(6) Kapitel
Sunshine
Langsam nahm ich die schön verzierte Schachtel und öffnete sie. Ich holte die scharfe Klinge raus und atmete tief durch, bevor ich die Klinge an meinem Unterarm ansetzte.
Ich zog leichte Striche quer durch und fühlte dieses befreiende Gefühl. Dieses Gefühl, dass mich alles um mich Rum vergessen ließ und ich fühlte mich so, als hätte ein Staubsauger die Schmerzen weggesaugt oder als würde ein Kleber mein zerbrochenes Herz wieder zusammen kleben.
Ein winziges Lächeln wuchs auf meinen Lippen und ließ mich für eine kurze Zeit in eine gefühlslose und farblose Welt eintauchen.
Doch kaum legte ich die Klinge weg, schon löst sich der Kleber, welches alles zusammen hielt, schon spuckte der Staubsauger alles aus.
"Scheiße!", fluchte ich.
Der Boden unter meinen Füßen wurde weggezogen. Ich fiel. Ich fiel in mein eigenes Leben. Wieso ist mein Leben so? Wieso bin ich nicht wie jeder andere glücklich. In einer Welt, in der mein größtes Problem ist, was ich anziehen soll. Nein es ist nicht so. Ich bin anders. Damit muss ich leben. Damit muss ich leben können.
Ich bin mir bewusst, was ich getan habe aber für mich ist es so, als würde ich unter Wasser stecken, während ich nach Luft zum atmen suche. Wenn ich die Klinge spüre, hole ich für eine kurze Zeit Luft auch wenn es nur eine kurze Zeit ist.
Ich holte mit einer Pinzette die Scherben aus meiner noch wunden Hand raus und wasche meine Hand mit kaltem Wasser ab, ehe ich einen Verband besorgte und um mein Arm wickelte.
Ich ging ins Bett doch ich konnte kaum schlafen. Nach unendlichen Versuchen stand ich auf und nahm mein dickes Pullover, bevor ich mich auf den Weg nach draußen machte.
Ich schloss die Tür und spazierte zu einem See. Es war noch relativ hell. Hier war es immer ruhig und leer. Ich fand es schön, wie alles zusammen harmonierte. Öfters bin ich hier, wenn ich Ruhe haben will oder mal bin ich einfach so hier.
Irgendwann wurden meine Augenlider schwerer, bis ich in einem ruhigen Schlaf fiel.
Wenig später wurde ich sanft aufgeweckt. Verschlafen rieb ich den Schlaf aus den Augen und erkannte das Gesicht. Jace.
"Was willst du hier?"
"Ich bin oft hier.", antwortet er. "Ist alles ok? Du siehst traurig aus."
"Ja alles bestens."
"Was hast du da?" Er zeigt auf meine Hand.
"Das geht dich nichts an."
Automatisch zog ich meine Hand weg.
Ich schaute auf die Uhr und stand auf. Mir wurde übel und irgendwie sofort schwindelig. Als ich auf dem Weg nach Hause war, hatte ich das Gefühl, dass es stärker wurde. Für eine kurze Zeit machze ich halt und setzte mich auf einer Bank. Ich fühlte mich, als ob jemand die Welt in die andere Richtung gedreht hätte und nicht gerade langsam. Ich muss noch ein Block weit gehen. Also rappelte ich mich auf und machte mich mit wackeligen Beinen auf den Weg. Trotz des Schwindels schaffte ich es sicher zuhause anzukommen. Die Treppen lief ich hoch und als ich die Tür hinter mir hörte, drehte ich mich ruckartig um und sah Matt, bis die schwarzen Punkte meine Sicht verdichten und ich umkippte.》Matt《
Ich betrat das Haus und wollte gerade die Treppe hoch gehen, als ich Sou sah. Es blieb paar Sekunden still, bis sie plötzlich zusammen sackte.
Purer Schock ummandelte meinen Körper. Ich schmiss meinen Schlüssel zur Seite und trug sie. Auf ihrem Bett ließ ich sie runter. Kurz fühlte ich den Puls. Er ist einfach zu schwach und es wird immer schwächer. Ich hatte keine Ahnung, was ihr fehlte. Im Badezimmer entdeckte ich den zerbrochenen Spiegel. Als ich zurück zu ihr ging, atmete sie nur noch gedämpft. Ich befreite sie aus ihrem dicken Pullover, da der sie nur die Luft zu schnürte. Also mir war klar das sie jetzt nur noch in Unterwäsche war aber ich musste wissen, was los ist und der Anblick war grausam. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und muss mir die Tränen zurück halten. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Alles tat mir dann auf einmal Leid. Alles was ich bisher getan hatte. Ich wusste nicht, dass ich ihr so sehr schaden würde aber ich konnte mich nicht wieder von einem Tag zu dem anderen verändern. Das würde komisch rüberkommen. Nicht nur für mich und alle anderen sondern auch für Sou.
Sie war blass und war schon so dünn, dass man sie als Magersüchtig bezeichnen konnte und ihr linker Arm war in Verband gelegt. Sofort zog ich sie wieder an und holte ein Glas Wasser. Zwischen all den Fehlern, die ich gemacht hatte, hatte ich nicht bemerkt, dass ich das Schlimmste schon seit Jahren begonnen hatte.
"Es tut mir Leid.", flüsterte ich ihr zu, bevor ich die Tür hinter mir schloss nachdem ich ihr ein anderes Oberteil anzog und sie zu deckte.
Ich musste meinen Kopf zuerst frei bekommen. War das alles meine Schuld gewesen? Wieso habe ich das nicht bemerkt? Ich mache mir zu viele Gedanken oder?" Warum sollte ich mir keine Gedanken machen. "Matt? Was machst du denn hier?", fragte Chris mein bester Freund.
"Nachdenken."
"Worüber?"
"Sou." Er runzelte die Stirn.
"Ich glaube wir sind zu weit gegangen. Ich kann das nicht mehr tun."
"Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?"
"Man ich habe scheiße gebaut. Glaub mir du willst sie nicht sehen. Ich habe noch nie sowas schreckliches gesehen."
"Es muss ziemlich schlimm sein, denn du wirkst ja wie traumatisiert."
"Sie ist vor meinen Augen zusammen gebrochen, man."
Geht das jetzt zu schnell? Naja egal wenigstens habe ich es fertig? ;D
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...because I'm different
RomanceWie es ist, niemanden hinter sich stehen zu haben und damit einsam ist, wissen nicht viele. Manche wollen einfach nicht realisieren, dass sie Leute haben mit denen sie reden können und manche würden das gerne realisieren, was aber nicht der Fall ist...