Drachenblut I - Die Hüterin der Ewigkeit ~Abgebrochen+Neuanfang

Kapitel 6

20:30 Uhr schließt die Bibliothek. Es war 20:20. Noch zehn Minuten in denen Henry und ich etwas finden könnten, aber das hatte geringe Aussichten da wir die letzten vier Stunden nichts, rein gar nichts gefunden hatten. Wenn es nach mir ginge wären wir nach den ersten 15 Minuten wieder rausgegangen und hätten uns in ein Café gesetzt und was getrunken. Eine heiße Schokolade, oder so. Außerdem kam die ganze Zeit nur Gejammer meinerseits.
"Mir tun die Füße weh!"
"Wie lange müssen wir denn noch suchen?"
"Was suchen wir überhaupt?" und
"Ich habe Hunger!" Wie gesagt.
20:24 schlug Henry endlich vor aufzubrechen. Bis jetzt war er die ganze Zeit über still gewesen und ich hatte in Gedanken schon angefangen mich zu fragen ob es ihm nicht langsam peinlich wurde mit mir rum zulaufen. Ich war natürlich total mit meinen sinnlosen Selbstgesprächen in meinem Kopf beschäftigt die ungefähr so abliefen:
-I(CH): warum laufen wir hier seit vier Stunden rum? Wir finden eh nichts!
-G(ehirn): Na warum wohl? Deine Mom ist entführt worden und du fragst dich ernsthaft warum du hier rum latschst? Was bist du bloß für eine miserable Tochter, die sich nich um das wohl ihrer Mutter sorgtUND AM LIEBSTEN IN EIN SCHÖNES KLEINES CAFÉ GEHEN WÜRDE UM EINE HEISSE SCHOKOLADE ZU TRINKEN!
-I: Jaja. Kein Grund gleich so Aggro zu werden. Reg dich ab.
-G: ICH BIN ÜBERHAUPT NICHT AGGRO! ICH BIN GANZ RUHIG!
Und so geht das die ganze Zeit weiter. Ich hatte die ganze Zeit versucht mein Gehirn zu besänftigen und deswegen nicht gemerkt, dass ich fast wieder gegen etwas gegen gelaufen wäre, wenn Henry mich nicht an meiner Kapuze festgehalten hätte.
Also stand ich jetzt so ungefähr 2 cm, von Nase bis zum nächsten Buch, vom Regal entfernt und versuchte den Buchtitel zu entziffern. Aber er war eindeutig zu nah dran. Mir fiel trotzdem was auf: das Zeichen von der Hauswand. Es war auch auf dem Buch abgebildet. Zufall? Nein nicht wenn das Zeichen vor einem auf der Wand der Bibliothek gebrannt hatte und dann auch noch auf einem Buch in dieser Bibliothek zu sehen war.
Mir schwirrten drei Fragen im Kopf herum:
1. mitnehmen?
2. hier lassen? oder
3. warten bis alle weg sind und dann in Ruhe das Buch angucken?
Es war 20:26.
Henry hatte das Buch jetzt auch berkt und versuchte an meinem Kopf vorbei zu schauen aber das ging natürlich nicht. Meine Nase war immer noch nur 2cm vom Buch entfernt.
Mir lief die Zeit davon. Ich musste mich entscheiden. 1, 2 oder 3. Mein Atem wurde immer schneller und flacher. Scheiße! Was sollte ich bloß machen? Mitnehmen, hier lassen oder verstecken? Mitnehmen, verstecken? Hier lassen, mitnehmen?
"Mira?"
Mitnehmen, hier lassen, verstecken.
"Alles in Ordnung?"
Mitnehmen, verstecken.
"Soll ich einen Arzt rufen?"
Verstecken! Wir mussten uns verstecken.
"Henry, hör mir zu." Ich wollte gerade weiterer den als eine Lautsprecherstimme verkündete:
≫Bitte verlassen sie unser Gelände wir schließen in Kürze.≪
20:29
"Henry vertraut mir und komm mit." Im stillen flehte ich, dass wir nicht erwischt werden würden, schnappte mir das Buch und Henrys Hand und zog sie Richtung Toilette. Er schaute kurz verwirrt aber nach ein paar Sekunden ging ihm auf, was ich vor hatte und wurde dezent rot.
"Mom...Du hast doch nicht vor in der Bibliothek zu übernachten? Und überhaupt ist das nicht verboten und..."
"Jetzt halt doch mal den Rand, sonst erwischen sie uns noch." zischte ich ihm zu. Ich wollte ihn gerade durch die Tür zur Frauen-Toilette zerren wollte entriss er mir seine Hand.
"Meinst du nicht ich sollte lieber auf die Männer Kabine gehen?" völlig entnervt sah ich ihn an und schüttelte leicht den Kopf.
"Jetzt sei keine Memme oder sie schmeißen uns hier raus. Außerdem bleiben wir ja nicht die ganze Nacht über da." Widerwillig sah er mich an ging dann aber durch die Tür und ich folgte ihm. Es war zwar nicht über aus raffiniert aber der trick war alt bewehrt und hatte bis jetzt immer funktioniert. Zumindest in den filmen und Comics. Naja hoffentlich klappt es.
20:33.
Die Bibliothek hatte nun offiziell geschlossen. Mal sehen was in dieser Nacht noch so passiert.