Kapitel 8

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Die Strecke war recht simpel. Einfach nur geradeaus und dann wieder zurück. 
Ich stand mit Emma am Start, was aber auch gleichzeitig das Ziel war.
"Los Jayden!", quiekte Tiffany, eine der beliebten Mädchen, mit einer unnatürlich hohen Stimme. Verwirrt verzog ich das Gesicht, als ich zu ihr und ihren Anhängseln schaute. Sie trug so viel Make up. Ich war mir sicher, sie hatte unter diesen vielen Schichten ein natürlich schönes Gesicht, aber schließlich blieb das jedem selbst überlassen. Wenn sie sich so schön fand, dann sollte man daran nicht auszusetzen haben.

Wie dem auch sei.

Adam lag vorne, doch Jayden war ihm dicht auf den Fersen.
Sie hatten die Kurve hinter sich gelassen und fuhren nun wieder auf das Ziel zu. Immer näher kamen sie, als Adam plötzlich langsamer wurde. Ich sah, wie ein Funken von seinem Motorrad absprang und schnappte geschockt nach Luft. Da stimmte etwas nicht. 
"Da stimmt was nicht.", sprach ich dann auch meine Gedanken aus, um auch Emma an ihnen teilhaben zu lassen.
"Warum wird Adam langsamer?"
Das fragte ich mich auch.
"Das werden wir gleich erfahren."
Wie zu erwarten überholte Jayden Adam, der immer langsamer wurde.
Jayden sauste über die Ziellinie, Adam rollte nur noch.
"Du Bastard! Was hast du mit meinem Motorrad gemacht?!", brüllte Adam, als er seinen Helm ausgezogen hat und Jayden entgegen lief.
Ein anderer Typ begutachtete derweil sein Motorrad.
"Ich schwöre dir, ich hab nichts gemacht.", entgegnete Jayden energisch und hob abwehrend die Hände.
"Ach ja? So wie du mir geschworen hast, du hättest Zoey nicht angerührt?!"
Und dann herrschte Stille.
Die beiden lieferten sich ein Blickduell.
Jayden spannte seine Kiefermuskeln an.

Uff sieht das sexy aus.
Ok , falscher Zeitpunkt, Maddy!

Doch Jayden durchbrach diese Stille, indem er mit seinem rechten Arm ausholte und mit der Faust Adams Nase traf.
"Ich habe das für dich getan, Adam, weil du zu blind warst. Aber du hast dieser billigen Schlampe geglaubt und nicht mir. Ich habe dich nie angelogen."
Adam wischte sich mit dem Ärmel das Blut von seiner Nase weg.
Ich rannte auf meinen Bruder zu, legte meine Hände auf seine Brust und meinte, er solle sich beruhigen.
Doch das bewirkte genau das Gegenteil.
Blind vor Wut schubste er mich zur Seite, sodass ich hinfiel, er stürmte auf Jayden zu und schlug auf ihn ein.
Er wich vielen Schlägen geschickt aus, aber dann traf Adam sein Auge.
Jaydens Kopf flog zur Seite und er hielt seine Hand auf die Stelle.
Das gab ein dickes blaues Auge. Autsch.
"ADAM, HÖR AUF!", schrie ich nun. Immer noch am Boden sitzend rappelte ich mich auf und wollte wieder auf ihn zu, wurde aber von Emma aufgehalten, denn Kyle und Jake packten Adam und zerrten ihn von Jayden weg.
Adam sah sich nur wütend und schwer atmend um.
"Bruder, da war nur ein Wackelkontakt.", meldete sich der Mechaniker von hinten.
Allem Anschein nach hatte er nichts von dem mitbekommen, was hier ein paar Minuten zuvor passiert war, denn sein stolzes Lächeln, dass er das Motorrad wieder repariert hatte, verschwand augenblicklich und er fragte einen Typen neben ihm, was los sei.
Wie vom Blitz getroffen schnappte Adam sich sein Motorrad,  setzte seinen Helm auf und so schnell, dass ich nicht mal mehr Adam sagen konnte, war er davon gesaust.

Moment.
Warte.
WAS?!
ADAM IST WEG.
OHNE MICH!

"ADAM!", schrie ich ihm nach und winkte mit beiden Armen, doch er war schon zu weit weg.
"Du hast mich vergessen.", murmelte ich niedergeschlagen vor mich hin, ließ meine Schultern sinken und blickte ihm sehnsüchtig hinterher.

Wie zur Hölle soll ich jetzt nach Hause kommen?

Sofort spielten sich tausend Szenarien in meinem Kopf ab, was mir alles passieren könnte.

Ich könnte beklaut
oder ermordet
überfahren
o-..oder  vergewaltigt werden.
Oh mein Gott, was mache ich nur?

Ich konnte niemanden fragen, ob er mit abholen könnte.
Meine beste Freundin schläft wahrscheinlich und hat noch keinen Führerschein.
Meine Eltern würden ausrasten.
Adam.. wer weiß, ob ihm überhaupt aufgefallen war, dass ich nicht da war.
Ich war das erste Mal nachts auf mich alleine gestellt.
In meiner Tasche suchte ich nach einer ganz bestimmten Sache.
Mein Pfefferspray.
In dem Moment war ich wirklich froh, es dabei zu haben.
Ich schaute schnell auf mein Handy, keine neuen Nachrichten.
2:30 Uhr
Meine Augen weiteten sich.
Ich ließ meinen Blick über die Leute schweifen, die noch da waren. Die meisten waren schon gegangen. Doch da entdeckte ich Emma und Henry. Schnell lief ich auf sie zu.
"Henry, Emma, könnt ihr mich mitnehmen?"
Vor ihnen machte ich halt und blickte sie hoffnungsvoll an. Sie waren die einzigen hier, die ich näher kannte.
"Tut mir leid, Maddy, aber das wird nicht gehen."
Henry ging einen Schritt zur Seite und gab somit den Blick auf einen Motorroller frei.
Na super.
"Oh.", ich fälschte ein Lächeln,  "Nicht schlimm, ich frage jemand anderen." Emmas besorgtes Gesicht ignorierte ich, winkte kurz und schon düsten sie davon.Alle hier hatten Motorräder oder protzige Autos und mittendrin war Henry mit seinem langsamen Motorroller.
"Hey Süße, ich kann dich mitnehmen."
Ein Typ, der seine Haare mit viel zu viel Gel nach hinten gegelt hatte, ein weißes dreckiges Tanktop trug und eine Goldkette um den Hals hatte, lief auf mich zu. Als er vor mir stehen blieb, scannte er mich ab, leckte sich über die Unterlippe und grinste pervers.
"Na, was sagst du?"

Holy shit. Da lauf ich ja lieber nach Hause.

"N-Nein, d-danke.", stotterte ich. Ich verfluchte mich selbst, dass ich nicht selbstbewusst klang.
Ich war so eine leichte Beute.
"Keine Angst, Süße, ich beiße nicht... oder vielleicht doch."
Er leckte sich nochmal über die Lippe und kam mir näher.
Jeden Schritt, den er mir näher kam, ging ich zurück und wurde immer schneller. Ich traute mich nicht, mich umzudrehen und ihn aus den Augen zu lassen,weswegen ich rückwärts lief.
Doch schneller als ich gucken konnte, griff er nach meinem Handgelenk, um mich zu ihm zu ziehen. Und ich dachte nur:
Das war's.
Meine Versuche, mich zu befreien und mich aus seinem Griff zu winden, misslangen.
"Fass sie nicht an, du Dreckskerl!"
Und schon landete eine Faust in dem Gesicht des Ekelpackets vor mir.

Badboy's BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt