„Lisa. Mit Ihnen möchte ich noch sprechen. Bitte bleiben Sie.", die Frau nickt mir kurz zu und ich bekam Angst.
Was ist, wenn sie mich feuern würde? Dann wäre ich wieder zu weit von ihm entfernt und müsset von vorne anfangen. Das würde zu viel Zeit opfern.
„Ich wollte Ihnen nur aufrichtig danken. Es war sehr lobenswert von Ihnen Mr. Sheeran noch zu helfen, obwohl sie schon viel gearbeitet haben. Wenn Sie möchten, werden Sie öfters eingesetzt.", lobte sie mich und sah mich beim letzten Teil fragend an.
Ich zog erstaunt meine Augenbrauen hoch und fasste es nicht. „Ehm ja klar.", erwiderte ich schnell und sie nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet.
„Morgen ist Treffen um 14:30 Uhr. Wir werden auf einer Tea Party erwartet.", informierte sie mich und verabschiedete sich dann. Ich war verwirrt darüber, dass sie mich wirklich nur gelobt hatte. Davor hatte sie uns explizit den Vorgang von gestern noch einmal geschildert, was sehr lange gedauert hat.
Danach hat sie erzählt, wer bei dem nächsten Auftrag mit dabei ist und zu guter letzt hat sie uns unseren Lohn ausgehändigt. Ich wäre fast eingeschlafen, da der Alkohol mich immer noch unfähig machte. Zu wenig Schlaf hatte ich zwar auch bekommen, doch das kannte ich ja schon.
Da ich morgen nicht wieder das Gleiche anziehen konnte, entschied ich mich, mir meine erste weiße Hose zu zulegen. Schwarze Hosen und Oberteile hatte ich genügend, doch eine weiße Hose konnte ich eigentlich nicht gebrauchen. Bei diesem Job hingegen schon.
Ich ging in irgendein Kaufhaus und suchte nach einer weißen Hose, die mir passte. Es dauerte bis ich eine gefunden habe, die mir zusagte. Ich bezahlte sie an der Kasse mit meinem gerade frisch verdienten Geld und irgendwie war ich glücklich.
Es war mal etwas anderes mit legal verdientem Geld zu bezahlen. Auf irgendeine Art fühlte ich mich auch besser. Ich trat aus dem Geschäft und entschied mich direkt nach Hause zu gehen, da ich mich immer noch schlapp fühlte. Vielleicht würde ich später joggen gehen, um mir einen Überblick zu verschaffen.
„Er hat meine Tasche. Halten Sie den Dieb.", wurde ich aus meinen Gedanken geholt und sah mich um. Ein paar Meter von mir entfernt stand eine ältere Dame, die sich hilflos umschaute. Ich nahm die Tasche stärker in die Hand und lief los.
Der Dieb war nicht sehr weit weg, jedoch ist es schwierig ihn einzuholen. Ich steigerte meine Tempo und bemerkte, dass die Lücke kleiner wurde. Er bog um die Ecke ab und ich steigerte mein Tempo erneut, um ihn nicht zu verlieren. Ich bog ebenfalls um die Ecke und rannte direkt gegen ihn.
„So sieht man sich wieder.", grinste er und mein Puls erhöhte sich.
„Bist du schon so tief gesunken, dass du ältere Damen beklauen muss?", provozierte ich ihn und zog eine Augenbraue hoch.
Bloß keine Angst zeigen. Er ist es schon gar nicht wert. „Seit wann bist du denn ein braves Mädchen?", stellte er mir die Gegenfrage und schob ebenfalls seine Augenbraue hoch.
Er strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr, welche sich aus dem Zopf gelöst hatte.
Ich hingegen schlug seine Hand weg. „Das geht dich nichts an.", fauchte ich.
„Doch noch die Alte.", grinste er anerkennend. „Doch noch der alte ignorante Blödhammel.", gab ich zurück und sah ihn emotionslos an.
„Heute hast du gewonnen Kleines, aber bald werden wir uns schon wieder sehen. Ich freue mich drauf.", verabschiedete er sich, warf mir die Tasche zu, die ich geschickt auffing und verschwand.
Ich hingegen blickte ihm hinterher und versuchte meinen Puls zu beruhigen. Noch immer schaffte er es mit mir etwas anzustellen, was ich nicht verhindern konnte.
„Hast du ihn bekommen? Kind geht es dir gut?", die ältere Dame kam auf mich zugeeilt und sah mich besorgt an. Ich schüttelte kurz mit dem Kopf, um wieder in die Realität zu kommen. „Ja. Mir geht es gut.", hauchte ich, obwohl es gelogen war und überreichte ihr ihre Tasche.
„Vielen Dank. Wie kann ich dir nur danken? Ich darf dich doch duzen oder?", erkundigte sie sich und ich nickte. „Sie brauchen mir nicht danken.", winkte ich ab, doch die Oma schüttelte mit dem Kopf. „Grandma, wieso hast du nicht auf mich gewartet? Ich habe dich überall gesucht.", hörte ich eine Stimme und sah hinter der älteren Dame einen bekannten Rotschopf aufblitzen.
„Oh hey. So sieht man sich wieder.", lachte er und seine Augen strahlten.
Er war ehrlich. Ich nicht.
„Hey.", murmelte ich leise. „Kommst du morgen auch?", fragte Ed und ich nickte, auch wenn ich verwundert war, dass er über die Termine Bescheid wusste. „Meine Oma feiert morgen ihren Geburtstag. Dann werden wir uns wohl wieder sehen.", erklärte er mir. „Das ist ja schön, dass ich schon mal mindestens eine hübsche, junge Kellnerin kennen gelernt habe.", freute sie sich und auch bei ihr erreichte ihr Lächeln ihre Augen.
Bei mir hingegen noch nicht einmal den Mund.
„Ich denke, ich muss jetzt los.", verabschiedete ich mich, um nicht noch ein schlechteres Gewissen zu bekommen, „Wir sehen uns morgen." „Vielen Dank noch einmal.", rief mir Eds Oma hinterher und ich nickte einfach. Hinter mir hörte ich sie noch erzählen, was für eine Heldin ich wäre.
Das Problem war nur, dass ich keine war. Ich war das komplette Gegenteil.
Eine Mörderin und bald würden sie es am eigenen Leibe erfahren. Ich schluckte und beschleunigte meinen Gang.
Wie suspekt es doch einfach war, ihn so oft zu treffen. Zudem fiel mir auf, dass ich sofort angefangen habe, ihn zu duzen. Da er aber nichts dagegen gesagt hatte, beschloss ich es auch weiter zu machen. Leider machte seine Nettigkeit mir alles nur noch schwerer.
Mir war noch nie so ein sympathischer Mann unterlaufen, bei dem ich mich dazu zwingen muss, neutral zu denken beziehungsweise meinen Auftrag zu erfüllen. Jeder hatte normalerweise irgendetwas an sich, was niemand wissen sollte. Also etwas Schlechtes, doch dieser Mensch war einfach durch und durch bemüht.
Der Gedanke ihn bald töten zu müssen, lag mir schwer im Magen.
Wenn ich wenigstens einen Grund hätte, könnte ich ihn mir die ganze Zeit einreden und das ganze würde den Auftrag zumindest ein wenig erleichtern. Es gab einfach keinen Ausweg.
Bald würde der sympathische Ed nicht mehr da sein, so schwer es mir fällt. Der Auftrag ging vor.
Sorry, bin im Klausurenstress :(
![](https://img.wattpad.com/cover/55278782-288-k528527.jpg)
DU LIEST GERADE
The Order (Adventskalender 2015)
Teen Fiction„Du wirst diesen Auftrag erfüllen, haben wir uns da verstanden?" Stumm nickte ich vorsichtig und atmete erleichtert auf, nachdem er das Messer von meinem Hals genommen hatte. Ich weiß, dass ich keine Angst zeigen sollte, doch das war nicht so einfac...