Kapitel 7

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Die Rennen begannen.
Gewinnen.
Das Einzige, was zählte.
Wer war der Schnellere?
Wer kam zuerst im Ziel an?
Egal wie.
Oftmals passierte das auch auf unfairen Wegen, aber das interessierte hier niemanden.
Das waren Straßenrennen, wen juckten da schon irgendwelche Regeln?

Ich achtete besonders auf die Reaktionen der Fahrer nach den Rennen.
Die Gewinner waren meist am Lächeln, ein Siegerlächeln eben.
Dann gab es da noch die, die dachten, sie wären die Kings. Sie hatten diesen überheblichen Gesichtsausdruck, der nur so vor Einbildung triefte.

Auf der anderen Seite waren die Verlierer. Von niedergeschlagen, enttäuscht, traurig bis hin zu stinksauer war alles dabei.
Ein paar ließen die Köpfe hängen, andere taten auf gleichgültig, doch dann gab es da die, die auf den Gewinner losgingen. Interessant mitanzusehen, wie sie ihnen irgendetwas unterstellten. Sie hätten das Motorrad manipuliert, war da noch das Harmloseste.

Ich lernte Henrys Schwester Emma kennen, die ein Jahr jünger als ich war, mich aber sofort wie ihre beste Freundin behandelte und mir ihre halbe Lebensgeschichte erzählte.

Was interessierte es mich, ob sie mit fünf Kamelreiten in einem Zoo war, obwohl es erst ab sechs Jahren war?

Trotzallem versuchte ich nett zu sein und ihr wenigstens mit einem Ohr zu zuhören, während wir uns die Rennen ansahen.
An den Straßenseiten beleuchteten Lichterketten in Neon Farben die Strecke. Bei jedem Rennen gab ein anderes Mädchen das Startsignal, indem es sich zwischen die Fahrer stellte und auf eine Tröte drückte.
Weiter hinten entdeckte ich ein paar dunkle Typen, die anscheinend kriminelle Geschäfte führten.
Wahrscheinlich Wetten.
Ein Typ kassierte das Geld der anderen ein und notierte dann etwas.

Als einer mich bemerkte, schaute ich schnell weg und wandte mich wieder Emma zu.
"Wer fährt als nächstes? ", fragte ich die Blondine neben mir, die einen Kopf kleiner als ich war.
Diese zuckte jediglich mit ihren Schultern, doch im selben Moment spürte ich einen warmen Atem an meinem Ohr und Hände auf meiner Hüfte.

"Ich.", hauchte mir eine tiefe, raue Stimme in mein Ohr und verpasste mir somit eine Gänsehaut.

Sein Parfum und der Geruch von Rauch vermischt stiegen mir in die Nase.
Ich wusste sofort, wer es war.
"Jay-", wollte ich gerade anfangen, doch als ich mich umdrehte, sah ich nur noch seinen breiten, sexy Rücken, wie er zum Start lief.
Tja und ich blieb einfach verdattert, mit offenem Mund und großen Augen zurück.

Emma schlug mir so stark auf die Schulter, dass ich mich wirklich fragte, wie viel Kraft in so einem kleinen Mädchen stecken konnte.
Erschrocken und auch wegen der Wucht ihres Schlages zuckte ich zusammen, doch sie bemerkte das gar nicht, sondern zeigte aufgeregt auf den Start.

"Da ist ja dein Bruder!", erkannte sie meiner Meinung nach viel zu hysterisch.
War da etwa ein kleines
Adam-Fangirl?
Ihre Augen funkelten und sie beobachtete ganz genau jede Bewegung meines Bruders.
Als er sich auf sein Motorrad schwang und seinen Helm aufsetzte, seufzte sie verträumt.
Meine Augenbrauen fuhren zusmmen.

Das war ein klitzekleines bisschen gruselig.

Ich wedelte mit meiner Hand vor ihrem Gesicht rum, sodass sie mehrmals binzelte und mich dann verwirrt anschaute.
"Ist was?", fragte sie als wäre gerade nichts gewesen.
"Du stehst auf meinen Bruder? "
Ihr Mund öffnete sich, schloss sich aber wieder. Anscheinend wusste sie nicht, was sie darauf antworten sollte. Doch schließlich stotterte sie ein:
"Wa- was, n-nein. Wi-wie kommst d-du denn darauf?"
Sie lachte nervös auf.
Aha.
"Ach wirklich?", hakte ich tadelnd und mit gehobenen Augenbrauen nach.

Als sie nicht reagierte, machte ich sie nach.
Mein Kinn auf meiner Hand abgestützt, schaute ich in Adams Richtung, seufzte übertrieben.
"Adam ist ja so sexy, uhh er ist so heiß auf seinem Motorrad, guck seine Haare und diese wunderschönen brauen Augen. Und diese Muskeln erst. Raawwrr."

Ich legte meine Hände dramatisch auf meine Wangen.
Emma war sah mich an, als wäre ich ein Alien. Einen Moment lang blieb es still zwischen uns. Wir guckten uns nur an.
Bis ich ihre Mundwinkel ganz kurz zucken sah.
Und noch ein Zucken.
Dieses Zucken verwandelte sich in ein breites Lachen und schon bald brach sie in schallendes Gelächter aus. Ich konnte mich auch nicht mehr beherrschen und lachte mindestens genauso laut. Meine Hände klatschten auf meine Oberschenkel, bis ich mich irgendwann an meinen Knien abstützte und nach Luft schnappte.

Emma vor mir ging es nicht anders. Sie war total rot angelaufen, dass ich echt Angst hatte, sie kippte mir gleich um. Wir beide beruhigten uns nach
einer Weile, doch ein Grinsen lag noch immer auf unseren Gesichtern. Auf beiden Seiten hatte sie süße Grübchen.
Ich musste schon zugeben, sie war etwas komisch, aber echt nett. Sie konnte eine gute Freundin werden.
Die kleine Blondine tippte mich an und zeigte um uns herum.
Die Leute waren verstummt und schauten uns alle an. Wahrscheinlich weil wir vor ein paar Minuten noch wie zwei bekloppte Walrosse gelacht haben.

Röte schoss mir ins Gesicht und ich blickte zu meinem Bruder, der zwar seinen Helm schon auf hatte, aber sein Kopf trotzdem in unsere Richtung gedreht war. Neben ihm war Jayden.
Seine glitzernden Augen lagen auf mir und mit einem wunderschönen Lächeln zog auch er sich den Helm an.
Ein Mädchen ging zwischen die beiden, zählte runter. Das Startsignal ertönte und beide fuhren mit knurrenden Motoren los.

Badboy's BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt