Das gesamte Zelt war dunkel, der Sturm riss kontinuierlich daran und ich hätte gewettet, dass der Wind stark genug war, das Ganze fragile Konstrukt auseinanderzunehmen.
Ich zitterte, doch brachte ich es nicht über mich, aufzustehen und mir einen Pullover aus meinem Rucksack zu holen.
Dunkle Schatten tanzten über die Zeltwände. Verzerrte Grimassen grinsten mich an, lachten mich aus, zischten mich mit den Stimmen des Sturmes an. Die Grimassen verwandelten sich in Krallen, die versuchten mich zu erreichen. Aus Krallen wurden Flügel, die wild flatternd um mich herumwirbelten. Aus Flügeln wurden feuerspeiende Mäuler. Flammen ergriffen mich. Ich schrie. Tränen stiegen in meine Augen, liefen über meine Wangen und hinterließen brennende Spuren.
Meine Nägel krallten sich in meine Arme, ich bemerkte es nicht.
Ich schrie noch immer und zitterte am ganzen Körper.
Plötzlich spürte ich ein Paar Hände durch die Flammen greifen und mich grob schütteln.
Eine Stimme versuchte zu mir durchzudringen, doch ich verstand ihre Worte nicht.
Die Hände zogen an mir, setzten mich auf. Ich verstand die Worte noch immer nicht, doch drang ihr beruhigender Klang schließlich zu mir durch und sorgte dafür, dass meine Schreie leiser wurden, schließlich erstarben. Ich schnappte nach Luft, doch meine Tränen drohten mich zu ersticken. Die Panik ergriff mich wieder.
Eine der Hände strich mir ruhig über den Rücken. Die andere hatte mich im festen Griff, um meinem Zittern entgegenzuwirken.Langsam wurde meine Atmung flacher, ich wurde ruhiger.
Noch immer flossen stille Tränen über meine Wangen.
Ich hob meinen Kopf und sah in das blasse und etwas besorgte Gesicht Severus'.
"Was ist passiert?", fragte er mich leise und mit sanfter Stimme.
Ich war erschöpft und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust.
"Manchmal kommt alles zurück", hauchte ich mehr als das ich es sagte. Doch er schien mich zu verstehen.
Für einige Zeit bewegten wir uns nicht. Ich blieb in der Position, versuchte mich komplett zu beruhigen."Was kommt zurück?", fragte er mich vorsichtig.
Ich rappelte mich auf und setzte mich an das Ende meines Bettes, den Rücken gegen das Holzstück gelehnt.
Mein Blick ruhte so lange auf ihm, bis er sich neben mich setzte.
Ich schloss meine Augen.
Offensichtlich hatte er seinen Kopf zu mir gedreht, denn ich spürte leicht seinen warmen Atem über mein Gesicht streichen.
Ich öffnete meine Augen wieder und blickte direkt in seine schwarzen.
"Der Moment, als ich in diesem Drachenreservat von hinten gestoßen wurde, die Felsen herunterstürzte, mich ein dutzend Paar grüner und gelber und oranger Augen anstarrten, mich die Angst lähmte und plötzlich alles nur noch voller Flammen und Schmerz war", sagte ich mit erstickter Stimme.
"Du hast es in meiner ersten Stunde erwähnt...", sagte er nachdenklich.
Ich antwortete nicht.
"... Ich habe dich dazu gezwungen, es zu sagen", fügte er bitter hinzu und hörte sich unangenehm berührt an.
Ich schwieg weiterhin, während ich meine Decke zu mir zog und mich darin einwickelte."Ich wollte so gerne sterben, ich hatte mir nur gewünscht, dass endlich dieser Schmerz aufhört", sagte ich zu ihm.
Severus rückte näher an mich heran und zog ein Stück meiner Decke zu sich. Seine Hand berührte kurz meine und ich spürte, wie eisig sie war. Um zu verhindern, dass er erfror, teilte ich meine Decke bereitwillig mit ihm.
"Zum Glück kam es anders...", murmelte er.
Seine Antwort überraschte mich: "Wie meinst du das?"
Er sagte wieder einmal nichts und blieb mir die Antwort noch einige Zeit schuldig.Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und gähnte.
Er war warm und seine Gegenwart beruhigte mich.
Langsam fielen meine Augen zu und ich glitt in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.So ruhig ich auch eingeschlafen war, so abrupt wachte ich wieder auf.
Ich brauchte einen Moment um mich zu orientieren, doch dann fiel mir wieder ein, was letzte Nacht geschehen war.
Severus war aufgestanden und musste mich dadurch geweckt haben.
"Morgen", murmelte ich.
"Hab ich dich geweckt? Tut mir leid... Ich wollte nur nicht mehr gehen, nachdem du eingeschlafen warst. Ich habe befürchtet, dass du wieder schreist...", sagte er etwas verlegen.
Ich wusste nicht, wie ich die Situation bewerten sollte.
Ich rappelte mich langsam auf.
Es war bereits früher Morgen und ich entschied, nicht weiterzuschlafen.
Ich war anscheinend zu schnell vom Bett aufgestanden, sodass mir kurz schwarz vor Augen wurde. Außerdem begann ich zu zittern. Es war noch recht frisch. Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus."D-Danke d-dass du bei m-mir geblieben bist", versuchte ich zu sagen, doch ich stotterte wegen der Kälte.
Er betrachtete mich kurz nachdenklich, schlüpfte dann aus seinem Umhang und legte ihn mir über Schultern.
Er war angenehm warm. Die Wärme breitete sich langsam auf meinem ganzen Körper aus.
Er trug jetzt nur noch ein T-Shirt und ich machte mir ein wenig Sorgen, dass es ihm nun zu kalt sein könnte.
Er stand noch immer dicht vor mir. Er streckte die Arme aus und ich erwartete, dass er seinen Umhang wieder zurückhaben wollte, da es wirklich zu kalt war.
Stattdessen zog er mich in eine feste Umarmung.
So standen wir einfach nur da, er drückte mich an sich und ich fühlte mich seltsam geborgen.
Er lockerte seine Umarmung ein wenig und ich sah ihn an.
Unsere Gesichter trennten nur wenige Zentimeter, unsere Nasen berührten sich fast.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich wusste nicht, warum.
Seine Hand lag nun an meiner Hüfte und er zog mich langsam noch näher zu sich...Mein Blick fiel zufällig auf seinen linken Unterarm. Ich verkrampfte mich sofort, mein Atem stockte. Ich stieß ihn von mir, schlüpfte schnell in meine Schuhe, schnappte mir meinen Zauberstab und rannte.
Ich verließ das Zelt und rannte durch die nasse Wiese, meine Füße waren sofort durchweicht.
"Warte!", hörte ich seine Stimme hinter mir.
"Bleib mir nur weg, Todesser!", schrie ich schrill zurück, ohne mich umzudrehen und rannte nur noch schneller.
Ich trug noch immer seinen Umhang. Angeekelt ließ ich ihn einfach von meinen Schultern gleiten und auf dem Boden liegen.
Ich kannte mich hier nicht aus, wusste nicht, wo ich hinrannte, doch es war mir egal.
Das Bild des dunklen Mals auf seinem Arm blitzte immer wieder vor meinen Augen auf.
Ich war sowohl schockiert als auch enttäuscht.
Ich fühlte nur noch Verachtung für ihn.
Unter all das mischte sich eine beißende Angst. Würde er mich foltern - vielleicht sogar töten? Jetzt, da ich es wusste?
Ich war nur ein Schlammblut, in seiner Denkweise wertlos.
Hatte er mich nur mitgenommen, um seinen Trank an mir zu testen, weil es ihn nicht kümmern würde, wenn ich dabei starb? Als Schlammblut war ich sicherlich ein gutes Versuchskaninchen.
Stechende Tränen stiegen in meine Augen.
Ich hätte das nicht erwartet.
Natürlich war er oft kalt, gefühllos, er wurde schnell abweisend... Doch hatte ich nicht selbst auch eine andere Seite von ihm kennengelernt?Tief in meine Gedanken versunken hatte ich immer weniger darauf geachtet, wohin ich lief.
Mein Fuß blieb in einer Wurzel hängen, die aus dem Boden ragte. Ich hörte ein unangenehmes Knacken und schlug hart auf.
Ein erstickter Schmerzensschrei entwich mir. Ich versuchte nicht zu laut zu sein, vermutlich suchte er mich noch immer und ich wollte meine Position nicht verraten.
Es fühlte sich an, als würden tausende rostige Nadeln in meinen Fuß gebohrt.
Mein ganzer Körper krümmte sich vor Schmerz zusammen, der durch jede Bewegung nur verdoppelt wurde.
Trotzdem schaffte ich es irgendwie, hinter den Baum zu kriechen, dessen Wurzel ich das alles zu verdanken hatte.
Ich überlegte, wie ich weiter fortfahren sollte.
Durch den Schmerz war ich benebelt und nicht in der Lage ordentlich zu denken. Es schien aussichtslos. Laufen war keine Alternative, auch zum Apparieren war ich zu schwach...Plötzlich hörte ich eine Stimme, die laut meinen Namen rief.
Ich zuckte zusammen. Vor wenigen Stunden hatte die gleiche Stimme mich noch beruhigt, ich hatte mich wohl bei ihr gefühlt. Nun löste sie Panik in mir aus.
"Bitte, lass mich erklären...", drang es leise zu mir. Er musste noch ein ganzes Stück von mir entfernt sein.
Ich betete, dass er mich nicht finden würde.
Ich drückte mich fester gegen den Baum, schluchzte still.
Seine Stimme kam immer näher. Ich wurde noch panischer.
Näher. Und näher.
Hektisch griff ich nach meinem Zauberstab, den ich achtlos neben mich geworfen hatte.
Ein erneuter Ruf von ihm war näher als mir lieb war. Er konnte nur wenige Meter von mir entfernt sein.
Ich hielt meinen Zauberstab fester, mein Arm zitterte vor Anspannung.Er trat aus dem Gebüsch direkt vor mich.
Mein Atem wurde schneller.
"Verschwinde!", presste ich durch meine aufeinander gebissenen Zähne. Der Schmerz, der sich langsam ausgebreitet hatte, machte es nahezu unmöglich zu sprechen.
"Bitte...", flüsterte er leise und sah auf mich hinab.
Ich richtete meinen Zauberstab zitternd auf ihn.
Auch er zog seinen langsam aus der Tasche.
Die Angst lähmte mich. Ich wollte mich wehren, reagieren, doch ich konnte nicht.
Er sprach keinen Zauber, sondern warf mir den Stab sachte in den Schoß.
Ich war verwirrt. War es ein Trick, was hatte er vor?
Ich senkte meinen Zauberstab nicht.
Er sank vor mir auf die Knie und hob seine Hände: "Ich bin unbewaffnet, hör mir wenigstens zu!"
Es hatte sich ein seltsamer Schatten über sein Gesicht gelegt, seine schwarzen Augen wirkten ermattet.
Ich wollte aufstehen, weiter davonrennen. Doch mein Fuß vereitelte meinen Plan. Ein stechender Schmerz fuhr durch mein ganzes Bein. Ich stöhnte und fiel zurück in den Dreck.
Er wollte mich halten, doch zischte ich ihn wimmernd und mit Verachtung in der Stimme an: "Fass mich nicht an!"
Er erstarrte in seiner Bewegung und sah mich ausdruckslos an. Langsam stand er wieder auf und wich einige Schritte zurück. "Geh!", schrie ich.
Zu meiner Überraschung folgte er meiner Anweisung.
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Deep down inside me.
Fanfiction1980. Severus Snape beginnt auf Hogwarts zu unterrichten. Der Krieg in der Welt der Zauberer erlebt seinen Höhepunkt. Die Hauptfigur dieser Geschichte kehrt für ihr finales Jahr an die Schule für Hexerei und Zauberei zurück. Sie lebt in einer Zeit...