Ich wusste zwar im Nachhinein nicht mehr, was ich eigentlich von der neuen Wohnung erwartet hatte - vielleicht Leere und ein paar karge Möbel oder eine altmodische Einrichtung - allerdings übertraf sie jegliche Vorstellungskraft meinerseits.
Die Wände waren teilweise in einem angenehm dunklen Rot gestrichen, moderne, aber gemütliche Möbel schmückten den Raum. Bilder von meiner Mum und mir hingen an den Wänden oder standen auf Schränken und der Boden war mit einem flauschigen Teppich belegt.
Das einzige Wort, dass mir dazu in den Sinn kam, war 'Wow'. Ich hatte mich auf den ersten Blick in mein neues 'Zuhause' verliebt. Vielleicht war ich doch schneller als erwartet dazu bereit, es wirklich so nennen zu können.
Ich stellte meine Koffer in den Flur, um mich genauer umzusehen. Das Wohnzimmer war nicht sonderlich groß, aber passte perfekt zu uns, wobei ich bemerkte, dass an der rechten Wand ein Kamin in die Wand eingelassen war. Noch war er kalt und leer, aber ich war mir sicher, dass sich das bald ändern würde.
In der Mitte des Raumes stand eine schwarze Stoffcouch direkt darauf ausgerichtet. An der anliegenden Wand war ein kleines Schränkchen, über dem der Fernseher hing, daneben zwei Bücherregale, gefüllt mit allen möglichen Arten von Geschichten. Ich erkannte sogar einige Ordner, die meine eigenen Geschichten enthielten, amateurhafte Versuche, Fantasie auf Papier zu bringen.
Vor den Fenstern hingen dicke Vorhänge, die dem Raum in seinem dunklen Ton bestärken, aber ich mochte es, wenn es nicht so hell und weiß war. An das Wohnzimmer grenzten noch ein paar Räume, die ich aber von hier aus nicht sehen konnte, weshalb mich schon auf Erkundungstour machen wollte, allerdings hielt mich meine Mutter mit ihrer Hand auf meiner Schulter davon ab."Wie gefällt es dir denn? Ich weiß, es ist nicht sonderlich groß, aber ich dachte, für uns zwei reicht es schon und deshalb-", fing sie an und sah mich unsicher an, als würde sie Bestätigung in meinem Gesicht suchen.
"Mum, Mum... Mir gefällt es. Wirklich", unterbrach ich sie, als sie in einen Redeschwall verfallen wollte, "Ich finde es schön." Ich lächelte sie leicht an. Sie sah erleichtert aus, zum einen aus dem Grund, dass es mir gefiel, zum anderen dass ich wieder mit ihr sprach. "Darf ich mich umschauen gehen?"
"Natürlich, geh nur. Die linke Tür ist von deinem Zimmer."
Ich nickte nur und ging auf die Tür zu, auf die sie zeigte, während meine Mum anfing unsere Sachen zu verräumen.Mein Zimmer war genauso gemütlich eingerichtet wie das Wohnzimmer. Auf dem Boden lag ein weicher, dunkelroter Teppich, an der Wand stand ein großes Bett neben einem weißen Kleiderschrank mit durchsichtigen Türen, wobei ich feststellte, dass dieser bereits gut gefüllt war.
An der anderen Seite des Zimmers stand in der Ecke ein schwarzer Schreibtisch mit Lampe und etlichen Schreibutensilien. Von der Decke hing ein kleiner Kronleuchter, der das Zimmer in ein warmes Licht tauchte.Mein Blick fiel auf ein kleines Bücherregal, auf dem allerlei Krimskrams stand, wie eine Spieluhr, ein Schmuckkästchen und kleines Foto von mir und meiner Mum am Strand. Andächtig nahm ich das Bild in die Hand und fuhr sanft mit dem Daumen über den wunderschön verzierten Rahmen. Auf dem Bild war mein damaliges Ich mit 5 Jahren zu sehen im Urlaub in Florida. Sie sah damals so glücklich aus. So hatte ich meine Mutter schon lange nicht mehr lächeln sehen.
Auch wenn ich wütend auf sie war und verletzt, weil sie mir mein komplettes Leben entrissen hatte, wollte ich trotzdem, dass sie wieder so lächeln konnte wie früher. Vielleicht würde sie das hier wieder können.
Ich seufzte schwer. Das wollte ich ihr wirklich nicht kaputt machen.
Als ich wieder zurück ins Wohnzimmer kam, hatte sich meine mum inzwischen daran gemacht, die paar Sachen, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten, zu verstauen. Sie lächelte zwar nicht, aber ihr Körper hatte eine entspannte Haltung angenommen und der ganze Stress der letzten paar Wochen war von ihr abgefallen, das war deutlich. Also lief ich in mich hineinschmunzelnd zu ihr und half ihr dabei, und keine Stunde später waren wir damit fertig. Wir richteten uns auf und sahen uns um. Wenn es vorher nicht schon heimelig aussah, dann spätestens jetzt.
"Wir müssen noch einkaufen gehen, damit wir für heute Abend und morgen etwas zu Essen haben." Wie aufs Stichwort fing mein Magen an zu knurren und sie lachte. "Willst du mitkommen? Dann kannst du auch gleich die Gegend ein bisschen erkunden."
Ich nickte und schon machten wir uns auf den Weg zu einem Supermarkt in der Nähe. Offenbar hatte meine Mum sich im vorneherein über alles hier erkundet, denn nach kurzem Umschauen wusste sie, wo es lang ging. Auf dem Weg kamen wir an ein paar Cafés und Kleinläden vorbei, bis wir schließlich vor dem großen Supermarkt standen.Von innen kam er einem sogar noch größer vor mit den verschachtelten Wegen zwischen den Regalen und Ständen, um die sich etliche Menschen drängten. Lange konnte man hier wirklich nicht verweilen, doch glücklicherweise fanden wir recht schnell, was wir zum Überleben brauchten und nach dem bezahlen beschloss meine Mum schon mal zurück zum Haus zu gehen, während ich mich noch ein wenig umschauen wollte. Da der Laden nicht weit von unserer Straße entfernt war, hatte ich somit auch keine Probleme nachher wieder zurück zu finden.
So schlenderte ich also die Straße entlang und beobachtete das bunte Treiben um mich herum. Hier erkannte man die Großstadt, denn obwohl es schon recht spät war, waren dennoch viele Leute unterwegs.
An einer Straßenecke stach mir ein kleines Café ins Auge. Es war nicht sonderlich auffällig von außen, weshalb ich mich wunderte, dass mir es überhaupt aufgefallen ist, allerdings konnte ich mich schon immer auf mein Bauchgefühl verlassen, also beschloss ich kurzerhand, es mir mal näher anzusehen und betrat den kleinen Raum.Auch von innen sah es aus wie ein normales Café, weshalb ich mich einmal mehr wunderte, was mich dazu veranlagt hatte, hier herein zu kommen, aber ich setzte mich trotzdem an einen kleinen Tisch in der Ecke.
Mir fiel auf, dass sich außer mir nur sehr wenige Gäste hier aufhielten, weshalb auch sofort eine Bedienung auf mich zu kam und mich fragte, was ich bestellen möchte. Ich verstand zwar nicht alles auf Anhieb, allerdings wedelte sie mir mit einem Schreibblock vor der Nase herum, sodass ich mir den Rest denken konnte.Das Mädchen, in meinen Augen sah sie aus wie Anfang zwanzig, also noch relativ jung, hatte ein aufgesetztes Lächeln, das so falsch aussah, dass sie mir direkt unsympathisch war. Sollten Bedienungen nicht eigentlich nett aussehen? Wenn sie keinen Spaß an ihrem Job hatte, wieso machte sie ihn dann?
"Ein Caramel Machiatto, bitte." Soviel bekam ich grade noch zusammen.
Und schon verschwand sie wieder hinter die Theke und ich konnte mich ein wenig umschauen.In einer Ecke saß ein Pärchen, das sich verliebt in die Augen schaute und sich gegenseitig mit Kuchen fütterte. Ich verzog das Gesicht und wandte mich ab. Erstens, weil mir dieses Pärchengetue auf den Geist ging und zweitens, weil die beiden mich an jemand bestimmtes erinnerten, an den ich jetzt ganz bestimmt nicht denken wollte. Nicht, dass wir das jemals gemacht hätten, aber sie sahen so glücklich zusammen aus...
Mein Blick blieb an einem Jungen mit einem Mundschutz und schwarzem Beanie, unter dem mintgrüne Haare hervorblitzten, hängen. Er saß alleine an einem Tisch und war offenbar in irgendetwas vertieft, denn er starrte die ganze Zeit auf ein Blatt Papier und kritzelte ab und zu etwas darauf.
Ich wusste nicht, was es war, aber irgendetwas fesselte mich an dem Anblick dieses Jungen, sodass ich ihn regelrecht anstarrte.
Doch plötzlich hob er der Kopf und schaute sich kurz gelangweilt um, als würde er etwas suchen, bis sein Blick an mir hängen blieb. Er hatte einen angestrengten Gesichtsausdruck, der sich, als er mich bemerkte, zuerst in Verwirrung verwandelte und dann einem genervten Blick wich.
Schnell schaute ich wieder weg. Mein Gesicht wurde heiß, allerdings wusste ich, dass man mir das nicht anmerkte, denn die Natur hatte mir die Fähigkeit rot zu werden verweigert. Manchmal war ich ziemlich froh darüber, so wie jetzt.Ich spürte, das sein Blick noch auf mir lag, traute mich aber nicht nochmal den Kopf zu heben und starrte angestrengt auf mein Handy. Kurz darauf kam auch schon die Bedienung wieder und brachte mir meinen Kaffee. Ich war ganz froh über die Ablenkung, so konnte sich meine Temperatur wieder regulieren und mein seltsamerweise viel zu schnell klopfendes Herz wieder beruhigen. Als ich hochschaute, um ihn anzunehmen, sah ich aus dem Augenwinkel, dass der Typ schon wieder in seinen Aufschrieben vertieft war. Vielleicht war er ja Student und stand kurz vor den Abschlussprüfungen. So genau wusste ich das nicht, dieses komplette Schulsystem hier war mir ein Rätsel. Also schaute ich einfach aus dem Fenster und beobachtete die vorbeigehenden Leute.
Plötzlich leuchtete mein Handy auf und zeigte mir eine neue Nachricht an. Sie war von meiner Mum. Sie fragte mich, wann ich wieder nach Hause käme, sie hätte für uns gekocht. Also stand ich auf, bezahlte meinen Getränk und wollte gerade den Laden verlassen, musste aber abrupt ausweichen, da mir an der Tür drei Jungs entgegen kamen und wir sonst zusammengestoßen wären. Ich verbeugte mich leicht und murmelte eine Entschuldigung, bevor ich mich an ihnen vorbeidrängte und nach draußen in die kühle Nachtluft trat. Durch das Fenster sah ich noch, dass die Drei sich zu dem Typen mit den grünen Haaren setzten, bevor ich mich schließlich zu unserem Haus zurück begab.
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Can this be my new life? [ BTS/Suga - FF ]
Fanfiction[ " Jetzt fängt unser neues Leben an, was?", sagte meine Mutter leise und ich sah sie unsicher an. Sie schloss die Tür auf und ich betrat das erste mal mein neues zu Hause. ] Yunas Leben wird komplett auf den Kopf gestellt duch die Entscheidung ihre...