr Zeit ich darauf verwendete, umso irrsinniger schien mir sein Plan, einen Weg zu finden, den Todesfluch zu überleben.
Um Halloween hatten wir einige Tage frei. Ich wollte die Zeit genießen. Ich wollte endlich ausschlafen und meinen Tag vertrödeln. Tee trinken und den neuesten Klatsch und Tratsch austauschen. Doch meine Vorhaben scheiterten.
Das wurde mir bewusst, als ich eine Nachricht erhielt, dass ich am Abend von Halloween in das Büro des Zaubertrankmeisters kommen solle.Ich hatte es gerade geschafft, alle anstehenden Arbeiten zu erledigen, um danach sorgenfrei zu faulenzen.
Und ehe ich mich versah, saß ich auch schon in besagtem Büro des besagten Meisters der Zaubertränke.
"Hätte ich gewusst, dass Sie mich fast täglich beanspruchen, hätte ich dem ganzen hier nicht zugestimmt", sagte ich gähnend, während er mir den Rücken zugekehrte in seinen Regalen kramte.
Anscheinend hatte er gefunden was er suchte, denn er drehte sich grinsend zu mir um und sagte nur: "Gut, dass Sie meine Anweisung befolgt haben."
Ich verdrehte leicht die Augen. In seiner Nachricht hatte er explizit betont, ich solle doch lieber meine Schuluniform im Schrank lassen. Daran hatte ich mich gehalten. Ich war ähnlich farbenfroh gekleidet wie er. Schwarze Hose, schwarze Bluse, schwarzer Umhang.
Ich wusste nicht ganz warum, er lieferte mir allerdings gleich eine mit ironischem Unterton vorgebrachte Erklärung: "Wir brechen sofort auf, heute machen wir einen kleinen Ausflug."
Schon bei dieser Ankündigung war ich skeptisch gewesen.
"Und die Schulleitung ist sicherlich erfreut, dass Sie mich einfach so mit vom Schulgelände nehmen?", fragte ich sarkastisch. Ebenso sarkastisch fiel seine Antwort aus: "Oh ja, sie sind äußerst entzückt!"
Danach entschied ich, lieber nichts mehr zu sagen und abzuwarten, was er vor hatte.
Ich hatte nicht gefragt. Vermutlich hätte ich sowieso keine ordentliche Antwort bekommen.Wir hatten uns auf den Weg ins Dorf gemacht. So war zumindest mein Eindruck, bis er plötzlich stehen blieb.
Er reichte mir seine Hand. Ich sah ihn verwirrt an.
"Wir apparieren", sagte er ungeduldig.
"Alles klar", sagte ich nur. Deswegen auch die vorangegangene Wanderung. Auf dem Gelände von Hogwarts war apparieren eine nicht gerade gute Idee.
"Wo soll's denn hingehen?", fragte ich ihn.
Er verdrehte nur die Augen und machte eine ausladende Geste mit seiner Hand.
Er war stur. Dass ich durchaus alleine in der Lage war zu apparieren, schien ihn nicht zu interessieren.
Also fügte ich mich seiner Anweisung und ergriff leise seufzend seine Hand.Alleine zu apparieren war kein Problem. Doch zu zweit? Zumindest für mich eine Katastrophe. Ich hatte die Kontrolle abgegeben. Mir wurde plötzlich der Boden unter den Füßen weggerissen, alles drehte sich.
So plötzlich wie es begonnen hatte, endete es auch wieder.
Da ich selbst - als quasi Mitreisende - nicht hatte beurteilen können, wann es denn vorbei sein würde, kam es ziemlich überraschend.
Unsanft kam ich auf, was dazu führte, dass mein Bein wegknickte und ich gegen den Professor torkelte.
Fast hätte ich komplett mein Gleichgewicht verloren, doch ein Arm um meine Hüfte hielt mich im Stand und verhinderte, dass ich einfach umfiel.
Dass er das schaffte und nicht selbst stürzte, überraschte mich. Ich hatte ihn nicht für so kräftig gehalten.
Einen Moment blieben wir noch so stehen, ich an ihn gedrückt.
"Wieder standfest?", fragte er mich hämisch grinsend.
"Geh ich von aus", antwortete ich und wand mich aus seinem Griff.
Erst da konnte ich mich wirklich umschauen und versuchen, meine Umgebung einzuordnen.
Es war dunkel - Warum musste er immer alles Abends machen? Ich konnte nur wenig erkennen.
Ich befand mich in einer nur spärlich beleuchteten Straße, alles um mich herum war schäbig und ranzig.
Die Gebäude wirkten alt und heruntergekommen, in den wenigsten brannte Licht.
Auf einem Schild konnte ich in abblätternden Lettern 'Nokturngasse' lesen.
Ich sah ihn wütend an und flüsterte heißer: "Die Nokturngasse, ist das Ihr Ernst?"
"Ja", sagte er nur amüsiert.
Ich schnaubte: "Hier ist's ja sowieso schon so kuschelig, da kann man ruhig im Dunkeln herkommen, Nachts sind die hier besonders nett!"
Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir vollkommen allein gewesen. Doch plötzlich hörte ich ein knacken und rascheln hinter mir. Eine dunkle, müffelnde Gestalt huschte an uns vorbei.
Vor Schreck sprang ich einen Schritt zurück und griff nach dem Arm des Professors. Ich musste sehr fest zugepackt haben, meine Nägel bohrten sich in seinen Arm, sodass er ein leises "Au!" von sich gab. Sofort ließ ich ihn los.
Ich sah ihn nur entschuldigend an.
"Schreckhaft?", fragte er süffisant.
Ich weigerte mich zu antworten, verschränkte die Arme und sah ihn erwartungsvoll an.
Schulterzuckend drehte er sich um und ging schnellen Schrittes voraus. Ich beeilte mich ihm zu folgen. Nachts alleine in der Nokturngasse zu bleiben, stand nicht gerade weit oben auf der Liste der Dinge, die ich unbedingt ein Mal in meinem Leben getan haben wollte.
Abrupt blieb er stehen. Fast wäre ich gegen ihn gelaufen.
Mit einer Handbewegung bedeutete er mir ihm erneut zu folgen. Was hatte er sonst gedacht? Dass ich einfach dort stehen blieb und wartete, bis er zurückkäme?
Ich ging ihm also nach in einen Laden, von dem ich angenommen hatte, dass er geschlossen war.
Auch hier brannte kein Licht. Ich konnte kaum etwas erkennen. Die Fensterscheiben waren so staubig, dass nur wenige Strahlen Mondlicht durch sie hindurchfielen.
"Warum können wir nicht einfach ein bisschen Licht machen?", fragte ich ihn flüsternd.
"Wir werden mit diesem Licht auskommen müssen", antwortete er mir ebenfalls leise. Das beantwortete zwar nicht meine Frage, aber ich akzeptierte es.
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Deep down inside me.
Fanfiction1980. Severus Snape beginnt auf Hogwarts zu unterrichten. Der Krieg in der Welt der Zauberer erlebt seinen Höhepunkt. Die Hauptfigur dieser Geschichte kehrt für ihr finales Jahr an die Schule für Hexerei und Zauberei zurück. Sie lebt in einer Zeit...