29. Dezember

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„Es wird schwierig sein alle vier ohne Bodyguards zu erwischen.", dieser Satz ließ mich aufhorchen und ich blieb stehen. 

Natürlich so, dass mich keiner sehen konnte. Wenn Cieran dachte, ich würde sofort verschwinden, hatte er sich geschnitten und kannte mich schlecht. Schließlich muss ich doch wenigstens ein bisschen spionieren und Ideen sammeln. 

„Wenigstens ist jetzt M nicht mehr dabei.", hörte ich und ab jetzt war meine ganze Aufmerksamkeit auf das Gespräch gerichtet. „Sie wäre echt eine Gefahr für uns. Besonders für C.", stimmte ihm jemand zu und ich zog erstaunt die Augenbraue hoch. 

Also war ich doch nicht die Einzige, der das Ganze nah ging. „Den Anfang lassen wir jetzt so. Entweder es klappt oder nicht.", bestimmte jemand. „Es wird klappen. Ich mache keine halben Dinger.", knurrte eine Stimme und alle waren still. 

Cieran. 

„Sie ist keine Gefahr für uns und auch nicht für mich. Ich will kein Wort mehr über sie hören, verstanden. Haltet die Klappen und arbeitet weiter.", herrschte er sie an und ich schluckte. 

Er log. Eindeutig. Er hat sich schon immer gewehrt, indem er sich als Herrscher darstellte. Selbst am Anfang war es schwer für ihn, unsere Beziehung bekannt zu geben. 

Den genauen Plan hörte ich leider nur schlecht, da sie zu leise redeten. Erst am Ende, verstand ich wieder ein wenig. „Wissen alle ihre Aufgaben?", hörte ich seine Stimme und mir fuhr eine Gänsehaut über den Arm. Anscheinend nickten sie wohl alle, da nichts dagegen gesagt wurde. 

„Noch einmal für euch Spatzenhirne zusammen gefasst: Morgen Abend, alte Lagerhalle 4.", äußerte er, haute einmal auf den Tisch und ich sah, wie ,anhand seines Schatten, er aus dem Raum ging. Die Anderen folgten ihm, doch sie liefen in verschiedene Richtungen. 

Lagerhalle 4 würde hoffentlich noch immer die gleiche Lagerhalle sein wie früher. Ich traute es ihnen nicht zu, dass sie sie umgeändert haben, da sie sich sonst immer verwechseln würden oder sie trotzdem noch als die Alten bezeichnen würden. Außerdem dachte an so etwas gar keiner. 

Eventuell zwei Personen, doch sie würden niemals denken, dass ich eine Gefahr für sie wäre. Sie denken, ich würde mein Leben leben, meine Auftrage erfüllen und alles alleine machen. Keinen Kontakt zu irgendjemanden haben. Doch ich würde ihnen zeigen, dass sie falsch liegen. 

Ich werde es ihnen allen zeigen, dass ich anders bin. Dass ich mich verändert habe und sie nun eine andere Person vor sich stehen haben. Ein letztes Mal müsste ich noch mein altes Ich hervor holen. Danach hoffentlich nie wieder. 

Einen kleinen Moment wartete ich noch ab, doch dann quetschte ich mich aus meinem Versteck raus und sah zu, dass ich möglichst schnell die Fliege machte. 

„Ist die Perücke Ihnen angenehm oder wünschen Sie sich eine andere? Ich hätte noch ein paar zur Auswahl.", die Verkäuferin kam auf mich zu und musterte die Perücke, die ich auf meinem Kopf trug, „Eine Andere wäre ratsam." 

Schon war sie wieder weg, jedoch tauchte sie ein paar Minuten später mit drei neuen Perücken auf. Warum ich genau eine Perücke wollte, wunderte mich auch ein wenig. Trotzdem habe ich vorhin den Drang danach verspürt. Ich hatte so ein komisches Gefühl und auf dieses Gefühl konnte ich mich immer verlassen. 

„Vielen Dank. Die nehme ich.", bedankte ich mich, als ich die zweite Perücke aufsetzte. Blonde Haare standen mir nicht gerade gut, doch vielleicht würde mich so keiner in Verbindung mit meinem alten Ich bringen, sondern mit jemanden, der sich einfach die Haare schlecht gefärbt hatte. 

Ich bezahlte an der Kasse, was immer noch sehr ungewohnt für mich war, jedoch war ich dabei, ein besserer Mensch zu werden. Egal, wie schwierig es sein mag. Bevor ich aus dem Laden heraus ging, stellte ich mich vor einem Spiegel und setzte sie mir sofort auf. 

Meine Haare waren wie immer zu einem Zopf gebunden und aus diesem Grund war es nicht schwer, diese zu verstecken. Im Spiegel befand sich nun ein völlig anderer Mensch. Bislang zwar nur von der Haarfarbe her, jedoch war es schon ungewohnt genug. 

Ich öffnete die Tür von dem Laden und ging heraus. Nach mir flog die Ladentür wieder zu und ich atmete einmal durch. Die Straßen waren nicht gerade leer, aber auch nicht gerade voll. Während ich überlegte, was mein nächstes Ziel war, liefen meine Beine einfach schon los in irgendeine Richtung. 

Es war eine Angewohnheit, da es nie gut war, an einem Ort stehen zu bleiben. Hauptsache, man war in Bewegung. 

Meine Augen suchten die Straße ab und plötzlich begegneten mir ein blaues Augenpaar. Ich stockte kurz in meiner Bewegung, jedoch war dies nur für eine Millisekunde. Danach verschleierten sich meine Bewegungen. Ich durfte ihm jetzt nicht begegnen. 

„Lisa?", hörte ich wen neben mir sagen und erstarrte. Er hatte mich also doch gesehen. 

„Sie ist es nicht. Hör auf es dir einzubilden.", wies ihn eine Stimme ab. „Nein, nein. Sie ist es. Ich bin mir sicher.", stritt er ab und ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. „Das hat er bei den anderen 22 auch schon gesagt.", murmelte irgendwer. 

„Lisa, ich bin es.", flüsterte er und ich drehte mich um, „Niall." „Tut mir leid, sollte ich Sie kennen? Zudem ist mein Name nicht Lisa, sondern Mia. Sie verwechseln mich bestimmt.", log ich und lächelte leicht, „Kommt häufiger vor." 

„Aber nein...Sie...ich weiß genau, dass du es bist.", Niall wurde lauter und nun sah ich auch Louis auf uns zu kommen. „Tut mir leid, wenn er aufdringlich war.", entschuldigte Louis sich für Niall und zog ihn von mir weg. „Aber Louis sie ist es wirklich.", beteuerte er und sah ihn auffordernd an. Ich hingegen schüttelte mit dem Kopf, obwohl es mir das Herz zerbrach. 

„Niall, bitte. Reiß dich zusammen.", flüsterte er und Niall senkte den Kopf, „Sie ist weg. Sieh es ein. Du kannst ihr nicht helfen." „Aber ich wäre der Einzige, der ihr helfen kann.", hilflos sah er mich an. „Ich weiß nicht, wobei du ihr helfen könntest, aber das ist sie auf jeden Fall nicht.", seufzte Louis und sah zu mir, „Es tut mir leid Madame." 

„Kein Problem.", erwiderte ich leise und Niall sah zu mir. Seine Augen leuchteten und er wusste genau, dass ich es bin. „Vielleicht will sie sich auch nicht helfen lassen.", murmelte er so, dass es eigentlich keiner hören sollte, doch ich hatte gute Ohren.

Louis sah ihn fragend an, doch er schüttelte mit dem Kopf. „Entschuldigung.", er sah mich an, „Ich sehe heute ständig ein bekanntes Gesicht in Leuten, obwohl es völlig verschiedenen Gesichter sind." Louis nickte ihm zu und sie verabschiedeten sich. 

Wenn ich mich nicht irrte, war Niall enttäuscht. Zumindest verriet es mir sein Gang. Wenn er wüsste, wie schwer mir das gerade gefallen war...

Keiner will raten? :(



The Order (Adventskalender 2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt