Schmerz

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Seine schwarzen Augen ruhten auf mir. Kalt und ausdruckslos. [...] Er wandte sich mir zu, zog mit kontrollierten Bewegungen seinen Zauberstab aus seinem Umhang und richtete ihn auf mich. "Crucio!", sagte er mit klarer Stimme, es klang geradezu beiläufig. Ich wurde erfasst von einer Welle unbeschreiblichen Schmerzes. Ich verlor die Kontrolle über meinen Körper und stürzte zu Boden. Mein Blut schien Gift geworden, das durch meine Adern gepumpt wurde und mich von innen zerfraß. [...] Ich wandte meinen Kopf zu Severus. Es war, als würde ein glühender Eisenstab in mein Herz getrieben, als ich sein unverändert ausdrucksloses und kaltes Gesicht erblickte. Kein Zauber der Welt könnte mir solche Schmerzen bereiten wie seine Gleichgültigkeit. Seine zwar gespielte Gleichgültigkeit, doch ist das keine Kategorie in der du denkst, wenn jede Faser, jede Zelle deines Körpers dem größtmöglichen Schmerz ausgeliefert ist.

***

Die Qualen des Unverzeihlichen Fluchs hatte sich von meinem Körper in mein Bewusstsein gefressen. Es wurde schwarz vor meinen Augen, über meine Ohren legte sich ein dunkler Schleier und ich hörte nur noch ein dumpfes Dröhnen, das immer lauter wurde. Ein tiefes Stechen zog von meinem Herzen durch meinen ganzen Körper und ich war mir sicher, dass es mich einfach von innen heraus zerreißen würde. Plötzlich hörte ich einen schrillen, gurgelnden Schrei, als würde jemand an seinem eigenen Blut ersticken. Auch wenn es kaum zu mir durchdrang, wusste ich: Es war mein Schrei. Wie ein verzerrtes, überspanntes Echo schallten erneut die Worte Bellatrix Lestranges durch meinen Kopf, gegen die ich kurz zuvor noch so erbittert angekämpft hatte: 'Ich will sie schreien hören!'. Fast wurden sie von ebendiesen Schreien überlagert. Ich hatte ihr die Genugtuung nicht gönnen wollen, doch es war lächerlich. Ich konnte nicht mehr aufhören zu schreien. Ich schrie so lange, bis ich kaum mehr atmen konnte, bis ich drohte an meinen eigenen Schreien zu ersticken. Ich schnappte nach Luft, doch verkrampften sich meine Gliedmaßen nur noch mehr.

Ich konnte nicht mehr sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis ich plötzlich spürte, wie mein Körper in die Luft gerissen wurde. Der Schmerz ebbte ein wenig ab, doch war es noch immer unerträglich. Dumpf schlug ich auf dem Boden auf, nur um wenige Sekunden später wieder in die Luft gerissen zu werden. Ich spürte einen erneuten Aufprall, und noch einen. Und noch einen. Danach nichts mehr. Ich blieb nach Luft ringend auf dem Boden liegen. Noch immer krümmte ich mich vor Schmerzen, doch waren es eher die Nachwehen von dem, was ich eben erlebt hatte. Ich drohte nicht mehr zu ersticken. Ich brannte ich nicht mehr. Es war fast eine Erleichterung. Ich konnte sogar meine Lider öffnen, doch meine Sicht war verschwommen und ich sah doppelt, als wären meine Augen beim Schielen stehengeblieben. Vor mir regte sich eine plumpe, dunkle Gestalt. Sie kam auf mich zu. Etwas schweres Schlug gegen meine Schläfe. Vermutlich war es ein Tritt. "Zu dir kommen wir später wieder, mach's dir also nicht allzu gemütlich, Schlammblut", hörte ich eine hasserfüllte, schnarrende Stimme. Anschließend verlor ich das Bewusstsein.

Ich wurde von meinen eigenen heißen Tränen geweckt, die über meine Wangen rannen. Mein Körper fühlte sich an, als sei jeder Knochen zersplittert und als würden sich ebendiese Splitter tausendfach in meine Eingeweide bohren. Obwohl ich meine Augen nicht einmal geöffnet hatte, wurde ich von hellem, weißen Licht geblendet. Ich brauchte einige Momente, bis ich es schaffte, sehen zu können. Verdutzt stellte ich fest, dass ich mich im Krankenflügel in Hogwarts befand. Erneut schossen mir Tränen in die Augen - doch dieses Mal vor Glück. Ich lebte. Ich war sicher. Ich wusste nicht wie, aber ich lebte.

"Guten Morgen", hörte ich eine sanfte Stimme neben mir. Ich drehte meinen Kopf unter Schmerzen in ihre Richtung und sah niemand geringeren als Albus Dumbledore im Bett neben mir sitzen. Er lächelte zwar, doch wirkte er müde und erschöpft. Ich wollte antworten, doch ich brachte lediglich einen krächzenden Laut zustande. "Sie müssen sich und ihre Stimme schonen", sagte Dumbledore fürsorglich, schaffte es aber nicht komplett, einen sorgenvollen Unterton aus seiner Stimme zu verbannen. "Sie wollen sicherlich wissen, was passiert ist?" Aber wollte ich das wirklich? Eigentlich wollte ich gerade nur schlafen, so lange, bis mein Körper sich regeneriert hatte und ich nichts mehr von dem spüren musste, was ihm angetan wurde.
Obwohl ich mich selbst noch nicht ganz entschieden hatte, wie ich antworten sollte, begann Dumbledore zu erklären: "Während Sie dem Cruciatus-Fluch unterzogen wurden - bedauerlicherweise sowohl von Severus, als auch von anderen Todessern, was die Wirkung verstärkt hat - hat sich der Dunkle Lord angekündigt, um der Runde seiner... ihm treuesten Untergebenen beizukommen. Man hat Sie in einen Kellerraum gebracht, um Sie später weiter zu befragen. Dabei ist man wohl nicht sonderlich vorsichtig mit Ihnen umgegangen. Madam Pomfrey hat von mehreren Knochenbrüchen berichtet, die aber wieder verheilt sein dürften. Severus hatte mich unterdessen kontaktiert, dass wir Sie unbemerkt aus diesem Keller rausholen und zurück nach Hogwarts bringen konnten. Das war kein leichtes Unterfangen, aber da wohl niemand damit gerechnet hat, wurden keine Schutzzauber errichtet."
Dumbledores nüchterne Art mir all das zu erzählen, war auf der einen Seite beruhigend; So konnte ich die bloßen Informationen aufnehmen und musste mich nicht mit irgendwelchen gefühligen Mitleidsbekundungen herumschlagen. Auf der anderen Seite machte es mich unglaublich wütend. Nichts davon machte irgendetwas besser. Weder, dass ich wusste, von wie vielen Leuten ich gefoltert, noch von wem ich gerettet wurde. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 03, 2019 ⏰

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