Kapitel 4

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Wir kamen in der Einfahrt vor unserem Zuhause an. Unser Haus war nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Es war genau richtig.

Wie zu erwarten waren mein Bruder und ich alleine. Meine Eltern waren beide berufstätig und kamen deshalb immer spätabends von der Arbeit.

Ich ging in die Küche und kochte für uns beide etwas. Doch nicht ohne vorher Musik anzumachen, meine Hüften im Rhythmus des Liedes zu bewegen und gleichzeitig die Nudeln umzurühren. Im Refrain nahm ich mir den Kochlöffel als Mikro und sang lauthals mit.

Ein Lachen unterbrach mein Solo. Ich drehte mich zur Tür und entdeckte Adam, der am Türrahmen angelehnt stand und sein Handy auf mich gerichtet hatte.

„Adam..", ich zog seinen Namen in die Länge.

„Ja?", er versuchte ernst zu bleiben, doch es gelang ihm nicht wirklich.

„Gib mir sofort dein Handy.", sagte ich schnell.

„Hol es dir doch.", er streckte seinen Arm in die Höhe. Und wow, ich kam nicht dran, was kein Wunder war, weil er ja auch einen Kopf größer war. Doch er grinste wie ein Honigkuchenpferd.

Ich stemmte meine Hände in die Hüfte.

„Adam, das ist echt nicht lustig.", funkelte ich ihn wütend an.

„Ach echt? Ich find das sehr lustig und elf andere Leute auch.

Jetzt war ich verwirrt. Meine Augenbrauen zogen sich in Verwirrung zusammen, doch mein Bruder schaute mich weiterhin herausfordernd an und wartete anscheinend darauf, dass ich verstand, was er da gerade gesagt hatte.

Und dann machte es klick.

Er hatte es hochgeladen.

Elf Leute hatten das Video schon geliket.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz, sodass ich meinen Bruder ansprang, der es gerade so schaffte nicht umzufallen, und schnappte mir das Handy.

Lange musste ich nicht wirklich suchen, da er Instagram noch geöffnet hatte und mir mein Video gleich als erstes ins Auge sprang.

Einige Sekunden später war das Video gelöscht und ich gab ihm sein Handy wieder, aber nicht ohne ihm nochmal einen Killerblick zu zuwerfen.

Ein Blubbern lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Essen, das ich kochte. Das hatte ich ja komplett vergessen! Schnell rettete ich die Nudeln und die Soße, in dem ich den Herd ausschaltete und die Nudeln abgoss.

Dann klingelte die Tür.

Wer konnte das sein? Meine Eltern würden erst heute Abend kommen.

„Nimm dir schon mal Essen. Ich sehe nach, wer es ist.", sagte ich zu meinem Bruder.

Ich verließ die Küche und ging zur Tür, um diese zu öffnen.

Mit Schwung schwang sie auf, doch ich bereute sofort, nicht durch den Spion geguckt zu haben und mir so dieser Schock erspart geblieben wäre. Anscheinend sah man mir den Schock an.

„Mach den Mund zu, sonst sabberst du noch, Madison."

Jayden.

Ich fühle mich langsam dezent verarscht.

Er zwinkerte mir zu und ging einfach rein.

Augenblicklich schloss ich meinen Mund und folgte ihm in den Flur.

Ich wollte gerade zum reden ansetzen, ihn rauswerfen, als er ein Buch rausholte und meinte:

„Ich wollte deinem Bruder nur sein Buch bringen."

In dem Moment kam Adam in den Flur. In der Hand hielt er seinen vollen Teller und war gerade dabei sich einen Berg Nudeln in den Mund zu stopfen, hielt aber dann inne, als er zuerst zu Jayden sah, dann zu mir, dann zu dem Buch, dann wieder zu Jayden. Man konnte die Spannung zwischen ihnen fast schon spüren. Ich blickte zwischen ihnen hin und her.

Jayden drückte Adam das Buch in die Hand und ging dann wieder zur Tür.

„Emm.. danke.", sagte ich anstelle meines Bruders.

Die Tür war schon halb zu, als er mich nochmal rief.

„Ach Madison", er kam wieder zur Tür und stütze sich am Türrahmen ab, „gibt es noch einen zweiten Teil von dem Video?"

Als mir die Bedeutung seiner Worte klar wurde, weiteten sich meine Augen.

Fuck. Er hatte das Video gesehen.

„Nein, leider nicht.", ich lächelte ihn zuckersüß an und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Das Verlangen durch den Spion zu gucken war zu groß, um es nicht zu tun. Ich kniff ein Auge zu und sah hindurch.

Er lachte.

Dann stieß er sich vom Türrahmen ab, drehte sich um und lief auf sein Motorrad zu. Ich betrachtete ihn von hinten. Seine breiten Schultern, der lässige Gang. Er stieg auf sein Motorrad, setzte seinen Helm auf, und fuhr davon.

Hinter mir hörte ich ein Räuspern.

Mir schoss die Röte ins Gesicht.

Das war verdammt peinlich.

Ich sah zu meinem Bruder, der mit verschränkten Armen und einer hochgezogenen Augenbraue vor mir stand, lachte nervös und fragte:

„Schmecken die Nudeln?"



Badboy's BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt