Am darauffolgenden Montagmorgen saß ich in der großen Halle beim Frühstück.
Ich war recht früh, weswegen ich so gut wie niemanden kannte, der in meiner Nähe saß. Für mich war das in Ordnung, schließlich wollte ich nur eine Schüssel Cornflakes essen, eine ordentliche Tasse Kaffee trinken und danach zu meinem Unterricht gehen.
Zwangsläufig bekam ich Teile der Gespräche mit, die um mich herum stattfanden:
"... für mich unverständlich, wie überhaupt noch Schlammblüter auf diese Schule gehen können."
"Seh ich genauso. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der dunkle Lord auch die Kontrolle über Hogwarts erlangt!"
"Oh, das sagen meine Eltern auch, die sind da zuversichtlich!"
Es war der normale Smalltalk von Todesser-Kindern, wie ich ihn so oft unter den Reihen der Slytherins vernahm.
"So viele, wie auf unserer Seite stehen, sind wir das Problem sowieso bald los!"
Derjenige, der gesprochen hatte, lachte laut.
"Unsere Welt ist viel zu wertvoll, um sie denen mit ihrem dreckigen Blut zu überlassen!"
"Die sind es gar nicht wert, nur einen Funken Magie zu erleben!"
Allgemeine Zustimmung.
"Eigentlich sind die es nicht mal wert, dass wir uns mit denen beschäftigen. Die sollen einfach ihr jämmerliches Muggelleben weiterleben!"
Vor einiger Zeit hätte mich sowas wütend gemacht. Jetzt musste ich aufpassen nicht selbst zu lachen, so lächerlich fand ich diese Gestalten.
"Habt ihr mitbekommen...", sie begannen nun zu flüstern.
"... was in London passiert war?"
"Meine Eltern haben das in ihrem letzten Brief erwähnt - wollten alles erzählen, wenn ich sie das nächste mal sehe!"
"Eine Gruppe Todesser hat eine dieser Schlammblüter gefunden. Ach-so-wichtige Angestellte im Ministerium, ist gar nicht nett dem dunklen Lord gegenüber gewesen, hat unzählige der unsrigen auf dem Gewissen..."
Ich horchte auf. Das war interessant.
"... gar nicht freundlich waren sie..."
Dreckiges Lachen. Ich bekam eine leichte Gänsehaut. Ich erinnerte mich, von einem mysteriösen, noch ungeklärten Tod einer hohen Ministeriumsmitarbeiterin im Tagespropheten gelesen zu haben...
"... geschrien hat das kleine Miststück, wollte es lieber auf die harte Tour. Es muss so befriedigend gewesen sein, unsere Seite zu rächen! Oh ja, es wurde sich für jeden einzelnen gerächt!"
Ich wollte nicht weiter zuhören. Das war nicht das typische Geschwätz. Das war ernst.
"... ihr dreckiges Blut ist zu recht geflossen, sie hat all das verdient. Die Schmerzen. Diese Qual, die ihr das letzte Stückchen Würde genommen hat, was diese Art von Mensch noch hat, falls man überhaupt von Würde sprechen kann..."
Meine Hand umklammerte den Löffel fester, meine Nägel bohrten sich in meine Faust. Ich spürte die Schmerzen nicht.
"... Ich wäre so gerne dabei gewesen. Hätte so gerne ihr überraschtes, schockiertes, hässliches Gesicht gesehen, als sie plötzlich hinter ihr standen. Dachte wohl, sie ist sicher. Aber jeder bekommt seine gerechte Strafe, wenn er den dunklen Lord unterschätzt! Es gibt nichts, was er nicht wissen kann! Oh, ich hätte so gerne ihre Schreie gehört. Wie ihre Knochen brechen, hätte so gerne in ihre Augen gesehen, ihre angsterfüllten, flehenden Augen, aus denen langsam jedes Anzeichen von Leben weicht, während sie sich am Boden krümmt, im Dreck, wo sie hingehört..."
Ich wollte aufstehen, wegrennen, doch ich war gelähmt.
"... sie haben Rache genommen, für all die Reinblüter, die dieses Stück Dreck unseren Reihen schuldet..."
Ich empfand Hass. Puren Hass.
"... geradezu gnädig waren sie, als sie ihr schließlich gaben, was sie verdiente. Den Tod!"
Mein Körper zitterte.
"Und ihr werden noch viele folgen, dafür werde ich sorgen, wenn ich endlich hier raus bin. Ich werde nicht mehr nur hier sitzen und mir die Geschichten anhören, ich werde selbst meinen Teil für den dunklen Lord beitragen, dass dieses Pack ausgerottet wird! Genauso wie jeder, der sich mir in den Weg stellen will!"
Ich bekam Angst. Wirkliche Angst.
Er drehte seinen Kopf. Sah mich direkt an. Seine grauen Augen funkelten bösartig. Er grinste mich an, zwinkerte mir zu. Ich zitterte stärker, unkontrollierbar.
Ich stieß einen Becher Orangensaft um, der direkt neben mir stand. Der Saft breitete sich auf dem ganzen Tisch aus, durchweichte meinen Umhang. Ich registrierte es nicht.
Er lehnte sich zu mir, ich hatte nicht bemerkt, wie nahe er mir gekommen war. Er grinste noch immer bedrohlich.
Ich wollte weg. Ich konnte nicht.
Er setzte dazu an etwas zu sagen, doch er kam nicht dazu. Eine dunkle Gestalt war neben uns aufgetaucht. Ich brauchte etwas, um sie als Professor Snape zu identifizieren.
Er sah zuerst ihn, dann mich an. Hob seine Augenbraue. Reichte mir einen schwarzen Schal: "Den haben Sie am Samstag vergessen."
Ich wollte mich bedanken. Meine Stimme versagte.
"Sie sehen nicht gut aus, vielleicht sollten Sie in den Krankenflügel gehen?", schlug er mir vor, seine Stimme schien aus einem anderen Universum zu kommen, gedämpft und undeutlich.
Vermutlich wertete er mein zittern als nicken.
Ich versuchte aufzustehen, schwankte.
Ich stolperte. Schaffte es gerade noch, das Gleichgewicht zu halten.
Wenn es nach diesen Menschen gehen würde, würde ich sterben. Bald. Qualvoll.
Sie hatten es damals im Drachenreservat bereits fast geschafft. Ich hatte Angst, dass sie nicht noch ein zweites Mal scheitern würden.
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Deep down inside me.
Fanfiction1980. Severus Snape beginnt auf Hogwarts zu unterrichten. Der Krieg in der Welt der Zauberer erlebt seinen Höhepunkt. Die Hauptfigur dieser Geschichte kehrt für ihr finales Jahr an die Schule für Hexerei und Zauberei zurück. Sie lebt in einer Zeit...