Liebe geht ihren eigenen Weg

22.

Skyla

Keine Sekunde später, förderte ich die Pistole zutage und richtete sie auf Dyan, der in diesem Moment wieder zu mir blickte. Sein Blick verharrte auf der Pistole, bis er mich fassungslos ansah.

„Woher hast du die?", fragte er und sah mich beunruhigt an.

Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an, „Das ist mein kleines Geheimnis."

Am liebsten hätte ich Dyan gerade erschossen. Er hatte mir mehr wehgetan, als ich mir jemals glauben ließe. Die Angst um Amelie war einfach riesig. Allerdings war es auch Amelie die mich zurückhielt Dyan etwas anzutun. Amelie war einfach ein kleiner Schutzengel, egal für wen.

„Und jetzt lass Amelie los, ich schieße sonst.", warnte ich die Jungs, aber vor allem Dyan. Diese Drohung meinte ich wirklich ernst, daran zweifelten die anderen aber.

„Sie würde dich niemals erschießen Dyan. Ich wette sie ist genauso wie alle anderen in die verknallt und versuchte sich jetzt durch einen Spielzeugpistole interessanter zu machen.", sagte ein Junge, dessen Namen ich nicht kannte. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich ihn. Dyan lachte auf und entspannte sich. Amelie war immer noch nahe an seine Brust gepresst, was weder mir, noch Amelie oder Tommy gefiel. Er sah so aus, als würde er sich jeden Moment auf Dyan stürzen. Offenbar hatte er sich wirklich verliebt. Na ja, ich glaube nach dieser Aktion hatte er es sich verscherzt. Hoffentlich...

„Ich schieße wirklich!", rief ich.

„ja, klar.", meinte Dyan ironisch. Einen letzten Blick auf Amelie, die sich bemühte, die Schmerzen die Dyan ihr bereitete, vor mir zu verbergen. Aber trotzdem merkte ich, dass sie unheimlich litt. Auch ihr bittender Blick konnte nichts an meiner Entscheidung ändern.

Ich entsicherte die Pistole und sah, wie sich die Augen aller Anwesenden weiteten. Trotzdem machte Dyan keine Anstalten meine Freundin loszulassen. Dann halt anders.

Zielsicher schoss ich haarscharf an Dyans Hosenbein vorbei.

Der Knall war nur leise, was mich ehrlich gesagt nicht wunderte. Die Neuen Pistolen waren ziemlich leise, damit möglichst niemand von Kämpfen etwas mitbekam.

Als ich aufblickte, sah ich in fünf geschockte Gesichter. Und dann in Amelies, sie wurde von Dyan losgelassen und torkelte in meine Arme. Ich schloss sie in eine Umarmung und flüsterte, „Ich hatte solche Angst!"

„Ich auch.", gab sie ebenfalls leise zurück. Die Pistole war immer noch in meiner Hand und als ich Amelie wieder losließ, sagte ich, „Geh schon mal runter, ich komm gleich."

Sie nickte und verließ den Raum.

„Sykla, ich... es tut mir Leid!", murmelte Dyan und sah zu mir. Ich erwiderte seinen Blick kalt, „Dafür ist es zu spät. Nur weil ich jetzt eine Pistole hab, müsste ihr nicht sagen, es tut euch leid, wenn es euch nicht Leid tut. Aber nur mal so nebenbei, Dyan, sei froh das Amelie da war und dich und die anderen beschützt hat, sonst wärt ihr jetzt bestimmt im Krankenhaus."

„Ja, klar Skyla. He, das war nur ne kleine Entführung, was regst du dich gleich so auf. Ich dachte immer du wärst die ohne Herz?!", rief er.

„Vielleicht bin ich diese Person nicht bei allen. Bei manchen muss ich sie halt sein. Außerdem gehen dich meine Gefühle gar nichts an. Wie ich mich fühle, geht dich einen Scheißdreck an. Dyan, ich warne dich, wenn du so etwas noch einmal machst, nur um mich ins Bett zu kriegen, dann kann ich für nichts mehr garantieren.", sagte ich ruhig, aber trotzdem mit unüberhörbaren Wut in der Stimme.

„Ach ja, kein Wort an niemanden, sonst werdet ihr ein großes Problem haben, verstanden?", fragte ich in die Runde, woraufhin alle nickten.

Zufrieden verließ ich den Raum und lief die Stufen des Dachbodens hinab. Dort holten mich all meine Gefühle wieder ein. Die Angst um Amelie, war unbeschreiblich groß gewesen.

Mit meiner ganzen Macht, versuchte ich die Tränen zu unterdrücken, was mir letztendlich auch gelang. Ich durfte einfach nicht weinen. Niemals sollte jemand meine schwache Seite kennenlernen. Die durfte niemand kennen. Nicht einmal Amelie oder Jason...