24 christmas.

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【 ROBERT


„Der Weihnachtsmann hat die Schuhe von Onkel Harry an!"

„Quatsch, die sehen nur genauso aus."

„Haben sie die zusammen gekauft?"

„Bestimmt."

[ Robert & Louis ]



Die Zeit rannte. 

 Harry und ich versuchten wirklich die Sache logisch anzugehen. Am Ende hatten wir fünf Seiten mit möglichen Wünschen und waren keinen einzigen Schritt weiter. 

Frustriert war ich laufen gegangen und hatte in der eisigen Kälte versucht den Kopf frei zu bekommen. Fix und fertig war ich nach der Dusche ins Bett gefallen und dermaßen tief ins Land der Träume gesunken, dass ich erst um elf Uhr am nächsten Tag wieder wach wurde.

Zuerst fiel es mir nicht auf, aber als ich mir nach und nach die Müdigkeit aus den Augen rieb, stutzte ich. Irgendetwas im Zimmer war anders, das konnte ich schon an den Schatten erkennen. Ich langte zum Nachtisch und stellte die kleine Lampe an.

Tatsache.

Lichterketten hingen am Fensterrahmen, kitschige Weihnachtsmänner saßen im Regal und der Geruch von Tannenzweige stieg mir in die Nase. Wann war das passiert? 

Selbst meine Bettwäsche, die am Abend ganz sicher noch blau mit Streifen drauf gewesen war, sah nun komplett anders aus. Dunkelrot mit Schneeflocken und Teddys drauf gedruckt. Hatte ich dermaßen im Koma gelegen, dass ich überhaupt nichts mehr mitbekommen hatte?

Ich kletterte aus dem Bett und stolperte fast über eine Ansammlung aus weihnachtlichen Stofftieren. Schneemänner, Elche, Elfen und Engel grinsten mir lustig entgegen. War hier eingebrochen worden?

Schon von der Treppe aus erschlug mich das Wunderwahnsinnsweihnachtsland. So weit das Auge reichte, waren Lichter, Kitsch und Krempel zu sehen. Das Treppengelände war mit Zweigen umwickelt und fetten roten Schleifen. 

Last Chrismas dudelte in Endlosschleife aus der Anlage. Dazu hörte ich Harry überschwänglich mitsingen. Er stand auf einer Leiter und schmückte den überdimensionalen Baum, der am Fenster stand. Als er mich bemerkte, drehte er sich strahlend um und ich erkannte einen ultra hässlichen Weihnachtspullover mit Bommeln drauf.

„Hast... du irgendetwas geraucht?", fragte ich und er schüttelte nur den Kopf: „Nee, ich dachte nur, weil ich dich nicht mit nach Holmes Chapel nehmen darf, dass ich zumindest dafür sorge, dass es hier weihnachtlich ist."

Wir hatten am Vorabend bereits darüber diskutiert, was wir nun tun würden. Zuerst hatte Harry sich energisch dagegen gewehrt, das ich die drei Tage alleine blieb. Bis ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass seine Familie sicher Fragen stellen würde, wer ich war und wenn irgendwie durchsickerte, dass wir zusammen feierten, hieß es umso heftiger, was für ein unmoralisches Leben er führen würde. 

(„Pah, als wenn mich das stören würde!" - „Und genau wegen dieser Einstellung wirst du später einmal ganz arg Probleme kriegen!")

Vorsichtig schob ich mich an all den Kartons vorbei. „Wo zum Teufel hast du all den Krempel her?"

„Och, den habe ich schon ewig, aber bislang war ich nie motiviert genug, um auch nur irgendetwas davon auszupacken. Weshalb auch, ich war Weihnachten eh immer in Holmes Chapel. Es hat sich also nie richtig gelohnt", informierte er mich und angelte nach einem Stecker. Der überladende Weihnachtsbaum leuchtete und zufrieden betrachtete Harry sein Werk.

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