5. Dezember

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„Ich hab's. Das sind die perfekten Schuhe für dich.", schrie er durch den ganzen Laden und kam mit einem paar schrecklichen Schuhen auf mich zu, während er grinste, „Die musst du nehmen. Sind sogar recht günstig. Nur $829." 

Seitdem er mich in diesen Nobelladen gezogen hat, kam er alle zwei Sekunden mit einem noch hässlicherem Schuh an und posaunte das durch den ganzen Laden, was ein wenig peinlich war, da ihn alle böse anstarrten aufgrund der Stille. Ihn schien das jedoch nicht zu stören und er machte einfach weiter. Wahrscheinlich kann er es sich leisten. 

„Sollten wir nicht lieber nach einem normalen Schuh schauen und uns danach über die Schuhe lustig machen?", unsicher sah ich ihn an und er überlegte, nickte dann schließlich. „Gut, dann suche ich mal nach einer Verkäuferin.", gab er mir Bescheid und verschwand, während ich mich einfach nur hilflos in diesem Laden fühlte. 

Eingeengt zwischen den ganzen Sachen. Die Sachen, die hier hingen, waren mehr Wert, als ich je im leben haben werde. Wenn ich mal irgendwann reich sein sollte, werde ich nicht für solche Sachen mein Geld ausgeben, sondern lieber anderen Menschen helfen. „Welche Schuhgröße ist für Sie geeignet?", eine Verkäuferin kam auf mich zu und lächelte mich nett an. Wie hat die sich wohl hier verirrt? Seit wann gibt es nette Menschen in einem Nobelladen? „39-40.", sagte ich leise, da ich die Ruhe hier nicht stören wollte. 

In gewisser Weise hatte ich Respekt vor den älteren Herrschaften, die sich hier umsahen. „Da haben wir sehr viel Auswahl. Wünschen Sie eine exakte Farbe?", erkundigte sie sich und am liebsten würde ich aus dem Laden rennen. „Ehm ich glaube Schwarz wäre ganz gut oder?", unsicher sehe ich den Unbekannten Spender meiner neuen Schuhe an und er nickte sicher. „Natürlich. Dann folgen Sie mir bitte.", lächelte sie und lief zu einem Regal, wo mehrere schwarze Schuhe standen, „Haben Sie eine gewünscht Preisspanne? Oder ist Ihnen der Preis unwichtig?" 

Bevor ich etwas sagen konnte, dass es nicht allzu teuer sein sollte, sagte mein Zahler, dass der Preis nicht wichtig sei, Hauptsache bequem und ich schluckte. „Probieren Sie, ob diese in Ordnung sind.", sie reichte mir ein paar Schuhe, die keineswegs bequem aussahen, da sie viel zu hoch sind. „Auf keinen Fall.", ging er dazwischen und beäugte die Schuhe, „Viel zu hoch." Ich seufzte erleichtert und war froh, dass er wirklich auf mich achtete. Wenn er mir schon Schuhe kaufte, sollten sie dann wenigstens gut für mich sein. 

„Ist dieser Absatz eine vorstellbare Höhe für Sie?", fragte die Verkäuferin nach und zeigte einen Schuh, der zumindest eine vorstellbare Höhe hatte. „Sollen die Schuhe eher schlicht gehalten sein oder eventuell ein Muster?", stellte sie die nächste Frage und ich sah wieder zu ihm, welcher aber zu mir sah. „Möglicherweise schlicht, wenn das geht, aber Muster sind auch in Ordnung.", antwortete ich leise. „Ich sehe mal, was sich machen lässt.", die Verkäuferin nickte und verschwand, um noch mehr Schuhe zu holen. 

„Probier den schon mal an.", forderte er mich auf und ich setzte mich auf einen Sessel, zu dem der Name wirklich passte, da er sehr bequem war. So müsste mein Schuh auch sein. Am liebsten würde ich hier liegen bleiben und einfach nur schlafen, doch das ging nicht, weshalb ich meinen Schuh auszog und nach einer Probiersocke angelte, die es hier erstaunlicherweise ebenfalls gab. Ich schlüpfte in den Schuh und verzog sofort mein Gesicht. 

„Der ist nichts. Zu unbequem.", rief er durch den ganzen Laden zu der Verkäuferin, welche mir leid tat, weil sie so viele Ansprüche auf einmal bewältigen muss. Trotzdem kann mir dann der Gedanke, dass dies ihr Job sei und wir wahrscheinlich netter waren als irgendwelche anderen Menschen. „Probieren Sie mal diese.", die Verkäuferin stellte mir eine große Auswahl an Schuhen hin und ich fragte mich, wie sie es geschafft hat, diese bis hier hin zu bringen ohne in ihren hohen Schuhen zu stolpern. 

„Bevor du anfängst, welche gefallen dir nicht?", unterbrach er mich, als ich einen Schuh nahm. „Ehm, der, der und der.", ich zeigte auf drei Schuhe und sofort hob er sie auf, um sie weiter an die Verkäuferin zu geben, die diese auf der Stelle wegbrachte. Ich probierte etliche Schuhe und habe bei fünf aufgeführt zu zählen. Ich war es nicht gewohnt, so viel Auswahl zu haben. Auch wenn ich nur eine Kleinigkeit bemäkelte, nahm er die Schuhe direkt aus der Auswahl. 

Noch 4 paar Schuhe. Ich zählte den Countdown. „Hier.", er reichte mir das erste Paar und ich zog es an. „Irgendwie glänzen die bläulich oder liege ich falsch?", wunderte ich mich und sah auf die Schuhe. „Dann sind sie raus.", erklärte er ganz einfach und ich war ein wenig traurig, da sie zu meiner engeren Auswahl gezählt hätten. In der engeren Auswahl waren nicht viele, aber trotzdem immer noch nicht der Schuh, den ich suchte. „Wie steht's mit dem?", das nächste Paar wurde mir gegeben und schon gleich beim Anziehen schüttelte ich den Kopf. 

„Das hier?", das zweite Schuhpaar. Ich schlüpfte aus dem einem hinaus und direkt in den Zweiten hinein. Vorsichtig stand ich auf und lief ein Stück. „Das ist er.", hörte ich ihn rufen und er sah mich fragend an. „Bis jetzt ist er der Beste.", erwähnte ich vorsichtig, doch er schüttelte Kopf. „Nein, man sieht es dir an. Freu dich ruhig.", grinste er. „Ich probiere aber lieber noch mal den anderen Schuh.", lenkte ich schnell vom Thema ab und schnappte mir das letzte Paar, was jedoch nicht mal ansatzweise bequem war. 

„Ich hatte schon eine Vorahnung, dass Sie sich für dieses Paar entscheiden würden.", erwähnte die Verkäuferin, nachdem wir ihr meine Entscheidung mitgeteilt haben. Erstaunt sah ich sie an, doch sie bemerkte es nicht und lief zur Kasse. „Wieso hat sie ihn uns dann nicht als Erstes gezeigt?", stöhnte er und sprach meine Gedanken aus. 

„Wieso zeigst du eigentlich keinen Respekt vor älteren Herrschaften?", erkundigte ich mich, um das Thema zu wechseln und sah ihn von der Seite an. „Ich respektiere sie, jedoch ist nichts gegen etwas Spaß einzuwenden.", lehrte er mich und grinste schief. Damit war unsere Unterhaltung beendet und er bezahlte. Ich wagte es kaum, mir den Preis anzusehen, doch als ich es tat, bekam ich einen doppelten Herzinfarkt, weshalb ich schnell wieder wegsah. 

„War doch gar nicht so teuer.", sagte er, nachdem wir rausgegangen waren und überreichte mir dir Tüte. Ich hingegen schluckte nur heftig. „Ich finde es so cool, dass ausgerechnet ich es geschafft habe, dass ein Fan für uns kellnert, der nicht verrückt ist.", freute er sich und ich sah ihn schräg von der Seite an. Fan?! Jedoch nickte ich einfach nur gequält, was ihn jedoch nicht störte. 

„Sag mal von wo kommst du eigentlich? Du hattest ja gesagt, dass du mich nicht so gut verstehen kannst.", fragte er mich und blieb stehen, da er andeutete, dass er nicht mehr so viel Zeit für mich hatte. 

„Ehm nicht von hier. Wir sehen uns hoffentlich auf der Party und äh nett von dir, mir extra Schuhe zu kaufen.", verabschiedete ich mich ausweichend, winkte (auch wenn ich dies nie tat) und lief davon. In meinem Rücken spürte ich jedoch seine bohrenden und verwunderten Blicke, doch das sollte mir egal sein. 

Wie gefällt euch die Story bis jetzt? :) Wäre gut, wenn ihr ein wenig Werbung machen würdet. Schönen Samstag :))



The Order (Adventskalender 2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt