Ich wartete vor der großen Halle auf Ariana, um mit ihr gemeinsam Hogsmeade einen Besuch abzustatten.
Eigentlich hatte ich vor gehabt alleine zu gehen, doch hatte sie mich überraschenderweise gefragt, ob sie mich nicht begleiten könne. Ihre Freunde hatten ihr abgesagt, da sie für irgendeinen Test lernen mussten - ich hatte vergessen welchen.
Ich war überrascht, doch hatte ich zugesagt.Nach kurzem Warten kam sie schließlich auf mich zu und wir machten uns auf den Weg.
"Warum trägst du eigentlich nicht deinen Slytherin-Schal?", fragte sie mich plötzlich mit einem Blick auf meinen einfach schwarzen.
"Ja...", antwortete ich ihr. "... den hier habe ich von meinen Eltern zu Weihnachten letztes Jahr bekommen, vermutlich hab ich ihn deshalb lieber."
Für einige Sekunden dachte sie nach und sagte dann nur: "Ich hätte vielleicht gedacht, dass du einfach nicht als Slytherin erkannt werden willst, aber so macht das Sinn..."
Sie kam zu dem Gedanken, da ich auch meinen Umhang nicht trug, sondern ebenfalls einen einfach schwarzen. Aber das hatte eher praktische Gründe. Dieser war um einiges wärmer.
Trotzdem steckte mehr Wahrheit in ihrer Annahme, als ich selbst erkennen konnte.Nachdem wir alle geplanten Besorgungen - neue Federkiele, Pergament, Zaubertrankzutaten... - hinter uns gebracht hatten, besuchten wir einen gemütlichen Buchladen, der geradezu zum stöbern einlud. Wir fanden einige skurrile Bücher, über die wir sehr lachen mussten, aber ebenso durchaus interessante Werke, in denen wir uns verloren.
Nach einiger Zeit warf ich einen Blick auf die Uhr im hinteren Bereich des Ladens: "Ach, verdammt!", flüsterte ich leise.
Ariana sah mich irritiert an.
"Snape", stöhnte ich und fügte "Frag nicht, erklär ich dir wann anders!" hinzu, als ich ihre Verwirrung sah.
Es war bereits kurz vor sechs, ich hatte die Zeit aus den Augen verloren.
Der Professor wird wenig begeistert sein, wenn ich auch noch zu spät komme, dachte ich mir.
Schnell verabschiedete ich mich von der nun vollkommen irritierten Ariana und machte mich schnell auf den Weg.Die Beschreibung Snapes war nicht sonderlich genau gewesen, ich kannte nicht einmal den Namen des Restaurants. Ich wusste nur, dass es in der gleichen Straße lag wie das Postamt.
Ich musste bereits mehrere Male an meinem eigentlichen Ziel vorbeigelaufen sein, da erblickte ich es zwischen zwei größeren prunkvollen Häusern. Zumindest war es in der Straße das einzige, das wie ein Restaurant aussah.Als ich den Laden betrat, kam sofort eine ältere Hexe lächelnd auf mich zu. Sie sah aus, wie man sich eine perfekt herzliche Großmutter vorstellte, als wäre sie direkt einem der Grimm'schen Märchen entsprungen.
"Willkommen! Wie kann ich dir helfen, Schatz?"' sagte sie und lächelte mich fragend an.
"Guten Abend... Ähm, ich...", ich versuchte über ihre Schulter zu schauen und erblickte den Professor an einem Tisch. "... bin verabredet, ich hab ihn auch schon gesehen!", endete ich meine Erklärung.
Sie kicherte und begleitete mich. "Aah, die Verabredung von Severus! Hach, vor ein paar Jahren kam er recht häufig her - vermutlich, weil hier kaum jemand ist - immer alleine! Bis auf das eine Mal...", wir hatten nun den Tisch erreicht. Ich setzte mich, sie sprach unbeirrt weiter: "... da hatte er seltsame Kerle bei sich - unhöflich und eigenartig düster - aber in Damenbegleitung hab ich ihn erst recht nicht gesehen - schön, dass es mal so weit ist!", sagte sie nun an den Professor gewandt. Dieser schien nicht erfreut, dass sie sich so für sein Privatleben interessierte. "Ja...", sagte er nur knapp.
"Was wollt ihr Hübschen denn trinken? Und essen?", fragte sie uns begeistert und zog einen kleinen Notizblock aus ihrem Umhang.
"Nur etwas trinken - Wasser, bitte, Madame Higgins", antwortete er.
Ich verdrehte leicht die Augen und sagte dann: "Also ich hätte schon Hunger!"
"Was hättest du denn gerne?", fragte sie mich erneut.
"Ich weiß nicht, was Sie haben - ich sehe nirgends eine Karte", ich blickte mich um aber sie lachte nur: "Karte, papperlapapp! Ich mach dir, auf was du Lust hast, Herzchen!"
"Oh", ich war überrascht. "Gut...", ich überlegte. "Ah! Dann hätte ich gerne Pizza! Tomate-Mozzarella, mit Rucola?", schlug ich vor. Sie lachte erneut: "Kein Problem!"
Nun sah sie wieder den Professor an. "Severus, du kannst dich nicht hier hinsetzen und ihr beim Essen zusehen, ich weiß ja, was du magst!", und mit diesen Worten verschwand sie und hinterließ einen finster dreinblickenden Professor.
Ich musste grinsen und sagte: "Wissen Sie, das ist der Sinn eines Restaurants. Dass man da was isst!"
Ich hätte nicht gedacht, dass er noch finsterer Blicken konnte. Ich lag falsch. Er konnte.
"Nun...", er räusperte sich und fuhr fort: "... ich wollte gerne etwas mit Ihnen besprechen."
Ich sah ihn erwartungsvoll an.
"Ja?", fragte ich, damit er weitersprach.
"Sie hatten mir bei meiner Arbeit wirklich geholfen..."
"Danke!"
"Und nun wollte ich Sie fragen, ob Sie nicht bereit wären, mir auch weiterhin... Zu helfen."
"Übersetzen, meinen Sie?"
"Nun... Nicht nur..."
"Und das soll ich einfach so machen?", fragte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue.
Er wollte gerade antworten, da kam Madame Higgins zurück und stellte uns Wein, sowie Kürbissaft auf den Tisch.
Das war zwar nicht, was er bestellt hatte, dennoch wusste er, dass Widerrede sinnlos war. So bedankte er sich nur und schaute ihr kurz nach, wie sie wieder in der Küche verschwand.
Daraufhin nahm er den Wein, schenkte sich selbst ein und sah mich fragend an. Ich hielt ihm nur wortlos mein Glas hin und ließ es mir von ihm bis zur Hälfte füllen.
"Ich sage nicht, dass Sie mir 'einfach so' helfen sollen", fuhr er fort. "Sie lernen dabei ja auch dazu und tragen einen gewissen Mehrwert davon!"
Ich musste lachen: "Jaja, das ist nur eine nettere Umschreibung für 'einfach so'!"
Er wirkte pikiert. Anscheinend fiel es ihm schwer, jetzt nicht abschätzig zu reagieren. Er benötigte meine Hilfe wohl wirklich.
Ich stützte mein Kinn auf meine Hände, die Ellbogen auf dem Tisch und sah ihn grinsend an: "Wissen Sie, ich bin durchaus bereit Ihnen zu helfen. Ich denke nur, dass es dann nicht ganz selbstverständlich sein kann, dass ich auch jeden Aufsatz ausführlichst schreiben und jede Hausaufgabe machen kann, bei der Zusatzbelastung..."
Ich sah, wie schwer es ihm fiel zu nicken. Dennoch tat er es.
Langsam hatte ich Spaß daran zu sehen, wie weit ich gehen konnte: "Die Entscheidung würde mir auch einfacher fallen, wenn ich wissen würde, dass ich zumindest in Zaubertränke mein 'Ohnegleichen' halten könnte. Ich will ja nicht, dass meine Noten leiden!"
Ein zynischer Kommentar lag ihm bereits auf den Lippen, doch zu meiner Überraschung hielt er ihn zurück: "Garantieren kann ich nun nichts, aber ich denke nicht, dass sich Ihre Leistung deswegen verschlechtert..."
Anscheinend lag ihm wirklich viel daran, dass ausgerechnet ich ihm half. Das konnte ich nicht ganz verstehen, die meisten anderen waren sicher genauso dafür geeignet.
"Dann komm ich jetzt mal zu meiner Bedingung...", begann ich. Es fiel mir nicht leicht, bei seinem Gesichtsausdruck nicht zu lachen.
Vermutlich wirkte ich bereits ein wenig dreist: "Ich möchte wissen, woran Sie arbeiten. Ich kann nicht einfach irgendwas machen, ohne das Ziel zu kennen."
Ihm wurde vorerst eine Antwort erspart, da Madame Higgins beladen mit Essen erneut an unseren Tisch trat.
Sie stellte eine Pizza vor mich, die ich nur ungläubig mit "Wie soll ich das denn alles essen?", kommentierte.
"Das schaffst du schon - und wenn nicht, dann hilft Severus dir bestimmt!", sagte sie zwinkernd, während sie ihm seinen Teller reichte.
Wir bedankten uns bei ihr und als wir wieder alleine waren sagte er nur "Ok".
"Was ok?", fragte ich nach, während ich einen Bissen Pizza nahm.
"Ihre Bedingungen. Damit bin ich einverstanden", antwortete er nur und trank einen Schluck Wein.
Ich war überrascht. Er schaffte es immer wieder, das Bild, das ich von ihm hatte, zu verwischen und neue Facetten hinzuzufügen.
"Gut", entgegnete ich nur.
"Woran arbeiten Sie, wonach suchen Sie in den ganzen Büchern?", wollte ich wissen.
Bedächtig kaute er zu Ende, lehnte sich zurück und begann: "Ich suche einen Weg, den Todesfluch zu überleben. Selbst, wenn man den Fluch direkt abbekommt - nichts. Obwohl es mir erst einmal reichen würde, wenn man nicht sofort stirbt. Man kann ja noch immer Maßnahmen anhängen..."
Ich war sprachlos. Natürlich kamen mir sarkastische Bemerkungen in den Sinn, aber es schien ihm ernst zu sein.
"Das ist doch wahnsinnig", flüsterte ich. Obwohl ich sehr leise gesprochen hatte, hatte er mich problemlos verstanden.
Er lehnte sich wieder vor, sprach selbst bedrohlich leise: "Vielleicht. Vielleicht muss man es einfach nur versuchen."
Meine einzige Frage war: "Warum?"
Er sah mich einen Moment an und erwiderte dann: "Den Grund müssen Sie nicht wissen..."
Als schien ihm unsere Vereinbarung in den Sinn zu kommen, fügte er hinzu: "Jedenfalls noch nicht gänzlich. Es gibt ein Leben, dass ich gerne erhalten würde..."
Ein Leben, aha, dachte ich mir. Dass man damit Abertausende retten könnte, schien ihn nicht zu interessieren.Eine Weile aßen wir schweigend. Dann sagte er plötzlich: "Wissen Sie, ich habe mich wirklich gefragt, warum Sie Slytherin zugeteilt wurden. Eigentlich sind Sie sehr untypisch dafür... Bis Sie vorhin ihre Bedingungen genannt haben."
Ich musste grinsen. Wenn ich genauer darüber nachdachte, hatte dort tatsächlich mein innerer Slytherin überhand genommen.Nach erneutem Schweigen begann er wieder das Gespräch: "Das Buch, von dem Sie mir Teile übersetzt haben, hatte interessante Ansätze, aber nicht ganz, was ich erhofft hatte. Ich bräuchte mehr von dem Autor, aber in Großbritannien findet man so gut wie keine Werke von deutschsprachigen Autoren..."
Jetzt, wo ich seine Intention kannte, ergaben die Stellen, die ich übersetzt hatte Sinn. Ich verstand plötzlich, warum er diese ausgewählt hatte und wie der Inhalt in Zusammenhang stand.
"Dann suchen Sie doch einfach in Deutschland?", schlug ich das Offensichtliche vor.
"Ich hatte einige Eulen losgeschickt und nie eine Antwort erhalten...", erklärte er säuerlich.
Ich hatte eine gewisse Ahnung weshalb: "Das kann an der politischen Situation liegen. In Deutschland haben sich Magier direkt in die Politik der Muggel eingemischt - sei notwendig, fanden sie mit Blick auf die Geschichte. Auch ausländische Post kommt nicht immer durch, vor allem keine britische. Man möchte verhindern, dass sich die Weltanschauung der Todesser und Sie-wissen-schon-wem dort ausbreitet und ähnliche Zustände herrschen."
In seinem Blick lag viel nachdenkliches.
"Was denken Sie, wo könnte man die Bücher finden?", fragte er mich schließlich.
Dafür musste ich nicht wirklich lange überlegen: "Das 'Institut für Angewandte Magie'", schlug ich vor. Die Bibliothek dort war riesig, sie stand der von Hogwarts in nichts nach.
Anscheinend hatte er von der Schule gehört und nickte ärgerlich: "Das Problem ist nur, das ist sogar noch schwerer zu finden als Hogwarts..."
Ich war irritiert: "Vor einigen Wochen war ich noch da, habe dort Bekannte. Ich kann Ihnen einfach zeigen, wo das Institut ist."
Er blickte ungläubig. Seine Miene erhellte sich, er wirkte fast glücklich: "Das ist großartig!"
Ich wusste nicht genau, was ich antworten sollte, also lächelte und nickte ich nur.Nachdem wir gegessen hatten kam Madame Higgins wieder zu uns und fragte, wie immer herzlich lächelnd, ob es uns denn geschmeckt hatte. "Wirklich gut", sagte ich nur und ließ lieber meinen leeren Teller für mich sprechen. Auch der Professor stimmte mir zu.
Er bat sie doch zahlen zu können, woraufhin sie ihn fragte: "Das geht zusammen, ja?"
Snape brachte nur ein "Äh" über die Lippen, woraufhin sie ihn streng ansah und sagte: "Severus, bei einem Date übernimmt man doch die Rechnung der Dame!"
Ich musste sehr lachen und klärte sie lieber auf: "Das war tatsächlich kein Date, ich zahle wirklich selbst!"
Noch immer mit strengem Blick auf Severus nahm sie mein Geld entgegen. Um ihr wirklich zu zeigen, dass das Essen mehr geschäftlich zu betrachten war, stand ich auf, während er am bezahlen war und sagte: "Einen schönen Abend noch, Professor!"Bevor ich das Restaurant verließ, wünschte ich auch Madame Higgins einen guten Abend und versicherte ihr, dass ich wiederkommen würde.
Auf dem Weg zum Schloss blieb ich plötzlich stehen. "Verdammt!", sagte ich ärgerlich zu mir selbst. Mir war gerade aufgefallen, dass ich meinen Schal liegen gelassen hatte. Aber um zurückzugehen war es leider schon zu spät...
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Deep down inside me.
Fanfiction1980. Severus Snape beginnt auf Hogwarts zu unterrichten. Der Krieg in der Welt der Zauberer erlebt seinen Höhepunkt. Die Hauptfigur dieser Geschichte kehrt für ihr finales Jahr an die Schule für Hexerei und Zauberei zurück. Sie lebt in einer Zeit...