14. Dezember

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„Lass mich nicht alleine.", murmelte ich und hielt ihre Hand. Sie lächelte nur und strich mir über meinem Kopf. 

„Bitte, sag doch etwas.", flehte ich und versuchte ihre Hand weiterhin festzuhalten, obwohl ich wusste, dass es nichts mehr brachte. Es war zu Ende. 

„Jetzt bist du dran.", brummte irgendwer und ich spürte einen harten Schlag auf meiner Wange. 

Ich riss meine Augen auf, wirbelte herum und sprang auf meinem Angreifer, der panisch die Augen aufriss. In diesem Moment bemerkte ich, dass alles nur ein Traum war und sich kein Angreifer hier befand. 

Warum befand sich also ein halbnackter Typ neben mir, während wir beide wohl schliefen? Ich sah an mir herunter und war froh, dass ich noch Unterwäsche trug. Nur leider verdeckte diese nicht die blauen Flecken, welche mich immer wieder daran erinnerten, dass es wirklich geschehen war. 

„Ehm hey.", räusperte er sich und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Sorry.", murmelte ich aufgelöst und sprang von ihm herunter. Ich schwankte ein wenig und sah mich suchend im Zimmer um. 

Meine Klamotten lagen einmal quer im Zimmer verteilt und allzu gerne würde ich wissen, was passiert ist. Ich sammelte sie auf, zog sie mir schnell über und wollte gerade das Zimmer verlassen, als ich aufgehalten wurde. „Dein Handy.", meinte er und stand nur in Boxershorts vor mir. Ich nickte und ging aus dem Zimmer. 

Wieder einmal begrüßte mich der Flur, wo ich gestern Abend war. Die Treppe, die hinunter ging, kam mir länger als gestern vor und auch schwieriger. Vermutlich lag das an dem Alkohol. Einerseits würde ich zu gerne wissen, was passiert war, doch wiederum auch nicht.

Trotzdem denke ich, dass es besser war, nicht erinnert zu werden. Es war einfach ein Abend, an dem ich Spaß hatte und fertig. Als ich unten angekommen bin, sah ich auf mein Handy. „Verdammt.", entwich mir, als ich die Uhrzeit sah. 13:49 Uhr. 

Ich würde viel zu spät zu unserem Treffen kommen. Sie würde mich umbringen. Vor allem hatte ich noch die Klamotten von gestern an. „Alles in Ordnung bei dir?", ich zuckte bei der Berührung einer Hand zusammen und hielt mich im letzten Moment davon ab, die Person auf den Boden zu bringen. 

„Ja, ich bin nur ziemlich spät dran.", erklärte ich und sah hoch. Meine Augen weiteten sich und mein Mund wäre fast auch noch aufgeklappt, jedoch verhinderte ich dies rechtzeitig. 

Endlich. Endlich stand er vor mir. 

Mein Auftrag, den ich gestern nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen habe, obwohl er der Gastgeber war. 

„Soll ich dich eben fahren? Dann bekommst du keinen Ärger.", erkundigte er sich und hielt seine Autoschlüssel hoch, „Keine Sorge. Ich bin nüchtern, da ich gestern Abend nichts getrunken habe." Da ich zu noch nichts wirklich in Stande war, nickte ich bloß und er zeigte mir, ich solle ihm folgen. 

„Ziemlich harte Nacht oder?", wollte er von mir wissen, als ich im Auto saß. „Ja, ich erinnere mich auch an fast nichts mehr.", entwich mir und ich schlug mir auf den Mund. Ich hätte keinen Alkohol trinken dürfen. Die Nachwirkungen taten mir nicht gut. 

„Keine Sorge. Ich denke, jeder hat das mal mitgemacht. Spätestens, wenn du eine Nacht in Vegas bist. Da verlierst du aber mehr als nur dein Geld.", er grinste und zwinkerte mir zu. Es erleichterte mich ein wenig, doch auch nicht so sehr. 

Irgendwie wollte ich gerne noch wissen, warum ich in einem fremden Bett neben einem fremden Typen aufgewacht bin. 

„Falls du jetzt denkst, du hast mit ihm geschlafen, dann muss ich dich enttäuschen. Er hat mich nur gebeten, dich nach Hause zu fahren und mir extra noch einmal gesagt, dass da nichts gelaufen ist. Schließlich hat er eine Freundin.", erklärte Ed mir und innerlich atmete ich erleichtert auf. 

„Ich habe das nie gedacht.", log ich, „Außerdem kenne ich ihn nicht und wenn du vorhast, mir seinen Namen zu nennen, dann hör bitte auf. Ich will ihn gar nicht wissen." „Ganz deine Entscheidung.", grinste er und bog links ab. 

„Hast du gesagt, dass er eine Freundin hat?", fiel mir auf einmal wieder und Ed nickte, „Was sagt sie denn dazu, dass er mit einer Fremden im Bett lag, obwohl da nichts gelaufen ist?"

„Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß. Er ist auch nicht der Typ dafür.", Ed zuckte mit den Schultern und auch ich beruhigte mich nach einem Moment. „Woher weißt du eigentlich wo ich hin muss?", durchbrach ich das Schweigen. 

„Weißt du, insgeheim arbeite ich als Auftragskiller und bekomme so meine Informationen, aber sag es bitte keinem weiter.", flüsterte er und ich erstarrte. Wenn ich jetzt etwas getrunken hätte, wäre alles wieder aus meinem Mund gekommen. 

„Das war ein Scherz. Du hättest mal dein Gesicht sehen müssen.", lachte er und ich schluckte, „Dein Outfit hat dich verraten." „Oh.", murmelte ich peinlich berührt und sah an mir herunter. Natürlich trug ich noch die weiße Bluse, meine schwarze Hose und die coolen schwarzen Schuhe. 

„Glaub nicht immer alles sofort. Besonders in der Welt der „Stars"...", er machte mit seinen Händen eine Bewegung, die die Gänsefüßchen darstellen sollten, „wirst du leicht über den Tisch gezogen." Ich nickte nur. 

Normalerweise war ich eine misstrauische Person und bemerkte, wenn mich jemand veräppelte, doch in dem Moment war ich zu schockiert, um zu begreifen, dass er es nicht ernst meinte. Warum sucht er sich auch ausgerechnet dieses Beispiel aus? 

„Ich komme noch mit rein, um deine Verspätung zu rechtfertigen.", erklärte er, ich nickte und sah auf die Uhr. 14:07 Uhr. 

Vermutlich war sie vorher schon ausgerastet, als sie meine Abwesenheit bemerkte. Zusammen liefen wir durch dein Eingang und Ed wurde freundlich begrüßt. Er ging durch die Gänge, was mir verriet, dass er vermutlich schon öfters hier war. Ansonsten würde er sich nicht so gut auskennen. Ohne zu klopfen öffnete er eine Tür und trat hinein. 

Schnurstracks ging er auf die Frau zu und unterbrach sie in ihrem Redefluss. Ich hingegen schummelte mich hinten rein, obwohl eh schon alle Blicke auf mir lagen. Zu gerne hätte ich mitbekommen, was er zu ihr gesagt hatte, doch ich verstand hier hinten nichts. 

Jedoch war es auf keinem Fall etwas Schlechtes, da die Frau anerkennend immer wieder nickte. Als er fertig war, startete sie wieder mit ihrem Vortrag und beim Rausgehen zwinkerte mir Ed noch zu, was so viel heißen sollte wie „Wir sehen uns.". 

Mir wurde mulmig, da ich ihm nur zu stimmen konnte. 

Leider würde es keineswegs eine gute Begegnung werden und ihm würde das Grinsen vergehen, wenn er versteht, wie kurz er vor dem Tod steht. 



The Order (Adventskalender 2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt