Kapitel 16

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Henry ging schonmal vor, damit ich mich umziehen konnte. Ich beeilte mich, weil ich langsam Hunger bekam, mit dem fertig machen. Gerade als ich durch die Tür gehen wollte, bewegte sich etwas am Fenster und so neugierig wie ich war, lief ich langsam darauf zu. Als ich es erkannte erschreckte ich. Hatte Saphira nicht gesagt, dass sie ausgestorben waren? Anscheinend ja nicht, denn vor mir auf dem Fensterbrett saß ein kleiner roter Drache.
Dieser kratzte am Fensterrahmen. Ich öffnete es und die kleine Echse schlüpfte hinein. Sie starrte mich mit großen blau-grünen Augen an und ich starrte zurück.
"Du bist wunderschön!" flüsterte ich. Als ich meine Hand aus streckte um sie zu streicheln sagte eine Mädchenstimme:
"Das würde ich lieber lassen. Nexia beißt Leute die sie nicht kennt und mag." Ich blickte auf und sah ein Mädchen mit einem hell-lilanen Flechtzopf auf dem Fensterbrett sitzen.
"Wie bist du hier hoch gekommen? Das Fenster liegt im 2. Stock!"
"Freut mich auch dich kennenzulernen! Mein Name ist übrigens Luna." sie hielt mir die Hand hin. Ich war verwirrt.
"Mira." sagte ich deswegen nur und schüttelte, die mir eingehaltene, Hand, "Aber jetzt mal ehrlich, wie..."
"Mit einer Leiter." schnitt sie mir das Wort ab.
"Und warum..."
"Weil ich Bock drauf hatte." sie ließ mich schon wieder nicht ausreden!
"Ok, ich muss los. Man sieht sich Mira!" und mit einem Satz war sie von dir Fensterbank runter in den Garten gesprungen und lief nun in Richtung Stadtmauer.
Immernoch verwirrt über Luna ging ich runter in den Speisesaal und sah die anderen schon munter essen in sich hinein stopfen.
"Guten morgen Mira. Na? Rausch ausgeschlafen?" Sam grinste von der anderen Seite des Tisches zu mir rüber, "Du hast dich ja ganz schön an Henry rangemacht." ich wurde rot.
"War ich wirklich so doll betrunken?" alle nickten.
"Wollen wir Saphira nicht vergessen, die dir gestern dein T-SHIRT ausziehen wollte. Nicht war Sam?" Henry blickte Sam herausfordernd an. Und Saphira wurde rot.
"Ha-ha-hab ich d-d-das wirklich versucht?"
"Und wie!" Henry lachte, "Der arme Sam konnte sich gar nicht wehren. Er saß nur ganz steif da." jetzt wurde auch Sam rot.
"Sie hat mich halt überrumpelt!"
"Von wegen! Dir hat es bestimmt gefallen."
"Und dir bestimmt auch, als Mira sich auf deinen Schoß gesetzt hat!"
"Ich denke das reicht jetzt Jungs!" mir stand ihr gezänk schon bis sonst wohin!
"Mira hat recht. Wenn wir uns jetzt nicht vertragen, wer weiß wie das dan enden wird."
"Warte, kommt er etwa mit?!"
"Ja. Er ist im Kämpfen erfahrener als wir drei zusammen." Henry schien das gar nicht zuzusagen. Er stimmte aber murrend zu.
"Wo gehts denn als nächstes hin?" fragte er um sich nichts weiter anmerken zu lassen.
"Ich weiß noch nicht. Meine Freundin sollte bald hier sein." Saphira krazte sich am Hinterkopf.
"Die Freundin, die uns auch aus dem Knast holen wollte?"
"Ja, genau die! Was dagegen?"
"Nop."
"Na dann ist ja gut!" und genau in dem Moment in dem sie das gesagt hatte, klopfte es an der Tür. Tim stand auf und ging sie öffnen. Kurze Zeit war es still. Dann:
"Saphira! Besuch für dich!" und gleich darauf kam ein Mädchen in einem braunen Mantel ein. Sie war ca. 14 Zentimeter größer als ich und hatte glatte, braune Haare, die ihr bis zu den Schultern gingen. Sie musterte uns eingehend mit ihren braunen Augen und trat sehr selbstbewusst auf. Sie huschte zu Saphira rüber und flüsterte ihr was ins Ohr. Saphira wurde blass.
"Nicht dein ernst! Ist das wirklich war?"
"Jep. Ich habs ganz genau mitgehört."
"Bist du dir da ganz sicher?"
"Zu 100%!"
"Oh man!" Saphira drehte sich zu uns um, "Das wird euch jetzt nicht gefallen, vor allen nicht dir Mira, aber es muss sein." Dramatische Pause, "Wir müssen zu den Elfen reisen." ich war geschockt. Und meine Mutter? Was war mit ihr?
"Es tut mir leid. Aber sonst haben wir keine Chance sie zu retten."
"Aber wieso?"
"Weil es Krieg geben wird." alles war still. Man hatte eine Nadel fallen hören.
"Das ist jetzt aber ein Scherz oder?" Das Mädchen mit dem Umhang seufzte.
"Nope. Das ist kein Witz. Wäre schön wenn es einer wäre, aber leider... Die Werreptile wollen nicht mehr unter der Herrschaft der Elfen leben. Sie schließen sich zusammen..." sie sah in mein Gesicht, "und wollen uns angreifen." ich schwitzte. Was zum Teufel waren "Werreptile"? Ich musste schwer schwer schlucken, als ich an das Monster dachte, dass uns auf dem weg nach Hause überfallen hatte.
"Diese Werreptile, sind nicht zufälligerweise um die 2 Meter groß?"
"Jep."
"Und haben Klauen anstatt Händen?"
"Jep."
"Und braune bis grüne Schuppen."
"Jep."
"Und sind sehr stark."
"Jep." ich sah zu Henry und er verstand.
"Warum sind die Werreptile denn unzufrieden?" warf Sam jetzt ein, "Ich meine, Sie hatten doch alles: Rechte, Land und freien Zugang zu unseren Städten!"
"Das weiß der Rat auch nicht. Aber sie vermuten, dass sie irgendwie bestochen worden sind und deshalb unsere Städte zerstören."
"Und wir sollen jetzt verhindern, dass sie noch mehr Schaden anrichten?" fragte Henry mit hochgezogener Augenbraue.
"Du hast es erfasst. Wenn wir die Elfen frühzeitig warnen können, mussten wir nicht sterben... Voraussichtlich."
"Na das sind doch mal gute Nachrichten! Gibts noch was neues?"
"Jep. Der Königssohn von den Elfen, also der Kronprinz (ach ne), er ist verschwunden!" schweigen, "wir denken, dass er entführt wurde." immernoch schweigen.
"Will dazu keiner was sagen?" sie musterte uns mit einem undefinierbarem Blick, "Nicht? Also gut. Dann würde ich vorschlagen, dass wir jetzt losgehen." zustimmendes Gemurmel ertönte, als alle sich aus ihren Stühlen erhoben. Alle außer mir.
"Was ist los? Kommst du?" fuhr mich das Mädchen an.
"Ich... Wir... Henry und ich haben schonmal ein Werreptil gesehen. Eher gesagt wir haben gegen es gekämpft. Und es hat den Namen meiner Mom gewusst und irgendwas davon, dass sie mich nun endlich gefunden hätten." ich schaute mit Tränen in den Augen auf, "Aber wer sind sie und wieso haben sie meine Mom geholt?"
"Sorry kleine. Ich hab ja nicht einmal eine Ahnung wie deine Mutter heißt und ob sie diese Leute kannte. Also..."
"Wir sind nicht aus dieser Welt!" ich schrie ihr diesen Satz ins Gesicht. Sie sah mich verblüfft an.
"Nein?"
"Nein."
"Aber wie seid ihr dann hier GER gekommen?"
"Uns hat eine Frau hergebracht und und dann ins Gefängnis werfen lassen."
"Und wie hieß diese Frau?" fragte su genervt, "Muss ich dir etwa alles aus der Nase ziehen oder was?"
"Sie heißt Miliana." Das Mädchen wurde bleich.
"Miliana? Hast du gerade wirklich 'Miliana' gesagt?"
"J-ja."
"Sie hat es also wirklich geschafft, diese falsche Katze!" murmelte sie, "Wie! Wie hat sie euch hergebracht?!" sie packte mich an den Schultern und schüttelte mich ordentlich durch.
"Mit einem Buch." während ich sprach versuchte ich mir nicht auf die Zunge zu beißen.
"Hast du das Buch hier?"
"I-ich weiß nicht."
"Dann schau nach!" ich nickte und durchwühlt meine Tasche bis ich auf das Buch stieß. Ich wusste gar nicht, dass ich es eingesteckt hatte.
Das Mädchen wollte mir das Buch aus der Hand reißen, aber ich zog sie zurück.
"Du hast uns noch gar nicht gesagt wie du heißt." sie murrte und machte ein Gesicht, als ob sie gerade eine Zitrone gegessen hatte.
"Ist das denn so wichtig?"
"Ja ist es!"
"Meinetwegen. Meine Name ist Wiebke." und somit zupfte sie mir das Buch aus der Hand.
"Abmarsch!" sie zeigte mit ihrer freien Hand auf die Tür, "Wir gehen los!" ich blieb immernoch sitzen. Wiebke drehte sich genervt um und sah mir in die Augen.
"Was ist denn schon wieder los?" eigentlich wollte ich noch etwas erzählen. Etwas, was mir heute morgen passiert war. Aber ich konnte mich einfach nicht daran erinnern, was es gewesen war. Wenn ich versuchte mich daran zu erinnern, sah ich immer nur einen lilanen und einen roten Fleck. Mehr war da nicht. Ich schüttelte leicht den Kopf.
"Komme schon." ich stand auf und lief den anderen hinterher aus dem Haus raus.

Unterdessen saß das lilahaarige Mädchen, Luna, auf dem Dach eines der Nachbarhäuser und lachte.
"Wie gut dieser Zauber doch immer wirkt." kicherte sie, "Komm Nexia, lass uns nach Hause gehen. Mein Bruder wartet bestimmt schon." Sie warf noch einen letzten Blick auf das rothaarige Mädchen und schüttelte den Kopf. Sie freute sich schon darauf, sie wiederzusehen. Nur wusste sie noch nicht genau, wann Mira zu ihr kommen würde, aber das sie kam wusste sie ganz genau. Der Mond hatte es ihr verraten.

Drachenblut I - Die Hüterin der Ewigkeit ~Abgebrochen+NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt