6. Dezember

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Nachdem ich meine Schuhe sicher in meinem Versteck verstaut habe, machte ich mich wieder auf. Ich besaß zwar eine kleine Wohnung, jedoch war ich nicht allzu oft dort, da es zu gefährlich war. Jederzeit könnte mir irgendwer auflauern und mich bis dorthin verfolgen, um mich dann im Schlaf zu töten.

Deshalb war ich es gewohnt draußen zu schlafen und mich dort auch die meiste Zeit aufzuhalten. Ich sah auf mein Nokia Handy, auf welchem ich mir zuerst einmal den Termin in zwei Tagen eingespeichert habe, um ihn nicht zu verpassen. Es zeigte mir eine neue Nachricht an, wo nur eine Adresse drin stand.

Ich seufzte, da ich wusste, was ich machen musste. So ungefähr konnte ich die Adresse orten. Es müsste nicht weit von mir entfernt sein, weshalb ich einfach los joggte. Mit einer Leichtigkeit schwebten meine Füße über den Boden und schon bald erkannte ich den Straßennamen, den ich suchte. Ich hörte auf zu joggen und lief stattdessen auf eine kleine Nische zwischen den Häusern zu.

Suchend sah ich mich um und war schon auf die Feuerleiter gesprungen, kurz nachdem ich sie gesehen habe. Ich nahm Anlauf und überbrückte den Spalt. Früher hatte ich immer Angst über Häuser zu springen, doch mit den Jahren war ich geübt und die Angst verflogen. Vor jedem Spalt guckte ich erst einmal hinunter, um irgendein Zeichen zu finden. Wenn alles ruhig war, sprang ich weiter.

Diese Routine ging noch ein paar Häuser weiter, bis ich jemanden sprechen hörte. Vorsichtig lugte ich über das Dachende und sah drei Personen, wobei die Eine durchgelassen wurde und ins Innere des Hauses verschwand. Die anderen beiden müssten wohl Bodyguard sein. Ich ging vom Rand weg und sah mich suchend um. Gleichzeitig überlegte ich mein weiteres Vorgehen. Es wäre zu leichtsinnig würde ich einfach runter gehen.

Wenn das Glück auf meiner Seite stünde, könnte ich es schaffen, hinein zu gelangen, doch 1. Die Leiter ist zu laut und würde mich sofort verraten und 2. die Gorillas würden andere Gorillas rufen und die wiederum würden mich im Gebäude verfolgen. Deshalb musste ich es also schaffen, irgendwie in das Haus zu gelangen, ohne gesehen zu werden. Mein Blick fiel auf die Dachtür und ich eilte auf sie zu.

Ich rüttelte an der Türklinke und es schien, als wäre sie zu, jedoch nahm ich einfach eine Haarklammer und öffnete die Tür auf meine Art. Im Inneren war kein Licht, doch das störte mich nicht. Draußen war es nämlich auch schon ziemlich dunkel und meine Augen sind Dunkelheit gewöhnt. Leise lief ich die Treppen runter und entschied, zuerst in den Keller zu gehen, da die Meisten dort ihre Geschäfte verhandelten. Typischer Anfängerfehler, doch sie würden es niemals lernen.

Nachdem ich die Treppen geschafft habe, bleib ich kurz stehen, horchte und atmete erleichtert durch, als ich nicht hörte. Ich ging ein wenig durch die Gänge, weil ich mir einen Überblick verschaffen wollte. Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, würden noch zwei Räume fehlen, die hinter einer Ecke waren. Danach wäre ich hier unten fertig.

Kaum huschte ich um die Ecke, erstarrte ich für ein paar Sekunden, schaffte es aber noch rechtzeitig wieder zurück zu springen, ohne, dass sie mich sahen oder hörten. In meinem Kopf breitete sich sofort ein Plan B aus und ich lief wieder in die Richtung aus der ich gerade kam. Als ich das Schild von der Tür las, war ich beruhigt, dass ich mich nicht geirrt hatte: „Betreten verboten." Solche Schilder sind mir nämlich immer am liebsten.

Sie bedeuten, dass dort hinter der Tür etwas ist, was mir zu 90% meinen Plan erleichtern wird. Ich holte wieder meine Klammer aus meiner Tasche und vollführte den Trick, der dieses Mal länger dauerte, als ich dachte. Nachdem die Tür aufsprang, schlüpfte ich über die Türschwelle, schloss die Tür und entdeckte sofort einen Lüftungsschacht, welcher mich auf jeden Fall weiterbringen würde. Ich öffnete das Viereck und zog mich hoch.

Oben angekommen hustetet ich mehrmals, da es hier mehr als stickig war. Bald darauf hatte ich mich jedoch an die Luft gewöhnt und krabbelte los. Die Gänge waren endlos. Keiner führte mich zu irgendetwas Interessantem und ich hockte hier bestimmt schon eine Ewigkeit. Seufzend blieb ich kurz stehen und setzte mich richtig hin, um eine kurze Pause zu machen.

The Order (Adventskalender 2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt