„Wo würde sich so ein kleiner Schnipsel verstecken?", überlegte ich und sah mich im Raum um.
Überall lagen Klamotten rum. Ein paar auf einem Stuhl, welche auf dem Bett, wieder andere auf der Kommode. Trotzdem lag kein einziges Kleidungsstück auf dem Boden. Das Parkett war frei, doch ich hätte es lieber anders herum.
Ich musste suchen und auf einem Boden versteckte man kaum etwas. Die Klamotten wurden ein Stück zur Seite geschoben und ich öffnete eine Schublade, die ich durchwühlte. Jedoch fand ich nichts, wonach ich suchte. Seine Klamotten wurden wieder ungefähr so zurück geschoben, wie sie vorher hoffentlich lagen.
Ich sah mich im Zimmer um und bemerkte den Kleiderschrank. Vielleicht hatte er dort ja seine Jacke hängen und ich konnte endlich den Schnipsel finden.
Mit einem guten Gefühl öffnete ich den Kleiderschrank und ich schrie. Vor mir befand sich eine Leiche. Ich hörte Schritte und schmiss die Schranktür zu. Ein Versteck war nicht zu finden und es war auch schon zu spät.
Die Tür sprang auf und er hatte ein hämisches Grinsen aufgesetzt. „Ich wusste, dass du irgendwann kommen würdest.", lautete seine Begrüßung und ich schluckte.
Er kam näher auf mich zu und ich ging immer weiter zurück, bis ich die Wand an meinem Rücken spürte. „Du suchst bestimmt nach dem hier.", er holte einen Zettel hinaus und hielt ihn mir vors Gesicht.
„Gib ihn mir her. Das ist meiner.", mutig machte ich mich größer und trat einen Schritt vor. „Nö, jetzt nicht mehr.", grinste er und steckte den Zettel weg. „Das wirst du bereuen.", knurrte ich und sprang auf ihn drauf. Wir kämpften länger, doch irgendwann schaffte ich es tatsächlich und hatte die Oberhand.
Mein Messer lag in meiner Hand und die wiederum fand sich nah an seinem Gesicht wieder. „Ich wäre an deiner Stelle vorhin netter gewesen.", belehrte ich ihn und genoss die Angst in seinen Augen.
„Spätzchen es ist nicht nett, seine eigene Mutter zu bedrohen.", ertönte plötzlich ihre Stimme und ich hielt inne.
Geschockt sah ich mich um, jedoch sah ich keinen. „Unter dir.", half mir die Stimme und erschrocken sah ich in das Gesicht von ihr. „Wie kann das sein?", stotterte ich und entfernte das Messer.
„Man tötet keine Menschen.", sagte sie und sah mich tadelnd an. „Das hast du doch auch jahrelang gemacht.", beschwerte ich mich und konnte immer noch nicht glauben, dass sie wirklich unter mir lag. Sie war doch schon längst tot.
„Das ist etwas anderes.", sie zuckte mit den Schultern. „Ich muss es aber zu Ende bringen.", murmelte ich, „Deinetwegen."
„Wenn du meinst.", sie war von meiner Meinung abgetan.
„Ich habe es mir damals geschworen.", erklärte ich und stand auf. Ich würde dieses Versprechen auch halten. Meine Füße wurden unter mir weggezogen und alles um mich herum wurde schwarz.
Verschwitzt schreckte ich hoch und meine Atmung ging schneller. Panisch sah ich mich um, doch hier war keiner. Ich war alleine.
Dieser Zettel machte mich schon verrückt. Nur weil ich heute nach ihm gesucht und nicht gefunden habe, musste ich nicht gleich auch noch so einen schrecklichen Traum davon bekommen. Immer wieder sah ich ihr Gesicht vor mir.
„Das war alles nur eine Einbildung. Sie ist tot. Wirklich.", betete ich vor mir hin, bis ich wieder etwas normaler wurde. Ich guckte auf die Uhr: 2:36 Uhr.
An Schlafen war jetzt nicht mehr zu denken. Dessen war ich mir bewusst. Ich schlug die Decke zurück und tapste mit nackten Zehen zu dem Fenster. Dort schaute ich hinaus und verfing mich in den Sternen, die so klar leuchteten.
Sie wartete da oben auf mich.
Doch ich war noch nicht fertig. Ich wollte sie nicht enttäuschen. So langsam musste ich voran kommen und dem Allem hier ein Ende setzten. Denn das konnte nur ich.
< „Lass mich nicht alleine.", murmelte ich und hielt ihre Hand. Sie lächelte nur und strich mir über meinem Kopf. „Bitte, sag doch etwas.", flehte ich und versuchte ihre Hand weiterhin festzuhalten, obwohl ich wusste, dass es nichts mehr brachte.
„Nein. Bitte. Du kannst mich nicht alleine lassen.", ich hielt ihre Hand und schüttelte sie leicht. Sie sah mich nur mitleidig an. „Ich habe dich so lange gesucht, Mama.", ihre Augen blinzelten und sie verzog ihren Mund zu einem Lächeln.
„Gib niemals auf Maus.", murmelte sie und ihre Augen blinzelten häufiger. „Nein. Du darfst nicht sterben, hörst du.", schrie ich, „Du kannst mich doch nicht alleine lassen. Ich brauche dich."
„Du schaffst das. Ich liebe...", das letzte Wort schaffte sie schon nicht mehr auszusprechen und ihre Augen fielen ganz zu. „Mama. Jetzt wach auf. Mach keine Scherze.", schluchzte ich und schüttelte den leblosen Körper. Wäre ich mal früher gekommen. „Bitte Mama. Wie soll ich das oben dich schaffen?", fragte ich und die Tränen liefen mir hinunter.
Sie fielen auf ihr Gesicht, doch sonst war von ihr keine Regung zu vernehmen. „Ich bin alleine.", stellte ich mit Schluchzern fest, „Sie hat mich allein gelassen."
Lange saß ich dort noch neben ihr auf dem Boden, obwohl es schon längst vorbei war. Mir flossen die Tränen runter und meine Sicht war verschleiert, doch das war Nebensache. Immer und immer wieder überprüfte ich, ob sie nicht doch noch ein Lebenszeichen von sich gab, doch jedes Mal wurde ich erneut enttäuscht.
Das war alles meine Schuld. Ich hätte sie eher finden müssen. Plötzlich hörte ich Schritte, weshalb ich schnell aufsprang und mich versteckte. Es kamen ein paar Männer in den Raum und ich zog die Luft ein. Sie sahen sich um und betrachteten die Leiche vor welcher ich bis eben noch gehockt habe.
Ich hörte nicht, was sie sagten, doch es war auf jeden Fall nichts Gutes, da sie immer wieder die Leiche mit dem Fuß an stupsten beziehungsweise sie traten. Meine Kehle war wie zugeschnürt, ich wollte schreien, sie wegschubsen, doch ich hatte keine andere Wahl.
Deshalb blieb ich in meinem Versteck und sah einfach zu, wie leichtfertig sie die Leiche wegnahmen. Ich wollte nicht mitansehen, wie sie sie behandelten, jedoch schaffte ich es auch nicht, meine Augen abzuwenden. Ihre Gesichter und ihre Blicke brannten sich in mein Gehirn.
Nachdem sie gegangen waren, stürzte ich aus meinem Versteck. Ich schrie laut, doch es half nichts. Sie war weg und ich war allein.
„Ich werde mich rächen.", schwor ich mir und blickte finster zu der Tür, wo sie raus gegangen waren. >
Gerade noch rechtzeitig. Was habt ihr so alles bekommen. Hattet ihr einen schönen Tag? :)
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The Order (Adventskalender 2015)
Novela Juvenil„Du wirst diesen Auftrag erfüllen, haben wir uns da verstanden?" Stumm nickte ich vorsichtig und atmete erleichtert auf, nachdem er das Messer von meinem Hals genommen hatte. Ich weiß, dass ich keine Angst zeigen sollte, doch das war nicht so einfac...