Kapitel 43

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Riinngg

Oh ne.

Heute war der Montag nach den Herbstferien.

Wir kamen gestern aus New York zurück. Meinem Dad ging es wieder gut und er musste nur noch einen Verband um seiner Schulter tragen. Vor der Haustür erwartete uns schon Adam, den ich so fest drückte, wie noch nie in meinem Leben.
"Ich habe dich auch vermisst, Maddy, aber das ist kein Grund, mich gleich zu erdrücken.", lachte er.
Er war nun mal nicht normal, aber er war mein Bruder. Und egal was passierte, ich würde immer zu ihm zurückkehren.
Zwar hatte er Geheimnisse vor mir, worüber ich nicht gerade begeistert war, doch jeder hatte seine Geheimnisse. Das hieß nicht, dass ich so einfach locker ließ, denn natürlich wollte ich alles erfahren.
Ich träumte so gut wie jede Nacht von dem Ball. Die Sanitäter, die uns betreut hatten, meinten, es wäre normal, doch es belastete mich. Mal wurde ich erschossen, mal starb mein Vater und noch viel Schlimmeres. Es würde besser werden, wenn ich wieder in meinen Alltag zurückfand, redeten die Helfer mir gut zu. Und da jetzt wieder die Schule begann, war das bestimmt eine gute Ablenkung.
Nachdem mein Vater nach ein paar Tagen Aufenthalt im Krankenhaus entlassen wurde, passierte nichts Spektakuläres mehr. Wir blieben die meiste Zeit im Hotel oder gingen noch etwas essen, da mein Vater sich noch ausruhen und nicht überanstrengen sollte.
Jayden war merkwürdig.
Ich dachte, nach dem Ball würde sich etwas zwischen uns entwickeln.
Madison, du hast mir ganz schön den Kopf verdreht.
Ganz so schön konnte es wohl nicht sein, sonst würde er mir jetzt nicht aus dem Weg gehen. Sein Verhalten kotzte mich an, deshalb war ich um so glücklicher zu Hause anzukommen. Jedes Mal, wenn ich ihn angesprochen hatte, wich er mir aus oder ignorierte mich vollkommen.
Am Anfang vermutete ich, dass er vielleicht Zeit brauchte so wie jeder von uns, um zu verarbeiten, was wir erlebt hatten.
Doch dann wurde mir klar, dass das kein Grund war, mich wie Luft zu behandeln.
Es stocherte zwar ein bisschen in meinem Herzen herum, doch ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Sollte ich ihn direkt darauf ansprechen?
Oder vielleicht einfach dabei belassen.
Vielleicht meinte er seine Worte gar nicht ernst und er sagte das jeder Zweiten.
Da fiel mir das Mädchen vom Ball wieder ein, die ihn so angehimmelt hatte.
War sie eine Bekannte?
Eine Verwandte?
Oder doch ein Betthäschen?
Seine alte Flamme?
Wer weiß.
Als es mir so bewusst wurde, dass ich ihn nur minutenspäter geküsst hatte, wurde ich rasend.
Wie konnte ich ihm das so einfach durchgehen lassen?
Wahrscheinlich war es der Champagner.
Ich war so naiv.

Müde aß ich meine Cornflakes. Ich musste mich erst wieder an das frühe Aufstehen gewöhnen.
Konnte man sich daran überhaupt gewöhnen?
Mom und Dad schliefen noch und ließen mich mit meinen Qualen allein.
Adam müsste jeden Moment runterkommen.
Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich zurück und kuschelte mich in meine Weste.
Scheiß Schule.

"Guten Morgen!", rief plötzlich Adam neben meinem Ohr und ich schaffte es gerade noch so, nicht vom Stuhl zu fallen.

Ich gab nur einen verstörten Laut von mir und seufzte frustriert.

"Soll ich dich mitnehmen, Sonnenschein?",er lachte über den Spitznamen, den er mir verpasst hatte.

Nachdem ich mit einem 'Mhm' zugestimmt habe, beobachtete ich ihn, wie er gut gelaunt sein Brot schmierte.

"Wieso zur Hölle", fing ich an, holte Luft und fragte, "bist du so ekelhaft gut gelaunt?"

Er sah mich grinsend an.

"Sagen wir: Ich habe etwas gefunden, das ich schon lange gesucht habe."

"Dein Superman-Cape?", fragte ich schmunzelnd.

Als wir klein waren, hatte er einen roten Umhang und hat damit immer Superman gespielt. Doch eines Tages ist es einfach so verschwunden. Wir hatten das ganze Haus abgesucht, aber das Teil war nirgends zu finden.
Adam hatte Wasserfälle geweint und meinte, dass er nun seine Superheldenkräfte verloren hätte.

Er lachte.

"Nein, obwohl ich das immer noch vermisse."

Ich warf einen Blick auf die Uhr und stand auf.

"Wir müssen los."

"Lexy!"

"Maddy!"

Wir umarmten uns fest. Ganz fest.

Sie war so schrecklich besorgt gewesen. Noch in der selben Nacht, als sie erfahren hat, was passiert war, rief sie mich unzählige Male an, doch mein Akku war leer und im Krankenhaus hatte ich erstmal geschlafen. Irgendwie schaffte sie es, Jaydens Nummer zu bekommen, der sie dann mit mir sprechen ließ.

"Wie geht's dir? Wie geht's deinem Dad?"

"Besser.", antwortete ich.

Mir war nicht nach reden zu mute.
Zum Glück ertönte dann auch schon der Vorgong, sodass wir in unsere Klasse gingen.
Ich freute mich jetzt schon, mich nach der Schule in mein Bett zu werfen.

"Endlich!", seufzte ich erleichtert, als wir nach gefühlten vier Jahren den Klassenraum verlassen und nach Hause gehen durften.
Lexy holte mich schnell ein und zusammen gingen wir die Treppe runter.
Gegenüber von uns sah ich Kyle, der Lexy beobachtete, aber sie bekam das nicht mit.
Da fiel mir das Gespräch mit Jayden in New York wieder ein, wo Kyle ihre Nummer wollte, aber ich meinte, er sollte sie ansprechen.
Das wäre doch der perfekte Augenblick.
Sobald Kyle mich sah, gab ich ihm ein Zeichen und deutete auf Lexy.
Er nickte.
Ich winkte ihn zu uns und er lief her.

"Lexy, ich muss nochmal auf die Toilette. "

"Okay, ich-", mehr hörte ich nicht mehr, weil ich schon davon gehuscht bin.

Ich versteckte mich so, dass sie mich nicht sehen konnten, ich sie aber.

Lexy stand mit dem Rücken zu ihm, sodass sie ihn nicht kommen sah.
Sie schaute gerade auf den Vertretungsplan, während er sich vor sie stellte und sie ansah.
Ihr Blick fiel auf ihn und ihre Augen weiteten sich. Ihr Gesicht verfärbte sich in ein leuchtendes Rot, sie schien erstarrt.
Kyle jedoch grinste sie nur schief an.
Oh Gott.
Das war nicht gut.
Sie liebte dieses Grinsen.
Ich versuchte mein Lachen zu unterdrücken.
Lexy ließ ihre Haare in ihr Gesicht fallen, um das Rote zu verstecken.
Zitternd, das sah ich sogar von hier, holte sie ihr Handy raus, tippte kurz darauf rum und gab es ihm dann.
Nachdem sie anscheinend Nummern getauscht hatten, verabschiedeten sie sich lächelnd voneinander und Kyle verschwand.
Und ließ eine Statue ähnliche Lexy zurück.
Sie lächelte immernoch, wie sie ihn angelächelt hatte, doch rührte sich kein Stück. Ich erkannte nicht mal ein Blinzeln.

Als wüsste ich nichts, schlenderte ich auf sie zu. Jetzt musste ich mich dumm stellen.

"Können wir los?", fragte so normal wie möglich.

Sie antwortete nicht und schlug sich die Faust vor den Mund.

"Lexy, alles okay?"

Meine beste Freundin sah mich endlich an und flüsterte:

"Kyle."

Ich grinste.

"Was ist mit ihm?"

"Er...er..", sie holte Luft, "hat mich angesprochen."

"Was?!", spielte ich geschockt.

"Als...du auf Toilette warst."

Dramatisch schlug ich mir meine Hände an meine Wangen.

"Verarsch' mich nicht!"

"Er stand einfach vor mir und...und hat gegrinst. Dieses schiefe Grinsen.", wimmerte sie.

"Komm, erzähl mir alles auf dem Weg."

"Er hat einfach Hi gesagt.", flüsterte sie immernoch fassungslos, "er hat meine Nummer."

"Nein!"

"Doch."

Gern geschehen, Lexy.

Ich weiß, doofes Kapitel.
So unkreativ.
Und langweilig.
Ich wollte diese Story eigentlich in den Sommerferien fertig kriegen, aber sieht echt schlecht aus.
Peace

Badboy's BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt