„Verratet ihr mir endlich wohin es geht?", wiederholte ich meine Frage bestimmt zum zehnten Mal und war sichtlich genervt. „Nö.", grinste Niall mir entgegen und es war keine Spur mehr von gestern Abend in seinen Gesicht zu sehen.
Auf dem Weg zu ihnen war ich unsicher, ob Niall möglicherweise doch sauer auf mich ist, jedoch verwarf ich die Vermutung, als er mir zur Begrüßung seinen Bauch mit einem blauen Fleck präsentierte. „Ist doch gar nicht so schlimm. Tut ein wenig weh, doch es gibt Schlimmeres.", war sein einziger Kommentar und er winkte ab, als ich mich noch einmal entschuldigte.
„Mir ist langweilig. Spielen wir 'Ich sehe was, was du nicht siehst?", wollte Louis wissen und er fing es schon an zu spielen, bevor er eine Antwort bekommen hat. „Okay ich sehe was, was ihr nicht seht und das ist...farblos.", sagte Liam und wir alle sahen uns verwirrt an.
„Liam das ist unfair. Du musst eine Farbe wählen. Das ist gegen die Regeln.", schmollte Louis und Liam schüttelte den Kopf. „Es gibt nur eine Regeln und das ist Ehrlichkeit.", hielt Liam dagegen und somit wurde eine Diskussion entfacht. Wir anderen hielten uns so gut es ging raus.
„Ist es vielleicht die Luft?", räusperte ich mich und nun galt die Aufmerksamkeit mir. Ich wollte doch nur, dass die Diskussion aufhörte. „Nah dran.", lächelte Liam und jetzt rieten auch die Anderen weiter, jedoch war alles falsch. „Okay ich spreche mal für uns, dass wir aufgeben.", meinte Niall irgendwann und seufzte, „Was ist es?"
„Das Wasser in der Flasche.", lachte Liam und schon fing eine erneute Diskussion mit Louis an. Ob es das Wasser denn wirklich farblos wäre und rein theoretisch würden wir die Sachen ja mit Farben sehen und so weiter. „Jungs hört auf. Wir sind da.", kündigte der Fahrer an und alle beeilten sich auszusteigen. Als ich draußen war, staunte ich, da ich von Bergen umgeben war.
„Gehen wir wandern?", wollte ich wissen, sah jedoch weiter auf die Berge. „Ne, klettern.", erbarmte sich Niall und ich lächelte ihm kurz zu. „Kannst du klettern?", erkundigte sich Louis, während wir unsere Kletterausrüstung anzogen. „In den Bergen war ich noch nie richtig klettern, aber ich denke, dass ich es hinbekommen werde.", antwortete ich und er nickte.
„Können wir los?", fragte Liam in die Runde und da alle Start bereit waren, fing er an. Wir anderen folgten ihm, jedoch nahmen wir nie die gleichen Kerbungen wie er. Es war anstrengend, doch ich musste es sagen, dass es Spaß machte. So richtig geklettert bin ich noch nie, aber in meinem Job war es manchmal nötig etwas zu erklimmen, weshalb ich dafür ein paar Grundaufgaben des Klettern beherrschen musste.
„Sollen wir kurz eine Pause einlegen? Das nächste Stück ist etwas kraftaufwendiger.", rief Liam von oben und er bekam ein einstimmiges „Ja" zurück. Ich vermutete insgeheim, dass er diese Strecke schon einmal geklettert war. Sonst würde er nicht so routiniert daran gehen, so schnell sein und wissen, wo wir hinmüssen beziehungsweise welche Strecke einfacher und welche leichter ist.
Wir tranken ein wenig und setzten uns auf dem Boden. Keiner sagte etwas, da vermutlich die Atmosphäre geströmt werden könnte. Trotzdem kletterten wir irgendwann weiter und den schwierigen Teil überwanden wir auch alle, obwohl es länger dauerte. Außerdem waren wir ja schon ein wenig erschöpft von dem Klettern davor.
Nach dem schwierigen Teil kamen ein paar Leichte und ein paar Mittlere noch. Man merkte, wie selbst die leichten Strecken schwerer wurden, da einem die Kraft ausging. „Wir haben es fast geschafft und können jetzt entscheiden: Entweder einen leichten Weg oder zum Schluss noch einmal einen Schwierigen. Wer ist für den Schwierigen?", leitete Liam die Umfrage. Harry und ich zeigten auf.
„Okay. Louis und Niall ihr geht bis zu dem großen Stein und ab da könnt ihr weiter klettern. Der leichte Weg ist wirklich nicht zu verfehlen.", das Letzte sagte er mit ein wenig Nachdruck und Louis grinste. „Wir schaffen das schon Liam. Ich habe ausgezeichnete Kenntnisse Wege zu finden.", grinste Louis.
„Deswegen mache ich mir ja Sorgen.", murmelte Liam und Luis zog die Luft ein beziehungsweise tat auf beleidigt. „Dann mal los. Noch einmal Luft und dann weiter.", bestimmte Liam und ich nickte. Ich ordnete mich in der Mitte hinein und fing an zu klettern. Es war noch kraftaufwendiger, doch es machte Spaß vor einem Problem zu stehen.
Mit jedem Hochziehen wurde es schwieriger und ich musste mir den Schweiß ab und zu von der Stirn abwischen. „Wir haben es fast geschafft.", rief Liam und sah zu uns hinunter. Auch er schwitzte, doch sonst sah man ihm die Anstrengung nicht an. Ich sah hinunter zu Harry, welcher vermutlich so ähnlich aussah wie ich. Zum Glück war ich nicht die Einzige, die erschöpft war.
„Geschafft.", rief Liam, nachdem er sich ein letztes Mal hochgezogen hatte und nun auf festem Boden stand, „Lasst euch ruhig Zeit. Ich suche mal Niall und Louis." Schon war sein Kopf verschwunden und wir waren wirklich auf uns alleine gestellt. Da Harry und ich etwas langsamer waren, ist der Abstand generell sehr groß geworden.
Deshalb lag noch eine mehr oder weniger lange Strecke vor uns. Ich atmete tief durch und sammelte noch einmal alle meine Kräfte. Mein Arme fühlten sich schlaff an, doch aufgeben kam nicht in Frage. Ich hörte plötzlich jemanden schreien und sah schnell nach unten. „Warte ich komme und helfe dir.", rief ich und kletterte wieder hinunter.
„Bin nur abgerutscht und schaffe es auch alleine.", murrte er, doch ich ignorierte diese Aussage, da selbst ich sehen konnte, dass es allein nicht machbar war. „Jetzt kämpf gegen dein Ego an und nimm meine Hand.", bestimmte ich und hielt ihm meine Hand entgegen. Er zögerte, doch dann nahm er meine Hand an und ich zog ihn näher zu dem Felsen, wo er sich festhalten konnte.
„Lass uns den Rest gemeinsam klettern.", schlug ich vor und er gab keine Widerworte. Der restliche Kletterweg verlief so gut wie schweigend. Ab und zu gaben wir uns gegenseitig Tipps, wie wir am besten weiterkletternd konnten. Als wir das Ende erreichten, halfen wir uns auch, damit wir es hoch schafften.
Erschöpft blieben wir auf dem Boden liegen und unsere Atmung ging schnell. Vermutlich rannte uns beide der Schweiß von dem Körper, doch in dem Moment war das egal. Hauptsache wir waren lebend oben angekommen.
„Du bist vielleicht doch ganz in Ordnung.", meinte Harry auf einmal und ich drehte meinen Kopf. „Du auch.", gab ich zurück und er grinste schief. Wir hatten uns akzeptiert und damit war das Thema gegessen.
Harry und "Lisa" haben sich jetzt auch angefreundet :)
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The Order (Adventskalender 2015)
Teen Fiction„Du wirst diesen Auftrag erfüllen, haben wir uns da verstanden?" Stumm nickte ich vorsichtig und atmete erleichtert auf, nachdem er das Messer von meinem Hals genommen hatte. Ich weiß, dass ich keine Angst zeigen sollte, doch das war nicht so einfac...