Arrival

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Korea. Das war jetzt also meine neue Heimat. Ein neues Land, ein neues Leben.

Seufzend blickte ich aus dem kleinen Fenster des Flugzeugs auf die dichte, strahlend weiße Wolkendecke. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie mich meine Mutter besorgt musterte, aber ich ignorierte sie. Es war schließlich ihre Schuld, dass ich alles hinter mir lassen musste, meine Schule, meine Freunde, meinen Freund...

'Reiß dich zusammen, Yuna! Fang jetzt bitte nicht wieder an zu heulen! Das hast du am Flughafen wirklich schon zur Genüge getan!'
Der Abschied von meiner besten Freundin war wirklich schwer gewesen. Heulend sind wir uns in den Armen gelegen und haben geschworen, dass wir uns nie vergessen werden. Wir wussten beide, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen werden. Ich bin zwar kein schlechter Mensch, aber für Freundschaften und Beziehungen über große Entfernung bin ich einfach nicht geschaffen, ich würde unzuverlässig werden und enttäuschte die Leute, die mir in meinem Leben wichtig waren, nur noch mehr.
Beziehungen... schon wieder war ich in Gedanken bei ihm angelangt. Ich seufzte schwer und fuhr mir müde mit der Hand über das Gesicht.

'Es hätte nicht funktioniert, Yuna. Es war die richtige Entscheidung.'

Die richtige Entscheidung. Mit der Liebe deines Lebens Schluss zu machen, weil du ganz genau weißt, dass du sie nie wieder sehen wirst...
"Ach verdammt!", fluchte ich leise, als mir die Tränen in die Augen stiegen und meine Sicht verschwommen wirken ließen. Warum war es so schwer, mal einen Augenblick nicht an ihn zu denken?

'Weil der Schmerz noch zu tief sitzt. Der Schmerz darüber, ihn vergessen zu müssen.'

Da sprach meine weise, psychologisch veranlagte, innere Stimme wieder zu mir. Schnell wischte ich mir über die Augen und setzte mir die Kopfhörer auf. Ich wollte mich ablenken. Von dem Gedanken, dass ich in weniger als 4 Stunden mein Leben wieder komplett von vorne beginnen durfte. Was heißt durfte, ich wurde schließlich kaltblütig dazu gezwungen.

Langsam wurde ich müde, meine Augen brannten vom vielen Weinen und von dem wenigen Schlaf,  den ich die letzten paar Tagen bekommen hatte. Ich lehnte meine Kopf an die Scheibe. Die Dämmerung brach ein, man sah sogar schon die ersten Sterne und ein paar Minuten später beim Betrachten der  lila-roten Wolkenformationen fielen mir die Augen zu.


Irgendwann später - ich fühlte mich, als hätte ich nur 10 Minuten geschlafen - wurde ich von dem Gefühl einer Hand an meiner Wange geweckt.

"Yuna Schätzchen, das Flugzeug landet gleich", sagte meine Mutter leise Sie wandte sich allerdings gleich wieder ihrem Buch zu und schien keine Antwort zu erwarten. Sie wusste wohl, dass ich ihr die nächsten Tage nicht viel zu sagen hatte. 

Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich... rein gar nichts. Es war komplett schwarz und dunkel draußen.
Mir waren im Schlaf die Kopfhörer vom Kopf gerutscht, also griff ich nach meinem Handy, schaltete die Musik aus und schmiss beides in meinen Rucksack. Es nütze mir im Moment eh nicht viel, da ich hier ja kein Internet hatte. 

Die kleine Auszeit hatte gut getan, ich fühlte mich schon etwas entspannter und wacher,  allerdings kamen jetzt auch wieder diese blöden Gedanken zurück, denen man im Schlaf so gut entfliehen konnte. Und ich wollte nicht schon wieder an Dinge denken, die mich nur noch trauriger machten, also versuchte ich in meinem Kopf eine Geschichte zu spinnen, die mich ablenken würde. Ich lächelte wehmütig.

Ja, meine selbst ausgedachten Möglichkeiten, wie sich mein Leben abspielen könnte, waren übertrieben und unrealistisch, aber, genau wie ich, unbeholfen und hoffnungslos romantisch. Ich wusste genau, dass so etwas nie im Leben wirklich passieren würde, aber die Vorstellung war trotzdem schön.


Eine Stunde später stand ich mit meinen drei Koffern Gepäck und meiner Mum am Flughafen in Seoul und seufzte schon wieder. Alles hier sah so anders aus als zu Hause, überall stand etwas auf koreanisch, was ich nur halb lesen konnte. Klar konnte ich die Sprache hier, ich stammte schließlich zur Hälfte aus Korea, allerdings konnte man in 10 Jahren sehr viel verlernen.

10 Jahre war es her, dass meine Mum mit mir und meinem Dad nach Deutschland gezogen war. Sie hatte sich in meinen Dad, der auf Auslandsstudium in ihrer Uni war, verliebt und gemeinsam hatten sie sich in meinem 7. Lebensjahr dazu entschieden, nach Deutschland, in das Heimatland meines Dads zu ziehen.

Jetzt hatten sie sich getrennt und es war irgendwie verständlich, dass sie wieder zurück in ihre Heimat wollte. Klar war ich traurig darüber gewesen, dass sie sich getrennt hatten, aber sie hatten es im Guten getan und ich war ja schließlich nicht blind und sah dass es beiden dadurch besser ging. Also bin ich auch relativ schnell darüber hinweg gewesen.

So folgte ich meiner Mum jetzt also nach draußen in die mir vollkommen unbekannte Stadt, in der ich ab heute leben sollte. Eigentlich kam sie aus Busan, aber sie hatte hier eine sehr gute Arbeitsstelle bekommen, also zogen wir nun in die Hauptstadt. Seoul.
Der erste Schritt in meine neue Heimatstadt und ich wurde erst einmal vollkommen überwältigt. Überall hohe Gebäude, Autos und Menschen. So viele Menschen. So viele Farben und Gerüche, Eindrücke. Mein Nervensystem wurde für einen Moment vollkommen überlastet und mir wurde kurz schwindelig.

Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Ein bisschen viel für einen Tag vielleicht, aber da musste ich jetzt durch.

Wie gingen auf einen Taxistand zu und sie redete höflich mit einem der Fahrer. Natürlich auf koreanisch, wobei ich mir eingestehen musste, dass ich nur mit Schwierigkeiten hinterher kam. In den Jahren, in denen ich quasi nur Deutsch gesprochen hatte, waren meine koreanischen Sprachkenntnisse doch ziemlich eingerostet.

Nach ein paar Wortwechseln durften wir unsere Sachen im Kofferraum verfrachten und stiegen in das Auto. Meine Mum vorne, ich hinten. Naja, so hatte ich wenigstens meine Ruhe und konnte mir die Stadt im Vorbeifahren anschauen.

Jetzt, da sich die ersten Eindrücke manifestiert hatten, kam sie mir eigentlich recht schön vor. Zwar waren es viele Hochhäuser, allerdings keine riesigen grauen Betonklötze wie in Deutschland, sondern irgendwie... eleganter. Ich sah kleine Läden und Cafés und bewunderte die Ruhe, die alles ausstrahlte. Zumindest soviel Ruhe, die eine Großstadt ausstrahlen konnte, aber dennoch. Seoul war anders als alles, was ich bisher gekannt hatte.

Eine kurze Autofahrt später hielten wir vor einem kleinen einstöckigen Haus, etwas abgeschieden von der lauten Stadtmitte und stiegen aus. Auch dieses Haus wirkte ruhig und... ja, man konnte es wirklich elegant nennen, eine bessere Beschreibung gab es nicht. Die Fassade war in einem hellen Mintgrün gestrichen und hatte hohe Fenster eingelassen. Den Eingang schmückte eine Blumenranke und die Tür war oben abgerundet, sodass sie ein klein wenig magisch wirkte.

Der Fahrer hatte inzwischen unser Gepäck aus dem Wagen gehievt, meine Mum bezahlte ihn und er fuhr kurz darauf auch schon davon. Ich nahm meine Koffer und stellte mich vor die Tür. Meine Mutter stand mit ihren Sachen neben mir.

"Jetzt fängt unser neues Leben an, was?", sagte meine Mutter leise und ich sah sie unsicher an. Dann schloss sie die Tür auf und ich betrat das erste mal mein neues Zuhause.


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Hi erstmal, ich bin Marie^^ Ich hoffe euch gefällt der erste Teil meiner Fanfiction. Ich bin kein großer Freund davon, hinter jeden Part der Story irgendwas hinzuschreiben, deshalb kommt sowas auch nur vor, wenn ich was wichtiges zu sagen habe. So wie jetzt^^

Ab und zu mach ich auch einen Teil, wo ihr entscheiden dürft, wie es weiter gehen soll.

Annyeong und bis zum nächsten Mal♡




Can this be my new life?  [ BTS/Suga - FF ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt