(3) Kapitel
Sunshine
Erst als ich mich endlich gerafft hatte und tief Luft holen konnte, machte ich mich auf dem Weg zur Arbeit. Im Club angekommen, lief ich so schnell, wie es nur ging, zum Staff-room. Offensichtlich wollte ich unnötige Blicke vermeiden denn bei meinem momentanen Anblick, wären mir nur entbehrlich viele Fragen an den Kopf geworfen worden. Daher nutzte ich diese kurze Vorbereitungszeit, um mir die - meiner Meinung nach - viel zu kurzen Arbeitsklamotten anzulegen und alle stark angeschwollenen Stellen sowohl auf meinem Gesicht als auch andere sichtbaren Flecken mit besonders viel Make-up zu kaschieren. Mit einem letzten sichergehenden Blick in den Spiegel, war ich endlich bereit mich meinen AArbeitskollegen zu stellen.
"Schon wieder zu spät, Sou. Was sollen wir bloß mit dir machen, Liebes?", waren die ersten Worte meines Vorgesetzten Martin, der enttäuscht mit verschränkten Armen den Kopf schüttelte.
"Es tut mir Leid. Mir ist spontan was dazwischen gekommen", entschuldigte ich mich, auch wenn ich wusste, dass ich nicht wirklich dafür verantwortlich war. Konnte ja nicht wissen, dass ich mal wieder hinterrücks in die Mengel genommen werden würde.
Allerdings wusste ich, dass Martin mich niemals für sowas wie eine Verspätung wirklich bestrafen würde. Er gehörte zu den wenigen Menschen, die mich halbwegs wie eine richtige Person behandelte. Ich wusste schon damals, als er mich hier arbeiten ließ, obwohl ich noch minderjährig bin, dass er jemand war, der stark auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner Mitmenschen einging. Jedoch nur halbwegs, da ich ihn häufig dabei ertappte, wie er mir öfters ein wenig zu unangenehm nah ging.
Ich weiß nicht wie der Umgang mit einem 37-jährigen sein sollte. Kann auch sein, dass es einfach ein Teil seiner Persönlichkeit ist sich stark an andere anzunähern. Aber für mich - jemand, die an alles besser gewöhnt war als an ungehemmten Menschenkontakt - war es, wie gesagt, unangenehm.
Er selbst sah mit seinem kräftigen dunkelblonden Haaren und gut gebauter Statur echt noch sehr jung aus. Als ich ihn kennenlernte, war ich ein wenig verwirrt wie ein Ende 20-jähriger bereits Clubbesitzer beziehungsweise Barbesitzer sein konnte. Denn am Tag war 'Tight out' eher als eine Art Bar gestaltet, währrend bei Einbruch der Nacht diese Location zum Club überging. Das war, bis er mich davon überzeugt hatte, dass er tatsächlich eine Dekade älter war wie angenommen. Er trug wie ich seine Arbeitsklamotten, welche vom Stil her meinen ähnelte und leistete mir meistens während meiner regulären Arbeitszeiten bis 20 Uhr, seltener bei Nachtschichten bis 1:00, Gesellschaft.
Mit der Zeit füllte es sich hier immer mehr und mehr. An einem Montag war die Stimmung eher recht ertragbar. Insbesonders zur frühen Stunde. Abends schaut es da vergleichsweise ganz anders aus. Aber bis dahin habe ich auch schon wieder Feierabend. Unsere Stammgäste sind überwiegend Männer von Mitte 20 bis 30, die sich ab und zu auch zu mir gesellten und oberflächliche Konversationen mit mir führten.
Demnach war ich nicht sonderlich überrascht als ein schwarzhaariger Junge mit dunklen Augen sich gegenüber von mir an die Theke setzte und mit mir ein Gespräch anzettelte.
"Hallo, meine Hübsche." Von seinem Aussehen, seinem Klamottenstil, jenes aus einem engen Muskel betonenden T-shirt und einer lässigen Hose bestand, konnte ich erschließen, dass er zu den recht jungen unter unseren Gästen gehörte.
"Hi", erwiderte ich, während ich ihm ein Glas hinstellte.
"Mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?", flirtete er.
"Sou." Meine Antworten versuchte ich kurz und prägnant zuhalten, bevor ich hier irgendjemanden noch falsche Hoffnung geben würde.
"Du siehst aber noch recht jung aus. Darfst du hier überhaupt arbeiten?" Diese Frage gehört mittlerweile ebenfalls zu meinen Arbeitsaufgaben so oft wie ich sie am Tag hörte. Allerdings ignorierte ich solche Aussagen wie sonst immer. Währenddessen guckte er mich einfach nur dumm an. Auch nachdem ich beschäftigt damit war, über die Theke zu wischen, hatte diese 'Nathan' nichts besseres zu tun als mich noch intensiver anzuglotzen als er es schon tat.
DU LIEST GERADE
...because I'm different
RomanceWie es ist, niemanden hinter sich stehen zu haben und damit einsam ist, wissen nicht viele. Manche wollen einfach nicht realisieren, dass sie Leute haben mit denen sie reden können und manche würden das gerne realisieren, was aber nicht der Fall ist...