31. Dezember

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„Wo sind deine Jungs?", flüsterte ich zu C und sah kurz zu ihm nach hinten. 

„Plan 27.", erwiderte er nur und ich nickte. Glücklicherweise waren wir so ein eingespieltes Team, dass wir uns gegenseitig nichts mehr fragen mussten. Außerdem wussten wir auch, wie der jeweils andere reagieren würde. 

„In zwei Minuten geht es los.", informierte Cieran mich und ich nickte, „Bleib du hinten Mi. Dann kannst du hinterher deine Rechnung begleichen." 

„Cieran?", murmelte ich und er sah mich fragend an, „Ich wollte nie, dass es so endet." „Ich weiß.", murmelte er und blickte mir genau in die Augen. „Auch wenn du es nie so annehmen wirst, wollte ich dir danke sagen. Dafür, dass du meinen Arsch rettest und mir noch hilfst, die vier Idioten zu retten.", bedankte ich mich leise und er nickte. 

„Ich bin ein anderer Mensch geworden. Für mich ist nicht immer alles selbstverständig.", seufzte ich. „Ich weiß.", antwortete er, wandte kurz den Blick ab, jedoch blickte mir direkt in die Augen, „Das habe ich schon vor einer Weile gemerkt. Du hattest dich verändert und ich wollte es nicht wahrhaben." „Aber..." 

„Nichts aber. Lass uns ein letztes Mal allen noch zeigen, wer wir sind. Danach versuchen wir bessere Menschen zu werden, Miallia.", er hielt mir die Hand zum Einschlagen hin, „Zumindest du." „Wir beide.", versicherte ich ihm und schlug ein. 

„Los.", flüsterte er und ich sprang auf. Als wir in der Halle ankamen, wurden wir sofort von drei Sicherheitsmännern begrüßt, die uns leider nicht freudig empfingen. Ich schlug sofort zu und trat um mich. 

Die meisten Personen unterschätzten mich, da ich ein Mädchen bin. Das verschaffte mir anfangs zumindest einen Überraschungseffekt. Als alle drei am Boden lagen und uns garantiert nicht noch einmal stören würden, wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. 

„Weiter?", ich sah fragend zu C, der schwer atmete, jedoch nickte. Er deutete mit dem Kopf nach links und ich ging dort hin, während er nach rechts ging, um dort seiner Gang zu helfen. Ich nahm Anlauf und sprang einem direkt auf den Rücken und überwältigte ihn, sodass er zu Boden fiel. 

Leider erwischte er mich noch mit, doch ich schaffte es, mich rechtzeitig abzurollen. „Schön dich wieder auf unserer Seite zu sehen Mi.", grinste mir einer aus der Gang entgegen, mit dem ich mich früher einigermaßen gut verstanden habe. 

„Laber nicht, sondern kämpf.", lautete meine Antwort und ich holte schon aus für den nächsten Schlag. Ich hörte ihn lachen, aber ich wusste, dass er alles geben müsste, damit er nicht so viel einsteckte. 

„Oh shit.", fluchte ich, als mich einer am Arm erwischte, mit dem ich immer zuschlug. Er grinste mir hämisch entgegen, weshalb ich hochsprang und ihm mein Bein entgegen schlug. „Das war für dein Grinsen du Penner.", schrie ich, nachdem er auf dem Boden gelandet war. Ich konnte kaum durchatmen, da wurde ich schon wieder gepackt. 

Mein ganzer Körper wehrte sich. Die Person bekam mehrere Tritte und Schläge, auch Beleidigungen, ab, jedoch hielt sie mich weiterhin fest. Auf einmal lockerte sich der Griff um meinem Bauch und ich fiel zu Boden. 

Keine Sekunde ruhte ich mich aus, sondern war sofort wieder angriffsbereit, indem ich aufsprang. „Immer muss ich dir den Arsch retten Mi.", grinste mir Cieran entgegen. „Sei leise.", knurrte ich und verdrehte die Augen. 

„Nach vorne.", trieb Cieran mich an und ich nickte. Wir beide rannten nebeneinander her. Von der Seite kamen wieder zwei neue Sicherheitsleute, doch ich beeilte mich und entkam ihnen, sodass nur Cieran gegen sie kämpfte und mir damit den Rücken frei hielt. 

Er würde später nachkommen. Meine Bewegungen wurden langsamer, ich joggte nur noch, jedoch waren sie flüssig und leise. Ich drückte meinen Körper gegen die Steine und ging mit seitlichen Bewegungen langsam dort entlang. Als ich mein Zielobjekt sah, rannte ich los, ohne mich umzugucken.

Ich sprang ab und landete genau auf ihn drauf, sodass ich ihn zu Boden riss. Er war leider auch jahrelang geübt darin, zu kämpfen, weshalb es schwerer war. Wir rollten auf dem Boden hin und her. Mal übernahm ich die Oberhand und er musste einstecken oder es war andersrum. 

Irgendwann schaffte er es, aufzustehen, doch ich nahm direkt wieder seine Beine und zog ihm diese weg. Keine zwei Sekunden später lag er wieder neben mir und das Ganze fing von Vorne an. Meine Atmung ging schwer und ich war langsam am Ende meiner Kraft, doch er auch.

Nun standen wir uns gegenüber und hechelten. „Neue Gang?", er zog spöttisch die Augenbraue hoch. „Hat dich nicht zu interessieren.", knurrte ich und machte meine Augen zu Schlitzen. Wir drehten uns im Kreis, da jeder nur darauf wartete, dass derjenige angriff. 

„Sehe ich ja. Du warst eh nicht mehr gut genug. Ich hätte dich wahrscheinlich eh nach diesem Auftrag aussortiert.", er zuckte mit den Schulter und nun loderte die Wut in mir. Ich stürzte mich auf ihn und er grinste. „Du Schwein.", schrie ich und schlug ihn in sein Gesicht. 

Ich schlug überall hin. Hauptsache es traf ihn. Er hatte alles gewusst. Er war uns immer einen Schritt voraus. 

Irgendwann hörte ich auf zu zielen und schlug einfach nur, was mein Fehler war. Denn ich flog im hohen Bogen weg und landete wieder einmal auf dem harten Boden. 

„Da siehst du, was du davon hast.", hörte ich seine Stimme, doch sie kam mir so weit weg vor. Ich traute mich nicht mehr die Augen zu öffnen. Glücklicherweise spürte ich keine weiteren Tritte oder Schläge. 

Nach ein paar Minuten öffnete ich sie und sah mich vorsichtig um. Er stand mit dem Rücken zu mir. Ich rappelte mich auf und überblickte mein Umfeld. Ein paar aus der Gang waren immer noch dabei, die Sicherheitsleute auszuschalten. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. 

Cieran warf mir eine Pistole zu und ich bekam große Augen. Wenn ich die nicht fangen würde, hätte ich ein Problem. Ich stellte nicht breitbeinig hin, um sie besser fangen zu können. Sie war nicht mehr weit von mir entfernt. 

Sie ging zum Ladenanflug über und das Adrenalin in meinem Körper pochte. Ich merkte erst nachdem ich die Pistole gefangen hatte, dass ich die Luft angehalten habe. 

Erleichtert stellte ich fest, dass es sogar meine Pistole war und ich wunderte mich, wo er die aufgetrieben hatte, doch das war momentan Nebensache. Ich schlich mich so leise zu ihm hin, wie ich noch nie in meinem Leben geschlichen bin. 

Kurz bevor ich vor ihm stand, holte ich noch einmal Luft. Ich überbrückte die letzten Meter und hielt ihm die Pistole an den Kopf. 

„Game over.", flüsterte ich, „Das ist für meine Mutter." 

Ehe er reagieren konnte, hatte ich schon abgedrückt und der Schuss ertönte. 

Jetzt folgt nur noch der Epilog und dann ist die Geschichte auch schon vorbei :)



The Order (Adventskalender 2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt