3. Dezember

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Ein brennender Schmerz ließ mich meine Augen öffnen. Ich blinzelte, um meine Umgebung zu erkennen. In mein Blickfeld geriet das Gesicht, welches ich nie wieder sehen wollte. „Endlich haben wir dich.", grinste er mir höhnisch entgegen und ich versuchte, mich loszueisen, doch ich war gefesselt, wie ich feststellte. Aus tiefstem Hass blickte ich ihn an, doch es interessierte ihn nicht. 

„Du hast ja so einen friedlichen Schlaf.", erzählte er und ging vor mir auf und ab, „Ich wollte dich eigentlich nicht stören und dich sofort erschießen, aber dann habe ich mich umentschieden. Ich will dich leiden sehen." Er kam mit seinem Gesicht näher an meinem heran, doch ich spuckte ihm ins Gesicht. „Nicht frech werden Kleines.", lachte er und schlug mit seiner flachen Hand gegen meine Wange. 

Vor Schmerz kniff ich meine Augen zusammen, doch das ließ ihn nur noch mehr lachen. „Ich würde ja so gerne noch mit dir quatschen, aber leider klappt das nicht. Zeit ist Geld, aber das kennst du ja am besten.", grinste er mir entgegen und strich mir eine Haarsträhne aus mein Gesicht, „Jungs schön langsam. Lasst sie ruhig leiden. Ihr dürft machen, was ihr wollt." Er ging aus der Tür heraus, jedoch nicht vorher ohne mir ein hämisches Grinsen zu zuwerfen. 

Drei seiner Männer kamen näher auf mich zu. Ich bekam Angst, doch ich durfte sie nicht zeigen. Zur Begrüßung bekam ich direkt schon eine Backpfeife und ich verzog schmerzvoll mein Gesicht. „Na Kleine.", grinste der Eine und ich spuckte auf ihn. „Oh das hast du nicht gemacht. Entschuldige dich.", forderte er und ich schüttelte den Kopf. Der nächste Schlag folgte. Als einer näher kam, schlug ich mit meinen Beinen aus, woraufhin er kurz zusammen zuckte. 

Ich wurde erneut geschlagen, doch dieses Mal mischten sich die Anderen auch ein. Eigentlich war ich an einem Stuhl gefesselt, doch meine Beine waren frei. Solche Anfänger. Immer wenn einer näher kam, bekamen sie die Tritte ab, dennoch steckte ich auch ziemlich viel ein. Ich ließ alles über mich ergehen. Es ging auch nicht anders. Ich wollte nur hier raus. 

Schließlich war ich am Ende, gefangen, gefesselt. Alles schmerzte und sie machten es nur noch schlimmer. Nicht nur einmal bekam ich einen Tritt ab, nicht nur einmal bekam ich einen Schlag ins Gesicht. 

Plötzlich verlor ich den Boden unter meinen Füßen und sah hinunter. Sie hatten mich mitsamt meinem Stuhl hochgehoben und sie schmissen mich weg. Wie ein Stück Müll, was ich für sie wahrscheinlich auch darstellte. Als ich auf dem Boden wieder aufkam, tat mir alles weh. Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich mit dem Kopf aufkam. 

Der Stuhl blieb so liegen wie er war, was ich auch nicht ändern konnte. Ich kniff die Augen zusammen und verkniff mir zu jammern. Innerlich sendete ich Gebete in den Himmel, auch wenn ich nie brav gewesen war, doch ich hatte allen Grund dazu: Rache. 

Sie kamen wieder auf mich zu. Die Schläge wurden nicht weniger und mit jedem Schlag verlor ich mein Bewusstsein mehr, bis ich in ein schwarzes Loch fiel.

Schweißgebadet schreckte ich hoch und knallte sofort gegen irgendetwas, doch das war Nebensache. Hektisch sah ich mich um, doch als ich diese Halle und die Männer, die mich schlugen, nicht mehr sah, atmete ich erleichtert auf. 

Auch meine Klamotten hatte ich an und ich saß noch wie zuvor mit dem Rücken an dem Schornstein. Es war nur ein Traum. Normale Träume hatte ich schon lange nicht mehr und an Schlaf generell war auch nicht immer zu denken. Ich musste jederzeit bereit sein zu kämpfen, weshalb ich bei jedem kleinen Geräusch wach wurde. 

Gute Träume hatte ich nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Wenn es überhaupt nichts Gutes in deinem Leben gibt, hört man irgendwann auf zu hoffen. Dazu kommen dann die ganzen Narben, von Leuten, die es wegen mir nicht mehr gibt. Mindestens jede zweite Nacht wache ich schweißgebadet auf, weil ich von ihrem Tod und ihrer Rache geträumt habe oder weil ich vom Fehlschlag meiner Rache träume so wie heute. Meine Seele war voller Narben. 

Ein wenig richtete ich mich auf und sah hoch im Himmel. Es müsste ungefähr 4 Uhr morgens sein, doch genau konnte ich es nicht sagen. Ich seufzte. Wieder eine kurze Nacht, doch das war ja nichts Neues. Hoffentlich schaffte ich es, die Zeit von gestern wieder aufzuholen. Ich rappelte mich ganz auf und reckte mich. Mit schnellen Schritten war ich an wieder am Rande des Daches und verschaffte mir einen Überblick. 

Alles war ruhig. Für mich zu ruhig, doch das würde nichts an meiner Situation ändern. Ich ging seitlich zum Rand und entdeckte glücklicherweise eine Feuerleiter, die ich sofort benutze. Die letzten paar Meter sprang ich einfach ab und landete sicher auf dem Boden, da ich mich abrollte. Ich sah mich in der Gasse um und bemerkte nur einen alten Müllcontainer, was mich erleichtert aufatmen ließ. 

Mein Weg ging bis zur Ecke, doch bevor ich mich in die Menschenmenge wagte, spähte ich. Es waren noch nicht viele unterwegs, doch das kam mir nur zu Gemüte. Ich ließ von der Ecke ab und ging in der Menschenmasse auf. Es war nicht schwer, einfach so zu verschwinden. Schließlich war ich darin geübt, aber heut zu tage war jeder Mensch einfach nur so ichbezogen, dass er andere nicht bemerken wollte. Ich steuerte auf ein mir bekanntes Geschäft zu. 

Die Türklingel machte mich bemerkbar und der Typ vom Tresen sah auf. Er nickte mir einfach nur zu, ich ihm auch, doch ich ließ ein paar Münzen auf dem Tresen fallen, während ich auf meinem Standard Platz zu steuerte. Doch stattdessen musste ich feststellen, dass er besetzt war. „Hallo.", ich räusperte mich, „Das ist mein Platz." 

„Hey, der Ort ist für alle öffentlich. Hier hat keinen einen Platz.", grinste er mir entgegen, doch ich verdrehte die Augen. Nicht noch so ein Schwachmat. „Jetzt steht er da.", entgegnete ich und schrieb mit Bleistift „Lisa" auf dem Tisch. 

„Gut gekontert.", lobte er mich, „Ich bin eh fertig, aber ich gebe dir ein Tipp, frag nächstes Mal doch einfach freundlich nach, Lisa." 

„Wenn du meinst.", ich zuckte mit den Schultern und ließ mich auf dem Stuhl fallen. 



The Order (Adventskalender 2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt