Nach der Auseinandersetzung mit Mary hatte ich absolut keine Lust, in die große Halle zu gehen und mir womöglich noch mehr von ihrem Schwachsinn anzuhören.
Nach dem Frühstück hatte ich zu Professor Snape gehen wollen, um mir endlich meinen Zauberstab abzuholen.
Diesen Plan zog ich einfach vor.
Es war schon recht spät, weswegen ich mir sicher war, dass er bereits gefrühstückt haben musste. Zwar war ich ebenfalls hungrig, aber ich würde es definitiv bis zum Mittagessen überleben.Meine Vermutung bestätigte sich, denn als ich an seine Tür klopfte, konnte ich ein genervtes "Herein" hören.
Als ich sein Büro betrat, blickte er noch immer genervt auf.
Anscheinend war er gerade dabei, ein paar Aufsätze zu benoten.
Doch plötzlich veränderte sich seine Mimik, er sah geradezu erleichtert aus: "Ach, Sie sind's!"
"Wen haben Sie denn erwartet?", fragte ich ihn und versuchte zu grinsen, doch es gelang mir nur eine verzerrte Grimasse. Meine Stimmung war immer noch am Tiefpunkt.
Er antwortete mir mit einem leicht wütenden Unterton: "Ständig wollen irgendwelche Schüler irgendwas von mir, ständig wird irgendjemand wegen irgendeinem Kinderkram verpetzt - dieser ganze Hauslehrer-Job ist einfach nichts für mich."
"Nun Professor, ich möchte Sie auch nicht unnötig stören, ich wollte mir nur meinen Zauberstab abholen, den Sie mir abgenommen und nicht zurückgegeben haben", sagte ich erschöpft und verschränkte die Arme.
Er widmete sich wieder seiner Arbeit und erklärte abwesend: "Steckt in dem Umhang, den ich gestern anhatte. Liegt auf dem Sessel im Schlafzimmer. Sie wissen, wo es lang geht." Ich zuckte nur gleichgültig die Achseln und machte mich auf den Weg.Sein Bett war ungemacht, einige Kleidungsstücke lagen auf dem Boden. Vermutlich hatte er noch keine Zeit zum aufräumen gehabt.
Ich ging zu dem Sessel und griff in die Tasche seines Umhangs. Überraschenderweise zog ich nicht nur meinen Zauberstab daraus hervor, sondern auch ein Stück zusammengefaltetes Pergament, auf dem in hübscher, geschwungener Schrift 'Sev' stand.
Die Schrift war unverkennbar weiblich. Ich war hin und hergerissen zwischen Neugierde und Moral.
Schlussendlich steckte ich den Zettel seufzend und ungelesen an seinen ursprünglichen Platz in die Umhangtasche und ging schnell zurück in sein Büro, bevor ich es mir anders überlegen konnte.Ich wollte wieder gehen, doch er hielt mich zurück: "Haben Sie noch eine Minute?"
"Ich hab den ganzen Tag nichts vor, da dürfte eine Minute entbehrlich sein", sagte ich zynisch und setzte mich auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch.
Er betrachtete mich kurz mit erhobener Braue, dann: "Wir sind mit unserer Arbeit weit fortgeschritten - das wissen Sie genauso gut wie ich. Doch es gibt noch einiges, was wir erledigen müssen. Sie wollten mich zum 'Institut für angewandte Magie' begleiten, um weitere Quellen und Vervollständigungen des Werkes zu suchen, das Sie mir übersetzt hatten. Außerdem müssen wir unsere jetzigen Erarbeitungen umsetzen und testen, um zu schauen, wie und wo wir weiterarbeiten können."
Ich war höchstgradig skeptisch: "Professor, dafür werden wir Tage brauchen, ich werde diese Zeit nicht aufbringen können."
Er legte seinen Kopf leicht schief und sagte überlegen, als hätte nur er diesen grandiosen Einfall gehabt: "Wozu haben wir die Weihnachtsferien?"
Ich reagierte entrüstet: "Oh nein, nein, ich werde nicht für Ihren Schwachsinn meine Ferien opfern! Das können Sie vergessen! Ich will meine Freunde und vor allem meine Familie wiedersehen!"
Er schien nicht begeistert: "Nun, wir benötigen diese Zeit aber, unser Projekt-", ich schnitt ihm das Wort ab: "UNSER Projekt? Das war Ihre Idee, Sie wollen das unbedingt."
Seine Antwort war kalt: "Und Sie haben zugestimmt mir zu helfen."
"Kommen Sie, das können Sie wohl mal alleine machen!"
"Tatsächlich... nicht", es fiel ihm sichtbar schwer dies zuzugeben. "Ich weiß weder, wo das Institut ist, noch spreche ich Deutsch... Außerdem, kann eine helfende Hand auch bei unseren weiteren Vorhaben... nützlich sein."
Seine Worte besänftigten mich ein wenig, sodass ich nicht mehr so aufbrausend reagierte wie zuvor: "Professor, ich sehe wirklich keinen Vorteil für mich persönlich darin, meine Ferien so auf den Kopf zu hauen!"
"Nun denken Sie mal nach, wenn es so weit ist, wir unsere Ergebnisse veröffentlichen. Ein Buch: 'Überleben der dunkelsten Magie', darauf in Großbuchstaben Ihr Name!"
"Sie sind leicht größenwahnsinnig, nicht wahr?"
"Denken Sie an die ganzen Leben, die wir retten können. Die vom dunklen Lord gejagten und gesuchten, die keine Todesangst mehr erleiden müssen!"
Und schon hatte er den Punkt gefunden, an dem er mich überzeugen konnte. Er sah es an meinem Blick und wirkte äußerst selbstzufrieden.
"Ok", sagte ich widerstrebend. "Aber an Weihnachten gehe ich zu meiner Familie, da sehe ich keinen Kompromiss. Und wenn ich mir Freizeit nehmen möchte - dann nehm ich mir die!"
Er schien nicht begeistert, doch würde ich hart bleiben. Als könnte er das bereits ahnen, akzeptierte er meine Bedingungen zähneknirschend aber ohne Widerrede.
Daraufhin sagte er: "Gut, da das geklärt ist... Stellen Sie sich darauf ein, möglicherweise ein paar Tage im Zelt zu verbringen. Sie wissen, was für Zutaten wir für unsere Tränke benötigen - viele davon im richtigen Moment gezupt, geerntet und benutzt, sowas geht nur vor Ort, man muss diesen richtigen Moment einfach abwarten!"
Ich seufzte: Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?
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Deep down inside me.
Fanfiction1980. Severus Snape beginnt auf Hogwarts zu unterrichten. Der Krieg in der Welt der Zauberer erlebt seinen Höhepunkt. Die Hauptfigur dieser Geschichte kehrt für ihr finales Jahr an die Schule für Hexerei und Zauberei zurück. Sie lebt in einer Zeit...